„Mit Herz – aber auch mit Kommerz“

von Redaktion

Vor 40 Jahren, am Freitag, 30. November 1984, eröffnete erstmals der Christkindlmarkt auf dem Max-Josefs-Platz in Rosenheim. Monate zuvor hatten die Planungen begonnen, kurioserweise noch bei sommerlicher Hitze. Wir haben nachgezeichnet, wie es dazu kam und was alles geschah.

Rosenheim – „Ein bißchen seltsam mag den Rosenheimer Stadträten schon zumute gewesen sein, als sie sich in der letzten Sitzung vor der Sommerpause bei 30 Grad Celsius im Schatten mit dem künftigen Christkindlmarkt in der Fußgängerzone beschäftigen mußten. Damit aber alle Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden können, war eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt notwendig – auch wenn der Gedanke an eine kühle Maß näherlag als an duftenden Glühwein“, berichtete das OVB am 3. August 1984.

Christkindlmarkt löst
Weihnachtsdult ab

Hintergrund war, dass in jenem Jahr die Umwandlung des Max-Josefs-Platzes zur Fußgängerzone zur Umsetzung kam, über die wir bereits ausführlich berichtet haben. 14500 Autos rollten dort einst täglich. Für manchen Zeitgenossen war es absolut unvorstellbar, dass man diesen eines Tages, wie schließlich im November 1984 geschehen, zur Fußgängerzone deklarieren könnte. Sorgen kamen auf, der Platz könne „veröden“, es würde ein Fiasko für die Rosenheimer Geschäftswelt. Und so sollte er durch Veranstaltungen, wie eben den Christkindlmarkt, belebt werden. Zuvor hatte es so etwas in dieser Form noch nicht gegeben. Jahrzehntelang hatte es zuvor beispielsweise eine Weihnachtsdult gegeben. Dort gab es beispielsweise „eine reiche Auswahl von Möbeln und kunstgewerblichen Gegenständen zur geschmackvollen Hausgestaltung“ und andere Dinge wie Trachtenkleidung zu sehen, ist in einem Bericht aus dem Jahr 1948 nachzulesen.

„Weil der Wirtschaftliche Verband einschlägige Erfahrungen im Organisieren von Messen und Festen hat, wurde ihm die Organisation übertragen, auch im Hinblick auf die Finanzierung, die größere Flexibilität und die Einbindung der Rosenheimer Wirtschaft. Der Vertrag wurde auf sechs Jahre befristet, mit der Möglichkeit der Verlängerung um weitere sechs Jahre. Der Verband hat sich verpflichtet, einen hochwertigen und dem Platzcharakter entsprechenden Christkindlmarkt zusammenzustellen“, heißt es in jenem Bericht Anfang August weiter. „Die näheren Einzelheiten wie Öffnungszeiten, Beleuchtung, Gebühren werden vom Bauausschuß festgelegt. Auf jeden Fall wurde schon bestimmt, daß nur die von der Stadt zugelassenen Buden verwendet werden dürfen.“

Ende des Monats, am 24. August, berichtete das OVB dann noch einmal über weitere Beratungen zum Thema, dabei wurden auch erste Skizzen gezeigt. Die Auftritte des Chors aus Lazise, nun fester Bestandteil des Programms, waren auch zum Start dabei: „Wenn die Rosenheimer Fußgängerzone fertig ist und erstmals ein Christkindlmarkt stattfindet, dann soll in einem musikalischen Rahmenprogramm auch ein Chor aus Lazise auftreten“, heißt es in einem Bericht vom 29. August zu einem Treffen der Partnerstädte.

Am 27. November konnte das OVB dann berichten: „Wie mit dem Lineal ausgerichtet wurden die Stände für den Christkindlmarkt auf dem Max-Josefs-Platz aufgebaut. Vielleicht wird die Atmosphäre anheimelnder, wenn die Standl geschmückt sind, Lichter und das Warenangebot hinzukommen.“ Die Eröffnung sollte am Freitag darauf stattfinden: „Seit gestern Abend duftet es auf dem Max-Josefs-Platz nach gebrannten Mandeln und Glühwein: Es gab adventliche Musik und Gesang beim ersten Rosenheimer Christkindlmarkt.“ „Oberbürgermeister Dr. Stöcker eröffnete den Markt als eine ‚Fußgängerzone mit Herz – aber auch mit Kommerz‘. Der Vorsitzende des Wirtschaftlichen Verbands, Josef Großmann, sagte, man werde sich bemühen, mit den Jahren eine optimale Gestaltung zu finden. Der Bläserkreis Halfing, der Chor ‚Chiusa‘ aus Lazise und der Jugendchor St. Nikolaus traten auf, Andi Bonholzer sagte die ‚Altbayerische Weihnacht‘ auf.“

Von Beginn als
„Magnet“ gefeiert

Schon kurz darauf, am 3. Dezember, hieß es: „Bereits am ersten Wochenende erwies sich der Christkindlmarkt auf dem Max-Josefs-Platz, in der neuen Fußgängerzone, als Magnet!“ Mitten drinnen, am 7. Dezember, kehrte übrigens als besonderes Spektakel nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten die St.-Nepomuk-Statue auf den Brunnen zurück.

„Auch bei den Händlern war eine Bude auf dem Christkindlmarkt heiß begehrt. Den 120 Bewerbungen standen lediglich 20 freie Plätze gegenüber, wobei bei der Händlerauswahl vor allem auch darauf geachtet wurde, daß sich das Angebot auf weihnachtliche Artikel beschränken sollte. Einem Trend zum reinen Warenmarkt hin, sollte von Anfang an gegengesteuert werden“, ist im Stadtarchiv über jenen ersten Christkindlmarkt zu lesen.

„Seit 1984 immer noch dabei sind Werner Hermann mit dem Mandelstand, der übrigens seit 1984 für den Wirtschaftlichen Verband auch der Platzmeister vor Ort ist und sich um die Auf- und Abbauarbeiten kümmert!“, ergänzt Klaus Hertreiter, Geschäftsführer der Veranstaltungs GmbH, „Außerdem Christa Maier, damals Inhaberin des Cafés Weth, nach Geschäftsaufgabe aber immer noch selbstständig dabei. Ebenso Klaus Bechtold Holzschnitzereien, inzwischen geführt von Sohn Bernd und mit Abstrichen: Krebs & Sohn, inzwischen ein Privatstand, geführt von Sabine Bürger aus der Familie.“

„Wenn die Uhr von St. Nikolaus am Heiligen Abend 12 Uhr mittags schlägt, ist es zunächst einmal aus mit Mandel- und Glühweinduft auf dem Max-Josefs-Platz. Spätentschlossene haben noch am Vormittag Gelegenheit, auf dem ersten Rosenheimer Christkindlmarkt einzukaufen, dann werden die Läden heruntergeklappt – bis zum nächsten Jahr“, resümiert das OVB am 22. Dezember, „Daß es auch 1985 wieder einen Christkindlmarkt geben wird, darüber herrscht kein Zweifel, denn schon der erste Versuch hat gezeigt: Die Kunden waren mit dem Angebot zufrieden, freuten sich über den Treffpunkt, die Händler machten gute Geschäfte. Daß die Gestaltung noch einiges zu wünschen übrig ließ, weiß man beim Wirtschaftlichen Verband. Darum sind schon jetzt für das nächste Mal einige Veränderung geplant.“

Doch es gab auch Kritik: „Zu eng, zu exakt“ seien die Buden aufgebaut. „Schon in diesem Jahr hatte sich der Verband die Anordnung anders vorgestellt. Von der Stadtverwaltung wurde die Idee jedoch nicht akzeptiert. Für das nächste Jahr, wenn genügend Zeit zur Vorbereitung ist, hofft Engelhard auf erfolgreiche Gespräche.“ Hans Engelhard sei extra nach Stuttgart gefahren, zu „Deutschland schönstem Weihnachtsmarkt“, wie er berichtete. „Dort hat er sich viele Anregungen geholt.“

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