Rosenheim – Schräg gegenüber vom Glühweinstand sitzt ein Mann auf dem Boden. In der linken Hand hält er einen alten Kaffeebecher. Immer, wenn jemand in seine Richtung schaut, streckt er den Becher in die Höhe und bittet um Kleingeld. Nur die wenigsten kommen seiner Aufforderung nach.
Problem aus
Vorjahren bekannt
Der Mann ist einer von zahlreichen Bettlern, die in diesem Jahr auf dem Rosenheimer Christkindlmarkt unterwegs sind. „Heuer ist es schon auffällig“, bestätigt Klaus Hertreiter. Er ist Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbands und kümmert sich, gemeinsam mit seinen Kollegen, um die Organisation des Christkindlmarkts. Dass die Bettler durch die Veranstaltung auf dem Max-Josefs-Platz angezogen werden, sei ihm bereits in den Vorjahren aufgefallen.
Doch viel dagegen unternehmen kann er nicht. Es gebe einen Platzmeister, der auf dem Christkindlmarkt nach dem Rechten sieht. Wann immer er die bettelnden Menschen sieht, bittet er sie, den Platz zu verlassen. „Manchmal kommen sie der Aufforderung nach, manchmal kommt es zu Diskussionen“, sagt Hertreiter. Hin und wieder müsste auch die Polizei gerufen werden.
„Bettler kommen nicht nur auf dem Rosenheimer Christkindlmarkt vor“, sagt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Vielmehr seien sie bei jeder größeren Veranstaltung anzutreffen. Aber: „Vor allem in der Vorweihnachtszeit sind sie in einer entsprechend höheren Zahl wahrnehmbar.“ Woran das liegt, kann er nur vermuten, es habe aber aller Voraussicht nach mit dem „Fürsorgegedanken zur Weihnachtszeit“ zu tun, auf den die Bettler setzen.
Sowohl Maurer als auch Hertreiter unterstreichen jedoch, dass es bisher noch zu keinen größeren Problemen gekommen ist. „Besucher wurden von Bettlern beispielsweise nicht aggressiv zum Spenden aufgefordert“, sagt der Polizist. Er erinnert aber auch daran, dass es sich beim Betteln in der Fußgängerzone um eine Ordnungswidrigkeit handelt. So sind in der Rosenheimer Stadtsatzung Flächen definiert, auf denen das Betteln untersagt ist. Fällt der Polizei eine bettelnde Person auf, wird zuallererst die Identität festgestellt. Anschließend wird ein Bußgeldverfahren eingeleitet. „Zur Hinterlegung des Bußgeldverfahrens kann eine Sicherheitsleistung seitens der Polizei einbehalten werden“, sagt Maurer. Dabei handelt es sich in der Regel um Bargeld. Das Problem: Oftmals führen die Bettler nur Münzen mit sich. Auch die werden – wenn es nicht anders geht – von der Polizei eingezogen. Laut Polizei steckt meist eine Organisation hinter den Bettlern. „Oft werden die Personen mit Autos zu den Orten gefahren und müssen im Anschluss ihr gesamtes Bargeld abgeben“, sagt Robert Maurer. Einzelne Personen, die sich tatsächlich in Notlagen befinden und deshalb betteln müssen, seien ihm noch nicht untergekommen. Ihm zufolge stammen die meisten Bettler aus dem süd- oder osteuropäischen Raum – beispielsweise aus der Slowakei, Bulgarien oder Rumänien.
Betrugsverdacht
steht im Raum
Bleibt die Frage, ob man den bettelnden Menschen Bargeld geben sollte. „Das muss jeder für sich selbst entscheiden“, sagt der Polizist. Er erinnert aber daran, dass das Geld in den meisten Fällen abgegeben werden muss. „Die Bettler tun so, als ob sie sich in einer Notlage befinden, um an Bargeld zu kommen“, sagt Maurer.
Sollte tatsächlich aufgedeckt werden, dass die Bettler die Menschen absichtlich hinters Licht führen, würde sogar ein Betrugsverdacht im Raum stehen. Das sei in den meisten Fällen aber schwer nachweisbar.