Busse bleiben sonntags im Depot

von Redaktion

Der ÖPNV in Rosenheim sorgt immer wieder für Diskussionsstoff. Vor allem die Tatsache, dass sonntags keine Busse fahren. Das sollte sich jetzt ändern – zumindest an vier Sonntagen im Jahr. Warum sich die Begeisterung über den Vorstoß in Grenzen hielt.

Rosenheim – Unter Druck setzen lassen will sich Oberbürgermeister Andreas März nicht. Das machte er während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verkehrsfragen und ÖPNV gleich mehrmals deutlich. Diskutiert wurde darüber, ob an den vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr Busse fahren sollen. Ja, sagen die Grünen. Nein, sagt die CSU. Man habe weder das Geld noch das Personal für ein solches Angebot, unterstrich März.

Fokus auf Lenk-
und Ruhezeiten

Hinzu kommt, dass die aktuellen Verträge der Busfahrer lediglich Arbeitszeiten von Montag bis Samstag vorsehen. „Es besteht aktuell keine Bereitschaft der Busfahrer auf eine Ausweitung der Arbeitszeiten auf Sonntage“, ergänzte Tobias Weiß, Geschäftsführer der „Verkehrsgesellschaft Rosenheim“. Ein weiterer Punkt seien die Lenk- und Ruhezeiten.

So muss jeder Fahrer, der an einem Sonntag eingesetzt wird, eine Ruhezeit von 48 Stunden an einem Montag oder Dienstag nachholen. Das würde dazu führen, dass das Personal an anderen Stellen fehlt.

Es sind Argumente, die Sonja Gintenreiter so nicht stehen lassen wollte. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen erinnerte daran, dass die Busfahrer bereits jetzt Sonntag unterwegs seien. „Am Samstag fahren die Busse bis in die Nacht. Somit fahren sie bereits am Sonntag“, sagte sie während der Sitzung.

Zudem erinnerte sie daran, dass man sich bereits vor einiger Zeit dafür ausgesprochen hatte, den Promilleexpress wieder zu reaktivieren.

Auch hier wären die Fahrer an drei Sonntagen unterwegs. Mit der Argumentation der Verwaltung würde das im Umkehrschluss bedeuten, dass „der Promilleexpress stirbt“ – zumindest an den Sonntagen.

Gintenreiter schlug vor, Teilzeitkräfte einzusetzen, die an den vier verkaufsoffenen Sonntagen im Dienst sein könnten.

Zudem plädierte sie für mehr Flexibilität, regte an, dass die Ruhezeiten auch auf Tage unter der Woche verlegt werden könnten. Auch sei niemals die Rede davon gewesen, den Busverkehr kostenlos anzubieten. Im Gegenteil.

Die Fraktionsvorsitzende zeigte sich davon überzeugt, dass es mit einer entsprechenden Werbung durchaus gelingen könnte, kostendeckend zu arbeiten.

Zumindest Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzende der CSU, äußerte hier seine Zweifel. Er habe selbst jahrelang im Einzelhandel gearbeitet, wisse, dass 95 Prozent der Kunden, die es an den verkaufsoffenen Sonntagen in die Stadt zieht, aus dem Landkreis kommen. „Wenn der Landrat mitzahlt, können wir es gerne machen“, sagte er. Ansonsten sei es nicht im Sinne von Rosenheim.

Ganz anders äußerte sich Christine Degenhart (Freie Wähler/UP). „Wir unterstützen den Antrag. Es wäre ein gutes Signal“, sagte sie. Zwar könne sie die Argumentation der Verwaltung durchaus nachvollziehen, trotzdem regte sie an, sich auf der Suche nach möglichen Lösungen zu machen. So könnten die Fahrten an den Sonntagen von einer anderen Mannschaft übernommen werden – beispielsweise Busfahrern, die sich momentan im Ruhestand befinden, aber noch Lust hätten, einige Strecken zu fahren.

Stadtrat Florian Ludwig (CSU) plädierte dafür, sich erst einmal darauf zu konzentrieren, die Pflichtaufgaben zu erfüllen. So komme es immer noch vor, dass Busse ohne jegliche Kommunikation ausfallen und Schüler einfach an der Haltestelle stehen gelassen werden.

„Diese Dinge müssen wir beheben und nicht darüber diskutieren, ob an verkaufsoffenen Sonntagen ein Bus fahren soll, auch wenn ich den Wunsch durchaus nachvollziehen kann“, sagte er während der Sitzung.

Robert Lappy (Grüne) erinnerte an den demografischen Wandel. „Die Rosenheimer werden immer älter. Viele Bürger sind bald auf den ÖPNV angewiesen, weil sie sich selbst nicht mehr hinters Steuer setzen können“, sagte er.

Keine Parkgebühren
an den Sonntagen

„Wenn wir einen Busverkehr anbieten, muss es auch am Sonntag funktionieren“, sagte Ricarda Krüger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD.

Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzende der AfD, erinnerte daran, dass an Sonntagen keine Parkgebühren anfallen würden. „Viele werden deshalb am Sonntag nicht mit dem Bus fahren. Wenn wir dann wieder nur fünf Fahrgäste haben, zahlen wir drauf“, sagte er.

Letztendlich war es Oberbürgermeister März, der versuchte, die Wogen zu glätten. Nur, weil man sich jetzt gegen einen Busverkehr an den verkaufsoffenen Sonntagen ausspreche, bedeutet das nicht automatisch, dass es ein solches Angebot niemals geben werde.

Mit 6:5 sprachen sich die Mitglieder des Verkehrsausschusses gegen den Antrag der Rosenheimer Grünen aus. Die Busse bleiben sonntags also vorerst auch weiterhin im Depot.

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