Rosenheim – Für Petra Nzirorera ist es eine Herzensangelegenheit. Seit 15 Jahren leitet sie die Wärmestube am Pfarrhofplatz in Günzburg. Hier finden Obdachlose, Suchtkranke und diejenigen, die an der Armutsgrenze leben, niederschwellige Unterstützung. „Die Menschen können sich bei uns aufwärmen und bekommen eine warme, kostenlose Suppe“, sagt Nzirorera.
Kommen Leerstände
infrage?
Eine vergleichbare Einrichtung soll auch in Rosenheim entstehen. Jedenfalls, wenn es nach der SPD geht. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) fordert die SPD die Verwaltung auf, zu prüfen, ob einer der umliegenden Leerstände für diese Maßnahme infrage kommt. „Wenn wir ein besseres Sicherheitsgefühl schaffen wollen, braucht es Räume für die Menschen, die dort zum Teil viele Stunden verweilen. Es löst sich schließlich niemand in Luft auf“, sagte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ricarda Krüger.
Lob für den Vorstoß gibt es von Petra Nzirorera. „Die Menschen brauchen einen Platz, wo sie sich zurückziehen können und sich angenommen fühlen“, sagt die Leiterin der Wärmestube. In Günzburg begann man sich 1998 in einem Keller zu treffen. Fünf Jahre später konnte ein Haus gebaut werden, in dem sich die heutige Wärmestube befindet.
„Wir haben einen Aufenthaltsraum und eine eigene Küche im Erdgeschoss“, sagt Nzirorera. In der Küche bereiten die Ehrenamtlichen täglich eine Mahlzeit zu, im ersten Stock gibt es zwei Büros, in denen Beratungen stattfinden. Zudem gibt es in dem Haus mehrere Zimmer für Menschen, die dringend eine Bleibe suchen. „Das ist für Notfälle gedacht und unterscheidet uns von anderen Wärmestuben“, sagt Petra Nzirorera.
Deutlich wichtiger sei es aber, eine Anlaufstelle für Menschen anzubieten, denen „alles weggebrochen ist“. Das Angebot in Günzburg wird, so sagt sie, sehr gut angenommen. Sie habe zahlreiche Ehrenamtliche gefunden, die die Besucher der Wärmestube unterstützen wollen. „Wir haben überwiegend männliche Besucher bei uns, aber es kommen auch immer mehr Frauen“, sagt die Leiterin.
Einige seien älter, andere jünger. Einige seien suchtkrank, andere litten an psychischen Erkrankungen. Es gibt Langzeitarbeitslose und diejenigen, die komplett auf sich alleine gestellt sind. Sie alle kommen in der Wärmstube zusammen – zum Austausch, Aufwärmen und für eine Mahlzeit. „Alle Menschen sind bei uns willkommen. Aber es gibt Regeln“, sagt Petra Nzirorera.
Freundlichkeit stehe bei ihr an oberster Stelle. Wer angetrunken erscheint und beginnt, zu pöbeln, muss gehen. Ausschreitungen kommen nur in den seltensten Fällen vor. Dafür sorgt die Leiterin der Wärmestube. „Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es sich in Grenzen hält“, sagt sie. Auch, weil sie den Besuchern immer wieder erklärt, dass Ausschreitungen und Unfreundlichkeit dazu führten würden, dass die Ehrenamtlichen ausbleiben. Und das will niemand.
Um 9 Uhr öffnet die Wärmestube. Manche kommen, um ihre Wäsche zu waschen, andere um sich zu duschen. „Einige beraten wir oder vermitteln sie“, sagt Nzirorera. Sie und ihre Ehrenamtlichen würden zudem bei Behördengängen unterstützen.
Finanziert wird das Projekt unter anderem durch die Diözese, Spenden sowie die Mitglieder des Vereins „Wärmestube SKM-Günzburg“. Das Haus der Wärmestube wurde auf einem Grundstück der Kirche gebaut. „Die Kosten sind auf mehreren Schultern verteilt“, unterstreicht Nzirorera. In ihren Augen ist es wichtig, Wärmestuben in möglichst vielen Städten zu etablieren. „Es nützt einer Gesellschaft. Die Menschen haben einen Ort, an dem sie mit ihren Nöten ernst genommen werden“, sagt sie.
Aber sie macht auch kein Geheimnis daraus, dass die Anwohner zu Beginn skeptisch waren, als sie davon erfuhren, dass in ihrer Nachbarschaft eine Wärmestube gebaut werden soll. „Mittlerweile ist die Situation eine andere“, sagt Petra Nzirorera und fügt hinzu: „Sie wissen, dass wir uns um die Menschen kümmern. Zumal die Alternative deutlich schlechter wäre.“ Sie kann durchaus nachvollziehen, betont sie am Telefon, dass eine Verwaltung Plätze aufwerten will.
„Es hilft nicht, wenn die Menschen, die verdrängt werden, dann irgendwo anders ihre Nischen suchen“, sagt sie. Stattdessen brauche es Alternativen, wo die Leute unterkommen können. Auch in Rosenheim. Geplant ist, den Salingarten aufzuwerten. Bänke, Trinkwasserspender und Tische gibt es bereits. Ein Spielplatz und ein Café sollen folgen. Der Park soll sicherer werden.
Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick auf die Einsätze der Polizei. Immer wieder kommt es laut Hauptkommissar Robert Maurer vor, dass die Beamten in den Salingarten ausrücken müssen – aufgrund von Schlägereien, Pöbeleien oder Verstößen gegen das Alkoholverbot. „Reine Platzverweise bieten hier keine nachhaltige Lösung, sondern verlagern das Problem lediglich in andere Stadtteile“, sagt SPD-Stadträtin Ricarda Krüger.
Wunsch nach enger
Zusammenarbeit
Stattdessen müsste den Menschen im Salingarten Hilfe angeboten werden. Ziel müsse nicht nur sein, die Aufenthaltsqualität für alle Parkbesucher zu erhöhen, sondern auch die soziale Situation vor Ort zu verbessern. „Wir setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden, der Polizei und den sozialen Trägern, um die angestrebten Maßnahmen schnell umzusetzen und eine langfristige Verbesserung der Situation zu erreichen“, ergänzt SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan.