Rosenheim – „Ich bin hier zu Hause“, sagt Heidi Möhlenbeck. Sie steht hinter der Theke von Bebop Schallplatten, das Fachgeschäft hat sie am 7. Mai 1987 eröffnet. Möhlenbeck stammt aus der Nähe von Rosenheim und führt den Laden seit 37 Jahren. „Wir haben früher schon immer Schallplatten gesammelt“, erinnert sie sich. Damals sei es ihr Traum gewesen, ein Geschäft wie dieses zu eröffnen. Sie habe auf 36 Quadratmetern in Rosenheim angefangen. Nach mehreren Umzügen landete sie schließlich in der Samerstraße.
Kunden in
allen Altersstufen
Dabei fragt man sich: Wer kauft heute noch Schallplatten? „Einfach alle“, ist Möhlenbecks Antwort darauf. Tatsächlich habe sie Kunden in allen Altersstufen. Die Älteren kaufen häufig CDs, aber auch Schallplatten sind beliebt. „Manche holen den alten Plattenspieler wieder aus dem Keller“, erklärt Möhlenbeck. Sie können damit wieder das hören, was sie 30 Jahre lang nicht gehört haben.
„Seit einiger Zeit haben wir auch wieder ein sehr junges Publikum“, betont die Inhaberin. Für die seien Schallplatten mehr als nur ein Tonträger. „Sie kommen nicht nur in den Laden, um eine neue Schallplatte zu erwerben, sondern weil sie gerne hier sind.“ Viele wollen auch ihre Lieblingskünstler unterstützen. Dabei kommt es vor, dass die Kunden noch gar keinen Plattenspieler haben. „Die kaufen zum Teil Platten, obwohl sie sie nicht anhören können“, sagt Möhlenbeck und lacht. Das sei ihnen aber egal, „der Plattenspieler kommt dann schon irgendwann“.
„Musikhören mit Schallplatten ist einfach ein Lebensgefühl“, sagt sie. Nicht nur für ihre Kunden, sondern auch für sie selbst. Deshalb hört Möhlenbeck eigentlich nur CDs und Schallplatten, wie sie selbst sagt. „Spotify? Das habe ich gar nicht“, so die Inhaberin. Musikhören mit Platten hingegen ist für sie Alltag – und eine ihrer Meinung nach sehr besondere Herangehensweise an die Musik. „Man packt die Platte aus, schaut sich das Cover an. Dann hört man die Lieder in der Reihenfolge, die sich der Künstler oder die Künstlerin vorgestellt hat“, erklärt sie. Dabei setze man sich auch mehr mit dem jeweiligen Musiker auseinander.
Diese Leidenschaft hat die Schallplatten-Expertin auch an ihre zwei Kinder weitergegeben. „Sie sind hier groß geworden“, sagt sie. Möhlenbeck ist zwar die Chefin, doch ihre Familie unterstütze sie ständig. Auch in schwierigen Zeiten, denn die habe man im Tonträgerhandel einfach: Es sei immer ein Auf und Ab.
„Letztes Jahr im Sommer wurden die Schallplattenpreise erhöht“, erzählt sie. Es sei schwierig für sie gewesen, das an die Kunden weiterzugeben. Vor allem, wenn man wisse, dass viele davon eigentlich nicht über die Mittel verfügen. „Das ist schon eine bittere Pille“, sagt die Inhaberin. Trotzdem gibt es für Möhlenbeck viele kleine Höhepunkte. „Ich freue mich über alle Kunden und Kundinnen, die ich gut beraten konnte und die Spaß an der Platte haben.“
An ein einschneidendes Ereignis erinnert sie sich noch gut. „Vor dem Laden war vier Jahre lang eine Baustelle“, erzählt Möhlenbeck. Dabei habe man nicht nur Parkplatzmöglichkeiten eingebüßt, sondern auch mit dem täglichen Lärm leben müssen. Als endlich alles fertiggestellt wurde, sei sie heilfroh gewesen.
Eine große Freude bereite ihr auch ihre jüngste Errungenschaft: Bebop Schallplatten wurde als eines von 14 Geschäften mit dem „EMIL – Der Deutsche Preis für Schallplattenfachgeschäfte 2024“ ausgezeichnet. Der Rosenheimer Laden gehört demnach zu den besten Schallplattenfachgeschäften Deutschlands.
Möhlenbeck hat sich keine Gedanken darüber gemacht, ob sie ausgezeichnet wird. „Ich habe es gar nicht glauben können“, sagt sie. Das Schallplattengeschäft ist ihr nicht nur wichtig, weil es ihres ist, sondern weil Geschäfte dieser Art viel zur Kultur beitragen, wie sie sagt. „Das wird durch den Preis in den Fokus gerückt.“ So gerate auch der Künstler wieder mehr in den Vordergrund. Das habe für sie etwas mit einem „respektvollen Umgang mit den Musikern und Musikerinnen“ zu tun.
Leben ohne Laden
nicht vorstellbar
Der Laden bedeutet Möhlenbeck sehr viel. „Er gehört zu meinem Leben“, sagt sie. Ohne ihr Geschäft sei es für sie im Moment nicht vorstellbar. Deshalb will sie weitermachen. Konkrete Pläne für die Zukunft hat sie zwar nicht, sie weiß aber aus Erfahrung: „Das ergibt sich alles immer von allein.“ Möhlenbeck ist sich sicher, dass die Schallplatte weiterhin bleibt. „Was sich schon so lange hält, wird sich hoffentlich auch weiterhin halten“, sagt sie.