Rosenheim – Für die Frau aus Rosenheim muss es ein Schock gewesen sein. Am Samstag, 7. Dezember, wurde ihre EC-Karte bei einem Bankbesuch in der Hochgernstraße eingezogen. Im Laufe des darauffolgenden Sonntags stellte sie verschiedene unrechtmäßige Abbuchungen von ihrem Konto fest. Umgehend meldete sie die Umstände ihrer Bank.
„Skimming“ für den
Zugriff aufs Konto
Die Überprüfungen zeigten, dass nicht nur der Automat in der Hochgernstraße, sondern auch in drei weiteren Filialen – in der Pernauerstraße, der Happinger Straße und einer in Rohrdorf in der Fabrikstraße – manipuliert wurden. Experten bezeichnen diese Betrugsmasche als sogenanntes „Skimming“. „Dabei werden illegal elektronische Daten von Kredit- oder Debitkarten an Bankautomaten oder Terminals ausgespäht, um die Kontoinhaber um deren Geld zu bringen“, erklärt Hauptkommissar Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd.
Beim „Skimming“ installieren die Täter ihm zufolge ein manipuliertes Kartenlesegerät und greifen die Geheimzahl (PIN) ab. Hebt ein Kunde mit seiner Bankkarte Geld ab, werden die Kontodaten über den Magnetstreifen ausgelesen und entweder auf dem Kartenlesegerät gespeichert oder direkt per Funk an die Datendiebe weitergeleitet. Die installierte Kamera filmt parallel dazu die eingegebene PIN des Karteninhabers. Mit diesen Informationen stellen die Betrüger laut Polizei Kartendubletten her, mit denen sie dann meist im Ausland Geld vom Konto ihres Opfers abheben. „Die Kartenbesitzer bemerken den Betrug meist erst, wenn sie ihre Kontoauszüge prüfen oder die Bank sie wegen eines überzogenen Kontos informiert“, sagt Sonntag. Das Problem: Die Betrüger manipulieren nicht nur Bankautomaten. Auch Kontoauszugdrucker, Überweisungsterminals, Fahrkarten- oder Zapfsäulenautomaten an Tankstellen sind von der Skimming-Methode betroffen. Hin und wieder komme es auch vor, dass die Türöffner zu den Banken manipuliert werden. „Der Kunde soll seine Karte in speziellen, von den Betrügern angebrachten Aufsätzen durchziehen und seine PIN eingeben. Die Daten werden dann in dem Aufsatz gespeichert“, sagt Sonntag.
Wie viele dieser Fälle es in den vergangenen Monaten in der Region gegeben hat, lässt sich laut dem Polizisten nur schwer sagen. Noch gut erinnert er sich an einen Fall im März 2024, bei dem ein Geldautomat in Rosenheim manipuliert wurde. In der Filiale wurde unrechtmäßig eine Kamera installiert. „Den Tätern können weitere Fälle in München und Hamburg zugeordnet werden“, sagt Sonntag.
Zudem gab es im Jahr 2013 eine „Skimming“-Serie mit rund 100 Fällen. Geldautomaten wurden manipuliert, die Daten landeten anschließend in Peru. „Damals übernahm das bayerische Landeskriminalamt die Sachbearbeitung“, sagt Sonntag. Bleibt die Frage, wie man Automaten erkennen kann, die manipuliert worden sind. „Die gefälschten Bauteile – also beispielsweise die Kartenlesegeräte – sind dem Original so gut nachempfunden, dass man als Kunde den Unterschied nicht bemerkt“, sagt der Polizeihauptkommissar.
Um sich trotz allem vor „Skimming“-Fällen zu schützen, rät er dazu, vorsichtig mit den Zahlungsdaten zu sein. So sollten Karte und PIN nie gemeinsam aufbewahrt werden. Zudem sollte darauf geachtet werden, dass man bei der Eingabe des Pins nicht beobachtet wird und man die Hand oder die Geldbörse als Sichtschutz über die Tastatur hält. „Das erschwert ein Ausspähen erheblich“, heißt es vonseiten der Polizei.
Geräte im Freien
besser vermeiden
Automaten in Außenbereichen sollten vermieden werden, da diese häufiger manipuliert werden. Geldautomaten sollten außerdem auf ungewöhnliche Verblendungen oder Leisten überprüft werden. „Versuchen Sie, leicht daran zu ziehen, oft sind diese nicht fest angebracht“, sagt Sonntag. Auf keinen Fall sollte man seine PIN eingeben, wenn man die Tür zur Filiale öffnen will. „Keine Bank würde das verlangen“, erklärt er.