Rosenheim – Frank Keller hat mit dem Anruf schon gerechnet. Er arbeitet als Tierschutzbeauftragter beim Circus Krone und muss sich immer wieder mit Vorwürfen des Tierschutzvereins Peta auseinandersetzen. „Es handelt sich immer um allgemeine Anschuldigungen, die von Leuten kommen, die genau genommen, keine Ahnung von Tierhaltung haben“, sagt er am Telefon.
Ausbeutung für
die Unterhaltung?
Grund für den Unmut des Tierschutzbeauftragten ist ein Schreiben, das Peta am vergangenen Montagmorgen an die Presse verschickt hat. Darin kritisieren sie die Rosenheimer Stadtverwaltung dafür, dass sie überhaupt zugestimmt hat, dass der Circus Krone Halt auf der Loretowiese macht. „Auch wenn keine Großwildtiere auftreten müssen, werden dennoch andere Tiere zu Unterhaltungszwecken ausgebeutet“, heißt es in der Pressemitteilung. Mit dem Gastspiel werde indirekt auch die Dressur von Wildtieren unterstützt.
Zudem gebe es – so heißt es in der Pressemitteilung von Peta – zahlreiche Belege dafür, dass die Tiere beim Circus Krone unter großen Qualen leiden. Die Tierschutzorganisation berichtet von gestressten Pferden und auf den Hinterbeinen hüpfenden Tieren. Auch Peitschen würden immer wieder zum Einsatz kommen.
„Es ist enttäuschend, dass die Stadt Rosenheim diesem notorischen Tierqual-Zirkus trotz der bekannten Tierschutzproblematik eine Bühne bietet“, sagt Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei Peta.
Es sind Anschuldigungen, die Frank Keller so nicht stehen lassen will. Die Tiere im Zirkus werden weder geschlagen noch seien sie gestresst. Zuschauer hätten bei diversen Auftritten immer wieder die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen. „Die Pferde liegen in den Einzelboxen und schlafen, während das Publikum durchgeht. Wenn sie gestresst wären, würden sie aufgeregt hin- und herrennen“, sagt der Experte.
Er weist zudem darauf hin, dass die Tiere nach und nach an das Leben im Zirkus herangeführt werden. „Das dauert in der Regel zweieinhalb Jahre“, sagt Keller. So würde das Personal des Zirkus‘ zu Beginn im Zuschauerraum sitzen, um die Tiere langsam an den Applaus zu gewöhnen. Das Licht werde sukzessive erhöht, ähnlich laufe es mit der Musik ab. „Im Stall läuft immer ein wenig Musik, damit sich die Tiere daran gewöhnen können“, sagt der Tierschutzbeauftragte. Zudem erinnert er daran, dass der Circus Krone der „am meisten kontrollierte Tierhalterbetrieb der Welt“ ist. „Kein Schweinezüchter, Vogel- oder Rinderhalter geschweige denn ein Privathaushalt wird einmal in der Woche vom Veterinäramt kontrolliert“, sagt Keller und fügt hinzu: „Wenn alle Betriebe so kontrolliert werden würden wie der Circus Krone, dann wären wir schon ein großes Stück weiter.“
Strenge Prüfung
durch Veterinäramt
Auch Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim, weist die Kritik von Peta zurück: „Circus Krone unterliegt einer stetigen und strengen Prüfung durch die Behörden, sei es am Stammsitz in München oder durch das Veterinäramt beim Gastspiel hier in Rosenheim. Und so lange von behördlicher Seite keine Verfehlungen festgestellt werden, spricht nichts gegen den Rosenheimer Weihnachtszirkus.“
Die Gegner des Weihnachtszirkus‘ scheinen sich von diesen Argumentationen nicht überzeugen zu lassen. Im Gegenteil. Sie haben auf einige Plakate im Stadtgebiet gelbe Sticker mit der Aufschrift „Abgesagt wegen Tierquälerei“ geklebt. Der Wahrheit entspricht das jedoch nicht. Laut Polizeihauptkommissar Robert Maurer handelt es sich hierbei sogar um eine Straftat. „Das ist Sachbeschädigung“, sagt er.