München/Rosenheim – „Eigentlich ist es schon eine verrückte Sache: Da versammeln sich Hunderte, der Münchner Liebfrauendom hier ist gesteckt voll und das alles wegen einer kleinen Kerze.“ Das sagte der Münchner Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, als am vergangenen Sonntag das Friedenslicht nach München gebracht worden war. Seit Montag findet es seinen Weg in die Pfarreien der Region, kam an diesem Tag auch bei der Seniorenbegegnungsstätte der Caritas in der Reichenbachstraße an.
Traditionsgemäß sind die Überbringer des Friedenslichts die Sankt-Georgs-Pfadfinder, die es üblicherweise aus Wien nach München bringen. Dorthin kommt es direkt aus Bethlehem, wo es in der Geburtskirche entzündet wurde. Heuer war es anders: Wegen der Konflikte im Nahen Osten konnte das Friedenslicht dort nicht abgeholt werden, es kam deshalb aus Steyr, der oberösterreichischen Partnerstadt Bethlehems. Dort war das Friedenslicht am Brennen gehalten worden, in der Wallfahrtskirche Christkindl des gleichnamigen Stadtteils von Steyr, und nahm von dort aus seinen Weg auf, durch viele Gemeinden und Städte in ganz Europa. Stefan Reis trug zusammen mit Cäcilia Klug und Jakob Sedlmaier das Friedenslicht in die Region und zur Caritas. Für ihn ist die Tatsache, dass das Friedenslicht nicht in Bethlehem entzündet werden konnte, kein Mangel. Es mache vielmehr dessen Bedeutung in besonderer Weise klar. „Man muss sich das vorstellen. Da ist ein kleines Kerzenlicht, fragil und gefährdet, aber im Grunde setzt es sich doch gegen Krieg und Zerstörung durch, behält seinen Hoffnungsschein und wird weitergetragen.“ Der christliche Anspruch, für den Nächsten öfter ein kleines Licht der Zuversicht, des Trostes und der Freude zu sein, wird im Weitergeben greifbar und körperlich.
So sieht man es auch in der Begegnungsstätte der Caritas, wo das Friedenslicht seit Corona einen Anlaufpunkt hat. Damals, so erklärt Kreisstellengeschäftsführer Erwin Lehmann, war es wegen der Beschränkungen schwierig, das Licht im Rahmen von Gottesdiensten weiterzugeben. Deshalb wurde die Idee geboren, im Freien, im Garten der Begegnungsstätte, eine kleine Licht-Feier abzuhalten. Nun ist diese ein fester Punkt im Jahreskreis der Seniorenbegegnungsstätte und Teil einer adventlichen Veranstaltungsreihe vor dem Weihnachtsfest. Johannes Thomae