Rosenheim – Ernst Schusser ist weit bekannt. Zumindest unter den Rosenheimern, die jedes Jahr beim OVB-Weihnachtssingen teilnehmen. Etwa 200 Menschen haben sich diesmal auf dem Platz vor der Stadtbibliothek versammelt, um gemeinsam zu musizieren. Schusser ruft den Titel „Jetzt kommt die heilig Weihnacht“. Die Teilnehmer rufen unisono die Zahl 20, die Seitenzahl, auf der das Lied im grünen Liederheft zu finden ist. Viele haben bereits so ein Heft mitgebracht, andere kaufen es für 1,50 Euro. Dann beginnen Schusser auf dem Akkordeon und seine musikalische Begleitung Eva Bruckner auf der Gitarre zu spielen.
Eine große Frage begleitete das gesamte Konzert: Wird das Wetter halten? „Wir werden betropft“, sagt Schusser und fordert die Teilnehmer auf, die Kapuzen aufzusetzen und die Schirme aufzuspannen. Doch letztlich hielt das Wetter und die Veranstaltung konnte draußen stattfinden. So standen die Menschen im Freien, saßen auf den Treppen und Bänken und sangen das nächste Lied „Maria, Josef und das Kind“. Bei der Textstelle „Ein Ochse und ein Eselein“ formen die Sänger mit den Händen Eselsohren und Ochsenhörner. Bei „Die Hirten mit den Schafen all“ meckert die Menge wie eine Schafherde, bei „Ein Stern geht auf“ recken alle die Hände in die Höhe und spreizen die Finger zum Stern.
„Genau solche Begegnungen liebe ich“, sagt Schusser. Er merke jedes Jahr während der Veranstaltung, wie sich die teilnehmenden Menschen veränderten. „Viele kommen gestresst und mit verschlossenen Mienen hierher. Doch beim dritten Lied sehe ich, wie sie sich der Musik öffnen und die Gesichter weicher werden“, sagt er. Schusser ist froh, dass sich jedes Jahr aufs Neue Menschen auf die Aktion einlassen. Und noch etwas freut ihn. „Dieses Jahr sind viel mehr Kinder dabei“, sagt er. Drei dieser Kinder dürfen neben ihm stehen und vorsingen. Ein andermal bittet er die Kinder, die nächsten Lieder auszusuchen. So singen Jung und Alt, bis es dunkel wird und die Kirchenglocken zu Abend läuten. „Kling Glöckchen, klingelingeling“ singt die Menge wie als Antwort auf die Glockenschläge. Da das Weihnachtssingen in diesem Jahr früher stattfindet als sonst, ist nach dem Einbruch der Dunkelheit schon bald Schluss. Bei Glühwein und Lebkuchen stellen sich die Menschen zusammen, ratschen und lassen den Abend fröhlich miteinander ausklingen.
Eva Gruber, Chefin vom Dienst bei den OVB-Heimatzeitungen, bedankte sich im Namen von OVB Media in einer Abschlussrede bei Schausteller Max Fahrenschon, der auch dieses Jahr wieder den Glühwein und Lebkuchen gespendet hat. Weiterer Dank geht an Leonhard Meixner, den Volksmusikpfleger des Landkreises Rosenheim, der die Liederhefte drucken ließ, sowie an alle Teilnehmer, die wie jedes Jahr einen wohl unvergesslichen Abend möglich machten.