Rosenheim – Wo die aus der Ukraine stammenden Gitarristen Maryna Kitashkina und Oleg Chuklieb spielen, hinterlassen sie Eindruck. Wo sie unterrichten, ebenfalls. Die beiden Profimusiker bringen ihren Schülern der Musikschule Rosenheim Gitarrentöne bei. Klassische Gitarre, wohlgemerkt, aber ihnen liegen auch die sehr viel älteren Saiten- und Zupfinstrumente wie Laute und Theorbe am Herzen.
„Das kann man nicht vergleichen“, sagt Oleg Chuklieb, der schon seit vielen Jahren in Bayern lebt und nach seinem Bachelorabschluss in Gitarre und alter Musik in München mit einem Masterstudium in Nürnberg weitermachte. Maryna Kitashkina, die klassische Gitarre und Dirigieren in Charkiw studierte, setzt derzeit in Nürnberg noch einen Masterabschluss in alter Musik obendrauf. Was macht den Reiz alter Musik aus? Da müssen die beiden nicht lange überlegen: „Mit der alten Musik erschließt sich eine neue Welt.“ Aber alte Musik könne man in der Ukraine nicht in dem Ausmaß studieren wie zum Beispiel in Deutschland. Darum sind sie auch schon seit 2017 beziehungsweise seit 2019 hier. Das Glück meint es gut mit ihnen. Seit vielen Jahren sind sie ein Paar.
Die Musikschule Rosenheim suchte Gitarrenlehrer, mischt sich Gottfried Hartl, Leiter der Rosenheimer Musikschule, in das Gespräch im Konzertsaal der Musikschule am Ludwigsplatz ein. Das war wie „gesucht – gefunden“. Seit Herbst unterrichten die beiden Ukrainer nun also in Rosenheim und in Kiefersfelden. Selbst mit der Wohnungssuche hatte das Paar Glück. Ihr Aushang mit einem Bild von sich beim Musizieren habe ihn angesprochen, berichtet Peter Thalmeier senior von Immobilien Thalmeier. Die Gitarre – und das schließe auch alte Zupfinstrumente mit ein – sei ein großartiges Instrument, schwärmen die beiden Musiker. Die Gitarre biete dank ihrer Vielfältigkeit ein schier unerschöpfliches Repertoire: Von alter Musik über Klassik, Jazz, Pop und Rock bis hin zu Volksmusik und alpenländischer Volksmusik. Auch Gottfried Hartl, selbst Gitarrenlehrer, vermag nur Gutes von seinem Instrument zu erzählen. Die Laute, die Chuklieb zum Gespräch mitgebracht hat, probiert Hartl auch gleich aus.
Und während die beiden darüber fachsimpeln, erzählt Maryna Kitashkina weiter von ihrem neuen Leben: Zwei Tage Studium in Nürnberg und drei Tage Unterrichten in Rosenheim, das sei zwar anstrengend, aber gerade dieser Wechsel zwischen Unterrichten und unterrichtet werden mache den Reiz aus. Dass sie sich in Rosenheim inzwischen so gut eingerichtet haben, erleichtere vieles. Man könne nie genug lernen, meint die Gitarristin. In Rosenheim also derzeit Advents- und Weihnachtslieder und in Nürnberg Fortbildung in alter Musik.
Apropos Weihnachten: Wie und wann feiern die beiden die Geburt Christi? Während die meisten Christen Heiligabend und Weihnachten am 24. und 25. Dezember feiern, begehen zahlreiche orthodoxe Kirchen Christi Geburt erst am 6. und 7. Januar. „Wir werden an beiden Daten feiern“, erklärt Maryna Kitashkina, unter anderem mit traditionellen Liedern und mit dem landestypischen Gericht, der Kutja. Eine süße Getreidespeise, bestehend aus geschältem und gekochtem Weizen, Honig, gehackten Nüssen, gemahlenem oder zerriebenem Mohn und Rosinen. Auch das Eisbaden sei ein weitverbreiteter Brauch. Für Maryna Kitashkina kein Problem, für Oleg Chuklieb schon eher: „Ich bin nicht so mutig.“ Aber noch müsse diese Frage nicht ausdiskutiert werden: In den kommenden Wochen wird Maryna Kitashkina weiter unterrichten und studieren, und Oleg Chuklieb will sich neben seiner Dozententätigkeit auf anstehende Konzerte vorbereiten. Früher, während des Studiums, seien sie gemeinsam aufgetreten, erzählt Maryna Kitashkina noch.
Am morgigen Samstag hat erst mal nur er einen Auftritt. Beim Adventskonzert in der Pfarrkirche St. Hedwig stehen Werke von Giulio Caccini, John Dowland, Johann Sebastian Bach und andere sowie traditionelle Weihnachtslieder auf dem Programm. Die Sopranistin Veronika Burger wird Oleg Chuklieb auf der Laute und der Theorbe begleiten.