Rosenheim – Was ist eine Seniorenbegegnungsstätte ohne eigenes Café? Auf jeden Fall nicht komplett. Das dachten sich Lena Schmid und ihr Team von der Begegnungsstätte der Caritas in der Reichenbachstraße.
„Wir haben gemerkt, dass sich die Besucher unserer Kursangebote nach den Veranstaltungen gern noch ein bisschen unterhalten hätten“, erklärt sie. „Mangels besserer Gelegenheit standen sie dann halt auf den Gängen in Grüppchen zusammen. Das geht auf jeden Fall gemütlicher, dachten wir, und so war die Idee für unser ,Cafetscherl‘ geboren“.
Der Name ist dabei durchaus Programm. Es soll, so hofft Lena Schmid, ein völlig zwangloser Ort werden. Kein fremder, irgendwie „offizieller“, sondern so eine Art verlängertes eigenes Wohnzimmer: Man kommt einfach so, trinkt einen Kaffee, isst ein Stück Kuchen, ratscht, lacht.
Apropos Kuchen: Der ist nicht von irgendwo zugekauft, sondern frisch „handgebacken“ von den Damen, die sich ehrenamtlich in der Seniorenbegegnungsstätte engagieren. „Deren Einsatz macht eine Idee wie das ‚Cafetscherl‘ überhaupt erst verwirklichungsfähig“, betont Lena Schmid.
Und jeder, der schon einmal eine Veranstaltung der Begegnungsstätte besucht hat, bei der es etwas zu essen gab, der weiß es: Die Damen kochen und backen ganz hervorragend. Ab sofort steht dieses Erlebnis jedem offen, denn, so sagt Lena Schmid „Man muss nicht an einem Kurs teilnehmen, um davor oder hinterher ins ‚Cafetscherl‘ kommen zu können. Hier kann und soll jede und jeder vorbeischauen.“
Und sie fügt scherzhaft hinzu: „Es muss auch keiner seinen Rentenbescheid herzeigen, um eintreten zu dürfen. Es genügt, wenn man andere Leute treffen und ein bisschen ratschen will.“
Am Geld soll ein Besuch jedenfalls ganz sicher nicht scheitern: Kaffee und Kuchen gibt es dort für 2,50 Euro auf Spendenbasis.
Wie zwanglos und wie enorm unterhaltend Derartiges sein kann, wissen in Rosenheim schon einige Senioren. All die nämlich, die im Sommerhalbjahr ab und zu bei der „Plauderbar“ vorbeischauen.
Das ist sozusagen das rollende Café der Seniorenbegegnungsstätte, das bei halbwegs schönem Wetter einmal in der Woche an wechselnden Standorten zu finden ist. Zum Beispiel im Riedergarten oder vor der Stadtbibliothek.
„Wir haben da im Schnitt immer zwischen 20 und 30 Gäste“, sagt Lucia Haas, die im Wechsel mit ihrer Kollegin Gitti Plank die Plauderbarwirtin gibt. „Und so gut wie alle sind arg enttäuscht, wenn das Wetter im Herbst schlecht wird und unser mobiles Fahrradcafé eine Auszeit nehmen muss.“
Dieser „winterliche Mangel“ ist in Zukunft keiner mehr, denn das Cafetscherl hat ganzjährig bei jedem Wetter geöffnet und das Werktag für Werktag.
Was jetzt aber nicht heißen soll, dass es die Plauderbar im nächsten Frühjahr nicht mehr geben wird:
„Wenn etwas so gut angenommen wird, dann bleibt es natürlich in unserem Angebot“, sagt Lucia Haas. Hofft aber zusammen mit Lena Schmid, dass die völlig zwanglose und offene Atmosphäre, die auch das Cafetscherl auszeichnen soll, dorthin ebenfalls viele Besucher locken wird.
Johannes Thomae