Weihnachtshilfe für Bedürftige

von Redaktion

Das Projekt „Mittagstisch“ der Bürgerstiftung Rosenheim bietet einmal im Monat günstige Mahlzeiten für Senioren und Bedürftige. Warum das Angebot für die Teilnehmer so wichtig ist und wieso sie gerade zur Weihnachtszeit nicht hungrig sein müssen.

Rosenheim – Verona Anthal (86) wartet auf ihr Essen. Sie sitzt im Bürgerhaus in der Endorfer Au. Schon im Flur riecht es nach Zwiebeln. Das Geräusch von klappernden Tellern und Gabeln ist aus der Küche zu hören. Fünf Mitarbeiter der Bürgerstiftung stehen dort, schneiden Kartoffeln und Zwiebeln und kochen Würstl. So bereiten die Ehrenamtlichen Mahlzeiten für 25 Senioren und Bedürftige wie Verona Anthal zu – auch jetzt zu Weihnachten.

300 Euro im Monat bleiben zum Leben

„Normalerweise esse ich bei der Tafel oder der Leibspeise“, sagt Anthal. Grob 300 Euro bleiben ihr monatlich von der Rente. „Ich habe aber einteilen gelernt und dank den Hilfsangeboten komme ich mit dem Geld durch“, sagt die Rosenheimerin. Früher arbeitete sie in der Lebensmittelindustrie, setzte sich selbst ehrenamtlich für Arbeiterwohlfahrt, Leibspeise und evangelische Kirche ein. Als sie Frührentnerin wurde, widmete sie all ihre Freizeit den Ehrenämtern. „20 Jahre lang hab ich das gemacht“, sagt sie. Jetzt ist sie froh, selbst Hilfe zu bekommen.

Auch Christian Hlatky schält an diesem Tag Kartoffeln. Hlatky ist Geschäftsleiter der Bürgerstiftung Rosenheim und leitet das Projekt „Mittagstisch“. „Einmal im Monat kommen wir zusammen und kochen den Menschen eine günstige Mahlzeit“, sagt er. November 2024 habe das Projekt zum ersten Mal stattgefunden. Die Würstl mit Kartoffelsalat kosten nur zwei Euro. „Das Geld wird für Eis ausgegeben, das wir bedürftigen Kindern spenden“, sagt Hlatky.

Finanziert wird das Projekt von Michael Fraenkel, der im Stiftungsrat tätig ist. „Viele Senioren leben heute allein und mit knappen finanziellen Mitteln“, sagt er. Teilnehmen könne allerdings jeder, egal in welchem Alter oder mit welchem finanziellen Hintergrund. „Wir schicken keinen weg.“ Denn: Das gemeinsame Essen einmal im Monat soll auch den sozialen Kontakt untereinander fördern.

Das ist ein Grund, weshalb Rudolf Paura (59) gerne zum gemeinsamen Mittagessen geht. „Ich lebe alleine und das Mittagessen ist eine Gelegenheit für mich, wieder unter Leute zu kommen“, sagt er. Paura lebt aus gesundheitlichen Gründen vom Bürgergeld. Er ist ebenfalls auf Hilfsangebote wie der Leibspeise angewiesen. „Ich komme auch ohne dem Mittagessen jede Woche in das Bürgerhaus. Es ist sehr unterhaltsam hier und ich fühle mich sehr wohl“, sagt er. So geht es auch Ilsegret Ebert (92). „Ich lebe daheim alleine mit meiner Katze Mathilda“, sagt sie. Deshalb geht sie oft ins Bürgerhaus, um ihre Freunde zu treffen. „Hier ist immer was los. Wenn alle untereinander reden, dann kann es schon mal etwas lauter werden. Aber das ist okay, da merke ich, dass ich noch gut hören kann“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Wenn sie nicht im Bürgerhaus isst, bestellt sie ihre Mahlzeiten bei „Essen auf Rädern“. Auf eines freut sie sich besonders: Weihnachten. „Zu Weihnachten holt mich meine Tochter, die in der Schweiz lebt. Dann können wir gemeinsam feiern“, sagt sie.

„Die Menschen sind begeistert von dem Angebot“, sagt Anita Eggert, die sich ehrenamtlich für das Bürgerhaus engagiert. Auch Menschen, die noch nicht viel mit der Bürgerstiftung zu tun hatten, seien interessiert. „Allerdings trauen sich viele nicht, offen nachzufragen“, sagt Eggert. Dabei brauche niemand scheu zu sein. „Sollte nicht genug Platz im Essensraum sein, lagern wir einfach auf andere Räume aus“, sagt Eggert.

Dass es dieses Hilfsangebot in der Endorfer Au gibt, findet Eggert sehr wichtig. „Die Menschen hier haben genauso Sorgen und Nöte wie jeder andere auch, werden aber oft nicht gehört“, sagt sie. Sie wünscht sich, dass die Endorfer Au weniger stigmatisiert wird.

„Jeder Mensch hier verdient eine Chance und mir liegt es am Herz, den Bedürftigen zu helfen“, sagt sie. Manche Besucher hätten die zwei Euro, die das Mittagessen kostet, mühsam zusammengespart, teilweise in Centstücken. „Da sagen wir dann natürlich, behalte das Geld, du bekommst das Essen heute umsonst“, sagt Eggert. Ansonsten hilft sie den Besuchern, zum Ort zu kommen, holt sie direkt vor der Haustür ab.

So ist auch Verona Anthal, die früher eine Ehrenamts-Kollegin Eggerts war, hergebracht worden. „Ich lebe alleine, es gibt daheim keinen, der mich fahren könnte“, sagt Anthal. Einsam sei sie trotzdem nicht, da sie sich voll und ganz auf ihre Hobbys konzentrieren würde. Manchmal käme auch ihre Familie zu Besuch. Etwa an Weihnachten. „Einer meiner beiden Söhne hat am 25. Dezember Geburtstag, da feiern wir doppelt“, sagt Anthal.

„Mein Herz hängt
an der Endorfer Au“

Anthal und ihren Mit-Besuchern wird auch in Zukunft geholfen werden. Das steht für Anita Eggert fest. „Mein Herz hängt an der Endorfer Au“, sagt sie. Auch im Jahr 2025 soll das gemeinsame Mittagessen einmal im Monat stattfinden. Dazu planen die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bürgerstiftung, ein Kochbuch mit eigenen Rezepten herauszubringen. „So können viele Menschen auch zu Hause nachhaltig und günstig essen“, sagt Eggert.

Video zum Projekt:

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