Rosenheim – In Rosenheim fehlt es an einer wichtigen Sache. Das ist Michael Neiderhell bei seinen Spaziergängen durch die Stadt schon oft aufgefallen. Vor allem, weil er dabei selten alleine, sondern mit seinen beiden Husky-Damen Chumana und Manuka unterwegs ist. Wenn es aber darum geht, wo die Gassi-Runde hingeht, komme dem 32-jährigen Rosenheimer immer wieder ein Gedanke: „Wir brauchen dringend einen Hundepark in Rosenheim“, sagt Neiderhell. Das hätte nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Besitzer sowie die Stadt nur Vorteile. Davon ist er überzeugt.
Erfahrungen aus
Spanien mitgebracht
Denn wie praktisch ein Hundepark – Wiese oder Grünfläche, die von einem Zaun umgrenzt ist – ist, hat Neiderhell selbst erlebt, als er drei Jahre lang in Spanien gelebt hat. Dort gebe es, wie in vielen anderen europäischen Städten auch, gleich mehrere Hundeparks. „Da kann jeder Hund frei herumlaufen, ohne dass eine Gefahr für irgendjemanden besteht“, sagt Neiderhell. Die Vierbeiner könnten aufgrund der Begrenzung weder davonrennen, wenn sie vor etwas erschrecken, noch fremde Menschen anspringen, die Angst vor Hunden haben oder beim Spielen vor ein Auto oder Fahrrad laufen.
Zudem könnten Hunde, die zum Beispiel aus schwierigen Verhältnissen im Ausland gerettet wurden oder aufgrund von schlechten Erlebnissen traumatisiert sind, wieder schrittweise an das Gassigehen ohne Leine und das Spielen mit Artgenossen herangeführt werden. Ansonsten könnten diese Tiere dem Rosenheimer zufolge nur an der Leine geführt werden und hätten damit kaum eine Möglichkeit, sich außerhalb der eigenen vier Wände frei zu bewegen. „Im Hundepark aber kann man mit ihnen ungestört trainieren und die Tiere resozialisieren“, betont Neiderhell.
In diesem Punkt gibt ihm auch der Rosenheimer Hundetrainer Andreas Klarl recht. „Ein eingezäuntes Gelände ist für Hunde, die Probleme haben, ohne Leine neben dem Halter frei herzulaufen, keine schlechte Option“, sagt er. Und frei herumzulaufen sollte dem Trainer zufolge jedem Hund zustehen. Das sei in der Innenstadt allerdings immer etwas schwierig umzusetzen. Schließlich gilt in allen Rosenheimer Parks Leinenpflicht für Hunde – im Riedergarten sind die Vierbeiner ganz verboten.
Ein weiterer Vorteil an einem Hundepark sei, dass dort mit jungen Hunden oder Welpen die Kommandos, die sie für den Freigang beherrschen sollten, gezielter geübt werden können. „Die Hunde sind leichter erreichbar, die können nicht so weit weg und man erreicht sie verbal besser beim Abruf. Das ist schon eine Hilfe“, sagt Klarl. Auf der anderen Seite könne es auch in einem Hundepark zu Problemen kommen. „Wenn Hunde unkontrolliert miteinander spielen, muss man schon aufpassen“, betont der Hundetrainer. Dabei könne auch immer mal etwas schiefgehen, zum Beispiel, dass ein Tier verletzt wird. Dann stelle sich auch immer die Haftungsfrage.
Deswegen könnte sich Michael Neiderhell vorstellen, dass in Rosenheim ein Hundepark mit mehreren Bereichen eingerichtet wird – mit einem Welpen- und Jungtierbereich, einer Fläche für ausgewachsene Hunde und einem speziellen Trainingsbereich. So könnte auf alle Bedürfnisse der Tiere eingegangen werden. Einen Ort für einen solchen Park hat der Rosenheimer auch bereits im Auge. „Es gibt in der Nähe der Hochschule an der Westerndorfer Straße viele freie Grünflächen“, berichtet Neiderhell.
Wie Christian Baab, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage mitteilt, sind die Flächen an der Bogenstraße/ Hochschulstraße nicht im Besitz der Verwaltung. Zudem zeichne sich Rosenheim durch ein kleines Stadtgebiet mit hohem Freizeit- und Erholungswert und schnell erreichbaren Grünflächen in den Außenbereichen aus. Das sind beispielsweise die Flächen entlang des Inndamms, „die auch von Gassigehern gerne genutzt werden“, sagt Baab. „Aufgrund dieser schnellen Erreichbarkeit sieht die Stadt Rosenheim derzeit keine Notwendigkeit für die Einrichtung eines Hundeparks.“ Trotz der rund 2000 Hunde, die in der Stadt gemeldet sind.
Positiver Effekt
auf den Tourismus
Allerdings sagt auch Andreas Klarl, dass es mit der Innflutmulde bereits einen geeigneten Ort gibt, wo Hunde frei herumlaufen können. Dennoch ist er grundsätzlich für einen neuen Hundepark in der Stadt. „Bei der steigenden Anzahl an Hunden braucht es irgendwann zusätzliche Möglichkeiten, und da muss in Rosenheim etwas passieren“, sagt der Hundetrainer.
Für Michael Neiderhell ist dabei auch der Luitpoldpark eine Option. Auch dort könnte ein kleiner Bereich in einen Hundepark umfunktioniert werden. „Das verbessert auch das Stadtbild und Urlauber könnten mit ihren Hunden dorthin gehen. Das könnte sich auch positiv auf den Tourismus auswirken“, glaubt er. Allen voran wünsche Neiderhell sich aber den Hundepark zur Freude der Tiere und zur Erleichterung der Besitzer. Und das sei nicht nur sein Wunsch. „Beim Gassigehen, wenn man andere Menschen mit Hunden trifft, ist das immer wieder ein großes Gesprächsthema“, sagt Neiderhell.