„Unser Line-up ist herausragend“

von Redaktion

Interview Sommerfestival-Chef Englert über Künstler, Kartenverkauf und Kosten

Rosenheim – Anastacia, Roy Bianco & die Abbrunzati Boys sowie Santana: Das Programm des Rosenheimer Sommerfestivals kann sich auch in diesem Jahr sehen lassen. Doch wie gelingt es eigentlich, diese internationalen Größen nach Rosenheim zu holen? Und warum ist der Festivalpass in diesem Jahr so teuer? Im exklusiven OVB-Interview liefert Florian Englert die wichtigsten Antworten.


Wie läuft der Kartenverkauf?

Wir sind mit dem Kartenverkauf sehr zufrieden, es läuft gut. Mitte Dezember war das Konzert von Gianna Nannini bereits ausverkauft und auch bei Roy Bianco & die Abbrunzati Boys gibt es nur noch wenige Restkarten. Bei dem ein oder anderen Künstler hoffen wir aber natürlich, dass noch ein Schub kommt.

Wie werden die Festival-Pässe angenommen?

Auch hier sind wir sehr zufrieden. Wir haben fast alle der 5000 verfügbaren Pässe verkauft und haben nur noch knapp 50 übrig. Das ist eine wahnsinnige Quote, die aus meiner Sicht für den Festivalpass spricht. 

Und trotzdem: In den Vorjahren war der Festivalpass immer innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. 2024 hat es noch nicht mal eine Stunde gedauert.

Dass die Festivalpässe so schnell ausverkauft sind, ist ein Phänomen der vergangenen beiden Jahren. 2022 konnte man sogar noch im Juli Festivalpässe kaufen. In vielen Jahren war der Festivalpass nicht komplett ausverkauft. Natürlich ist der Preis in diesem Jahr mit 250 Euro hoch. Wenn dann ein oder zwei Künstler dabei sind, die einem nicht gefallen, setzt man vielleicht eher auf Einzeltickets als auf den Pass. Für diese Fälle ist der Festivalpass weiterhin übertragbar. Das Programm ist am Ende des Tages immer Geschmackssache. Auch wenn das Sommerfestival ein gesellschaftlicher Treffpunkt ist, zu dem man einfach gerne geht, spielt das Programm auf der Bühne eine wesentliche Rolle. Ich persönlich finde unser Line-up in diesem Jahr herausragend.

Warum ist der Pass überhaupt teurer geworden?

Das Problem ist, dass man den Preis immer mit dem des Vorjahres vergleicht. Das liegt in der Natur der Sache. Aus meiner Sicht hinkt der Vergleich aber. Bei uns ist der Preis abhängig davon, was auf der Bühne geboten ist – neben den allgemeinen Preissteigerungen natürlich. Und das Programm ist in diesem Jahr auf einem noch höheren Niveau als 2024. Statt also die Preise der beiden Jahre miteinander zu vergleichen, sollte man sich eher auf die Ersparnisse konzentrieren.

Und die wären?

Wer 2024 alle Einzeltickets gekauft hat, musste um die 380 Euro bezahlen. Der Pass lag bei 185 Euro. Das ist eine Ersparnis von gut 50 Prozent. Jetzt haben wir andere Künstler und sind internationaler. Die Einzeltickets für alle sechs Konzerte liegen bei 480 Euro. Mit dem Festivalpass spart man heuer über 225 Euro, also ebenfalls knapp 50 Prozent. Aber natürlich habe ich Verständnis für die Leute, die sagen, dass sie sich den Pass nicht mehr leisten können oder sagen, dass ihnen das Programm den Preis nicht wert ist. Fest steht: Der Festivalpass ist einer der Erfolgsfaktoren des Sommerfestivals. Eine solche Ersparnis gibt es selten in der Konzertbranche, ganz zu schweigen von der Übertragbarkeit. Deswegen ist uns der Festivalpass auch so wichtig.

Beim Programm sind zahlreiche internationale Größen dabei. Wie schaffen Sie es, dass Künstler wie Anastacia oder Santana nach Rosenheim kommen?

Das Sommerfestival ist seit 2011 immer mehr gewachsen. Eine kleine regionale Veranstaltung hat sich zu einer namhaften Konzertreihe etabliert. Es gab in den vergangenen Jahren einige Schlüsselmomente, beispielsweise als „Unheilig“ bei uns auf der Bühne stand. Das war für uns ein enormer Sprung. Dann natürlich auch die Skorpions oder Sting. Nicht zu vergessen auch Größen wie Die Fantastischen Vier, Roland Kaiser, Sarah Connor, Simply Red oder One Republic. Die Liste der namhaften Größen ist mittlerweile lang. 

Spannend.

Wir haben übrigens auch eine kleine interne Wunschliste. Dort stehen Künstler drauf, die wir irgendwann einmal in Rosenheim haben wollen. Wir stehen deshalb in ständigem Austausch mit den einzelnen Managements. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Aber: Durch die steigende Bekanntheit kommt es auch vor, dass sich Künstler oder das Management bei uns melden, und fragen, ob sie in Rosenheim auftreten dürfen.

Welche Schwierigkeiten gibt es?

Am Ende des Tages haben wir nur ein Zehn-Tage-Fenster. Wir müssen also immer ganz genau schauen, welche Künstler sich gerade auf Tour befinden und ob sie zur Zeit des Sommerfestivals in der Nähe sind. Wir können Künstler nicht einfach einfliegen lassen, für ein exklusives Konzert. Das würde unseren Rahmen sprengen. Zudem achten wir darauf, dass wir von der Musikrichtung her nicht zu einseitig sind. Für jede Geschmacksrichtung soll etwas dabei sein. Das gelingt uns in manchen Jahren besser als in anderen.

Auch heuer stand das komplette Programm bereits im Dezember.

Das ist der Anspruch an uns selbst, eben auch weil im Dezember der Vorverkauf für den Festivalpass startet. Unser Ziel ist es, dass mit dem Festivalpass-Verkauf auch das gesamte Programm steht. Das ist uns oft gelungen, aber es gab auch schon Jahre, in denen noch nicht alle Künstler im Dezember feststanden. Intern haben wir uns die Deadline gesetzt, dass Ende November das gesamte Programm steht. Heuer war es sehr sportlich und wir waren erst Mitte Dezember so weit. Es gab viele graue Haare und kurze Nächte. Aber am Ende des Tages zählt das Ergebnis – und das kann sich sehen lassen.

Auf wen freuen Sie sich am meisten?

Auf alle (lacht). Santana ist ein Weltstar, der nur fünf Konzerte in Deutschland spielt, davon eins in Rosenheim. Aus Fachkreisen ist zu hören, dass es wohl auch das letzte Mal sein wird, dass er nach Deutschland kommt. Gianna Nannini ist eine italienische Rockröhre, die bei uns auf der Wunschliste stand. Anastacia ist absolut stimmgewaltig und mit Roy Bianco und Jan Delay haben wir zwei Künstler, die auch die jüngere Schiene bedienen. Alvaro Soler ist endlich in Rosenheim, nachdem er 2020 geplant war und durch Corona ausfallen musste. Und auch auf das neue Programm von Nico Santos bin ich gespannt.

Lernen Sie alle Künstler persönlich kennen?

Das hängt immer ein bisschen von der Zeit ab. Manchmal bleibt Zeit für Smalltalk, mit manchen gehen wir nach dem Konzert noch was essen und lassen den Abend ausklingen. Aber da sind die Künstler alle sehr unterschiedlich. Einige sind vor dem Auftritt sehr introvertiert, andere sind angespannt oder haben bestimmte Rituale. Es ist immer sehr aufregend, die Künstler persönlich kennenzulernen. 

Wurden schon alle Hotels gebucht?

Das passiert jetzt nach und nach. Einige kümmern sich selbst darum, bei anderen übernehmen wir die Buchung. Es hängt immer von den Verträgen ab. Viele haben wir in Rosenheim untergebracht, andere in München. Die lassen wir dann über einen Shuttle-Service nach Rosenheim bringen. Manchmal reist ein Künstler auch mit dem Zug an.

Gab es schon einige verrückte Wünsche im Vorfeld?

Ja, es gab sehr verrückte Wünsche. Aber mehr sage ich dazu nicht (lacht). Uns ist wichtig, dass sich die Künstler bei uns wohlfühlen. Ich bin überzeugt, dass sich das sowohl hinter als auch auf der Bühne widerspiegelt. 

Interview: Anna Heise

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