Rosenheim – In den vergangenen Wochen hat es in Rosenheim zahlreiche Einbrüche gegeben. Erst am vergangenen Dienstag, 7. Januar, brach ein bislang unbekannter Täter in ein Einfamilienhaus ein. Wie man sich vor Einbrüchen schützen kann, verrät Polizist Dominik Röber jetzt im Exklusivinterview.
In den vergangenen Wochen haben sich die Einbrüche in Rosenheim gehäuft. Täuscht die Beobachtung?
Einbrüche gibt es immer wieder. Es ist ein Dauerbrenner. Maßnahmen zu ergreifen, um sich vor Einbrüchen zu schützen, ist sehr schlau und vorausschauend. Eingebrochen wird tatsächlich nicht nur zur dunklen Jahreszeit, sondern beispielsweise auch im Sommer, wenn die Menschen in den Urlaub fahren. Etwa die Hälfte der Taten passiert bei Tageslicht, zum Beispiel während die Bewohner bei der Arbeit oder beim Einkaufen sind.
Macht es da einen Unterschied, ob es sich um Geschäfte oder Wohnungen handelt?
Man hat während der Corona-Zeit bemerkt, dass weniger in Wohnungen eingebrochen wurde. Das war der Tatsache geschuldet, dass viele Menschen im Homeoffice gearbeitet haben und die Kinder im Homeschooling waren. Die Wohnungen wurden nur selten verlassen. Stattdessen wurde vermehrt in Gewerbeimmobilien eingebrochen.
Zumindest in den vergangenen Monaten scheinen es die Einbrecher auch in der Stadt wieder vermehrt auf Geschäfte abgesehen zu haben.
Trotzdem würde ich es nicht als Trend bezeichnen.
Haben Geschäftseigentümer die Möglichkeit, sich von Ihnen Tipps zu holen?
Auf jeden Fall. Dafür gibt es den kriminalpolizeilichen Fachberater. In meiner Beratungsstelle habe ich einen Ausstellungsraum, in dem man sich viele Ideen holen und sich anschauen kann, was es alles gibt. Zudem kann man sich von mir produktneutral und kostenlos vor Ort beraten und Empfehlungen geben lassen. Die Terminvereinbarung für beides geht kinderleicht per E-Mail an polizeiberatung-rosenheim@polizei.bayern.de oder telefonisch unter 08031/2003712.
Also nicht einfach wild drauflos im Internet bestellen?
Ich empfehle auf jeden Fall eine Beratung, bevor man Geld investiert. Aber auch die beste Beratung hilft nur dann, wenn man etwas davon umsetzt. Die Erfahrung zeigt: Wo einmal eingebrochen und Beute gemacht wurde, da kommen die Täter wieder. Spätestens, wenn man Opfer eines Einbruchs geworden ist, muss man etwas unternehmen. Die Schutzsituation muss verbessert werden. Ansonsten ist man auf der Liste der Einbrecher, wird in den Premium-Kundenstamm erhoben und immer wieder besucht (lächelt).
Werden die Einbrecher immer raffinierter?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt die Vollprofis, die richtig ausgefuchste Arbeit leisten. Aber es gibt auch Anfänger und Gelegenheitstäter. Was man sagen kann: Wenn Einbrecher an einem Geschäft scheitern, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ein zweites Mal besucht wird, sehr gering.
Wie schütze ich meine Immobilie?
Man fängt immer erst einmal mit der mechanischen Sicherung an.
Heißt?
Man verstärkt seine Türen und Fenster oder sein Schaufenster. Man baut es so auf, dass ein Durchbrechen erschwert wird. Meistens gehen die Täter erst einmal auf die Mechanik von Türen und Fenstern. Sie versuchen, die Verriegelung aufzuhebeln. Das Einschlagen der Scheibe ist immer die letzte Option eines Einbrechers, weil es viel Lärm macht, Aufmerksamkeit bringt und Verletzungsgefahr in sich birgt.
Was sind weitere Dinge, die Sie empfehlen?
Schlau wäre, sein Schaufenster nicht nur mechanisch zu sichern, sondern auch die Auslage dahinter. Ich rate dazu, die wertvollen Dinge über Nacht aus dem Schaufenster zu nehmen und in einen Tresorraum zu räumen. Wer will, kann dann auf wertlose Duplikate zurückgreifen oder die Auslage einfach leer lassen.
Reicht das schon?
Es ist ein guter Anfang. Der mechanische Schutz sollte aber durch eine Alarmanlage ergänzt werden. Diese soll nicht nur schrillen und rotes Licht von sich geben, sondern auch auf eine beauftragte, ständig besetzte Stelle aufgeschaltet sein. Heißt: Wenn der Alarm ausgelöst wird, ist da jemand dahinter, der die Polizei alarmiert, sodass wir sofort hinfahren können, um die Situation zu überprüfen.
Worauf sollte man noch achten?
Wichtig wäre, dass man die Alarmanlage nicht selbst versucht anzubringen, sondern das den Fachfirmen überlässt. Diese werden auch darauf achten, dass der Alarm ausgelöst wird, bevor das Schaufenster oder die Eingangstür überwunden wurde. Das gibt der Polizei genügend Zeit, um den Täter noch vor Ort zu erwischen, bevor er größeren Schaden anrichtet und Dinge mitnimmt.
Empfehlen Sie auch eine Überwachungskamera?
Ja, das wäre der dritte Schritt. Damit sollte man jedoch nicht anfangen. Es bringt nichts, wenn man vom Gardasee aus dann zuschauen kann, wie in meinen Laden eingebrochen wird. Auch das sollte von einer Fachfirma errichtet werden. Die kennt sich aus und weiß beispielsweise auch, wie viel eine Gesichtserkennungsqualität kosten würde. Durch das LKA zertifizierte Fachfirmen für alle drei Bereiche finden Sie unter www.k-einbruch.de. Licht ist übrigens auch immer eine gute Sache.
Wie meinen Sie?
Dass bei einem Einbruchversuch beispielsweise ein Licht ausgelöst und alles erleuchtet wird. Das hat auch den Vorteil, dass die Polizei sieht, was los ist. Übrigens darf man auch Hinter- und Nebeneingänge nicht aus den Augen verlieren. Auch die müssen gesichert werden.
Leerstand im Nebengeschäft ist auch immer eine Sache. Die Täter könnten beispielsweise in den Leerstand einsteigen und durch die Wände in das eigentliche Geschäft einbrechen.
Was ist mit denjenigen, die es sich nicht leisten können, ihr komplettes Geschäft zu sichern?
Die sollten zumindest darauf achten, dass sie ihre Wertsachen nach Geschäftsschluss in einen Tresor räumen und diesen sichern. Heißt, Schlüssel nicht im Laden verstecken, Tresor stark genug im Boden verankern, ihn verdeckt aufstellen und gegen „Bulgarische Umarmung“ sichern. Dabei legen die Täter eine Zugkette um den Tresor, um ihn mit dem Auto aus dem Geschäft zu reißen.
Wie viele Rosenheimer Geschäftsinhaber kommen denn zu Ihnen und holen sich Tipps?
Sehr wenige. Es ist selten, dass sich ein Geschäftsinhaber beraten lässt. Woran das liegt, darüber kann ich nur spekulieren.
Weg vom Geschäft, hin zur eigenen Wohnung. Worauf sollte ich hier achten?
In der Wohnung fängt man ebenfalls mit einem mechanischen Schutz an. Eine Alarmanlage ist sicherlich auch eine gute Idee, aber nicht immer notwendig. Es hängt unter anderem davon ab, wie oft man beispielsweise unterwegs ist oder wie hoch die Sachwerte sind, die ich zu Hause habe. Auch hierzu gibt es Firmen, die einen beraten können.
Bringt der mechanische Schutz an Fenstern und Türen denn wirklich was?
Auf jeden Fall. Das habe ich während meiner Zusatzausbildung zum Einbruchschutzberater gelernt. Da stand man vor zwei identischen Fenstern. Bei dem einen war ich nach zwölf Sekunden mit einem handelsüblichen Schraubenzieher drin. Bei dem anderen hat sich nach der Prüfzeit absolut nichts getan und ich stand mit hängenden Flügeln, riesigen Schweißrändern unterm Hemd und pumpender Lunge da (lacht). Der mechanische Schutz sollte übrigens bei allen Fenstern und Türen im Erdgeschoss und bei denen, die einen Balkon oder eine andere Standfläche davor haben, angebracht werden. Der anzustrebende Standard ist RC2 (nach der DIN EN 1627) oder besser.
Wenn ich also im fünften Stock wohne und keinen Balkon habe, kann ich mich in Sicherheit wiegen?
Es gibt Einbrecher, die nach ganz oben gehen, weil sie dann hören, wenn unten die Haustür aufgeht und sie so genügend Zeit zum Flüchten haben. Die Wohnungstür sollte immer gut gesichert sein. Zumal man gerade in einem Mehrparteienhaus nicht immer davon ausgehen kann, dass die Haustür geschlossen bleibt. Das hat man nicht unter Kontrolle. Was man hingegen unter Kontrolle hat, ist seine Wohnungstür.
Ein Tipp zum Abschluss?
Achten Sie auf ihre Nachbarschaft. Pflegen Sie Kontakte in der Nachbarschaft. Gewöhnen Sie sich an, Leute, die man in der Wohngegend oder im Treppenhaus trifft, anzusprechen. So wissen die Leute, dass sie sich nicht einfach so im Haus herumtreiben können, ohne dass sie gesehen werden. Wenn Sie sehen, dass beim Nachbarn im Garten jemand herumspioniert, bitte gleich die 110 wählen. Man sollte sich gegenseitig den Postkasten leeren, wenn man im Urlaub ist und einfach aufeinander schauen. Das Sicherheitsgefühl in der Wohngegend steht und fällt mit der Nachbarschaft. Auch Fahrradkeller, Kellerabteile, Tiefgaragen und Dachböden sollten nicht vernachlässigt werden. Abgesehen von den dort zu holenden Sachwerten, eignen sie sich für Täter auch als kurzzeitiges Versteck. Interview: Anna Heise