Von der Piste in die Modebranche

von Redaktion

Im Dezember 2024 endete in Rosenheim eine Tradition: Nach 72 Jahren schloss das Herrenmodegeschäft „Adlmaier for Men“. Bereits im November wurde mit Sebastian Heppel (31) ein Nachfolger bekannt gegeben. Doch wer ist der Mann? Und welche Pläne hat er für das Geschäft? Ein Porträt.

Rosenheim – Stress kennt Sebastian Heppel nicht. „Das ist nur etwas für Leistungsschwache“, sagt er und lacht. Er sitzt an einem Holztisch in der dritten Etage des ehemaligen Herrenmodegeschäfts „Adlmaier for Men“. Um ihn herum wird gebohrt, gehämmert und gesägt. Neben alten Regalen stehen Schaufensterpuppen und Werkzeugkoffer. Seit Anfang des Jahres ist Heppel mit seinem Team in Rosenheim und kümmert sich um den Umbau des Geschäfts am Max-Josefs-Platz 17.

Männersamstage
und Dart-Abende

„Wenn alles nach Plan läuft, wollen wir Mitte März eröffnen“, sagt er. Doch bis dahin gibt es noch jede Menge zu tun. Sorge bereitet das dem jungen Unternehmer nicht. Im Gegenteil. Er sprudelt nur so vor Ideen. In einer Etage soll eine Art Gentlemen‘s Club samt Bar entstehen. Er spricht von Männersamstagen, Dart-Abenden und Live-Acts, die er ins Haus holen will.

„Unser Ziel ist es, einen Ort der Begegnung zu schaffen, an dem man seine Freizeit verbringen kann und nebenbei noch coole Mode kaufen kann“, sagt Heppel. Anders als ein Großteil der Geschäfte gehe es ihm nicht nur darum, seine Waren unter die Leute zu bringen. „Man kann heutzutage alles online bestellen, Mode gibt es überall. Man muss zusätzliche Anreize schaffen“, sagt er. Und genau das will er in Rosenheim machen.

Dass seine Ideen und Konzepte funktionieren, zeigt ein Blick nach Trostberg und Traunstein. Dort gibt es die Firma Heppel bereits seit 40 Jahren, mittlerweile an vier Standorten. Sebastian Heppel ist mehr oder weniger zufällig an der Spitze des Familienunternehmens gelandet. Ursprünglich lag sein Fokus auf dem Sport. Er war Skirennfahrer, wollte hoch hinaus. „Am Ende hat es dann aber doch nicht ganz gereicht“, sagt er.

Rückkehr in den Familienbetrieb

Sein Vater habe ihn daraufhin gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, in die Modebranche einzusteigen. Er habe zugestimmt, sein erstes Lehrjahr im Familienunternehmen gemacht. Anschließend zog es ihn nach Freiburg, er studierte Textilbetriebswirtschaft und kümmerte sich danach viele Jahre lang um den Vertrieb beziehungsweise Großhandel für „Jack & Jones“ und die dänische Firma „Solid“ in ganz Bayern. Weil es irgendwann keine Aufstiegsmöglichkeiten mehr gab, kehrte er zurück in den Familienbetrieb. „Wir haben dann sofort mit der Erneuerung der Firma begonnen“, sagt Heppel. In Trostberg wurde der Damenladen umgebaut, anschließend folgten die Bereiche für die Herren. 2019 eröffnete er die neue Filiale in Traunreut. Die Corona-Pandemie nutzten Heppel und seine Mitarbeiter, um den Online-Shop aufzubauen.

„Irgendwann habe ich dann in der Zeitung gelesen, dass Paul Adlmaier aufhört“, sagt Sebastian Heppel. Er habe Kontakt zu ihm aufgenommen, man habe sich in Rosenheim getroffen und sich relativ schnell einigen können. Seit November steht fest, dass Sebastian Heppel die Filiale in Rosenheim übernimmt. „Seitdem überlegen wir, was wir alles verändern wollen“, sagt der Unternehmer.

Ziel sei es, all die „guten Sachen“ aus der Vergangenheit zu übernehmen. Die Kundenberatung zum Beispiel, aber auch das hochwertige und moderne Herrensortiment sowie die Nähe zu den Stammkunden. „Wir wollen noch ein bisschen mehr Modernität reinbringen und ein paar neue Marken ins Sortiment aufnehmen“, sagt Heppel.

Hendl und Bier
zum T-Shirt-Kauf

Die Idee ist, dass die Kunden ab März in jeder Etage ein unterschiedliches Sortiment erwartet. Es gibt Trachten, Anzüge und die etwas legere Abteilung. Dazu – an manchen Tagen – Hendl und eine Halbe Bier. „Und wenn wir Glück haben, haben die Kunden nicht nur eine gute Zeit, sondern kaufen auch noch ein neues T-Shirt“, sagt Heppel. Angst davor, dass seine Konzepte nicht angenommen werden, hat er nicht.

„Jeder spricht immer davon, dass die Zeiten so schlecht sind, aber Krisen hatten wir schon immer. Bei uns läuft es gut“, sagt er. Um die Kunden zu sich ins Geschäft zu ziehen, will er vor allem auf die sozialen Medien setzen – Facebook, Whatsapp und Instagram. Zudem sollen die Events zusätzliche Anreize schaffen.

„Das Feedback, das ich bisher aus Rosenheim erhalten habe, ist sehr gut“, sagt er. Er habe Nachrichten bekommen, mit Wünschen, welche Marken ins Sortiment aufgenommen werden sollten. Zudem habe er immer wieder zu hören bekommen, wie schön es ist, dass es am Max-Josefs-Platz weitergeht.

In den kommenden Monaten will Heppel einen Großteil seiner Zeit in Rosenheim verbringen. Er wohnt in Obing, pendelt jeden Tag. Sein Senior Manager Michael Kolb wird sich ab März noch intensiver um die Standorte in Trostberg und Traunreut kümmern. Einen Großteil der Mitarbeiter, die jahrelang bei „Adlmaier for Men“ tätig waren, wird Heppel übernehmen. „Wir sind aber weiterhin auf der Suche“, sagt er.

Mehr modische Spitzen in der Stadt

Mit Blick auf die Mode gibt es ihm zufolge keine allzu großen Unterschiede zwischen Rosenheim und Trostberg. „In der Stadt gibt es natürlich mehr modische Spitzen. Es ist etwas progressiver und es gibt mehr Business-Looks“, sagt Heppel. Er selbst setzt übrigens am liebsten auf einen Jersey-Anzug. „Den kann man gut mit einem T-Shirt und Sneaker kombinieren, aber eben auch mit Hemd und Krawatte“, sagt er. In seinen Augen das beste Kleidungsstück für den Mann.

„Es gehört sich einfach, dass der Mann einen Anzug trägt. Und diese Denkweise will ich in Rosenheim auch wieder ein bisschen mehr etablieren“, sagt er. Ab März geht‘s los.

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