Rosenheim – Brauchtumspfleger, Mundartsprecher und Theaterspieler des Gauverbands I trafen sich kürzlich in Rosenheim, um sich auszutauschen. Rosenheim gilt als Wiege der Trachtenbewegung, da dort 1890 beim „Centralfest“ der Verband gegründet wurde. Heute ist der Gauverband I Bayerns größter Gautrachtenverband mit 117 Vereinen und knapp 42000 Mitgliedern.
Die Stadtführerin Angelika Schartel, Mitglied im Trachtenverein Rosenheim Stamm I, Rosenheims ältestem Trachtenverein, führte die Teilnehmer durch die Geschichte. Der Treffpunkt war beim Kuko, dem ehemaligen Standort des Kapuzinerklosters. Während der Industrialisierung wurde das Kloster zur Saline umgebaut, was zu einem Bevölkerungsanstieg und der Gründung der ersten Trachtenvereine führte. Das damalige Hotel „Deutscher Kaiser“ am heutigen Gillitzerblock, unter der Leitung von Alois Bach, spielte eine wichtige Rolle. Bach, Autor, Spieler und Regisseur, besetzte die Rollen mit Trachtlern und setzte bereits auf regionale Mundart. Für Marianne Heidenthaler, Sachgebietsleiterin und Verfechterin des Erhalts der bayerischen Sprache, ist dies eine wichtige Grundlage ihrer Arbeit.
Mit einem Gedicht des „Ponzauner Wigg“ betonte Heidenthaler die Bedeutung des Erhalts regionaler Dialekte. Michaela Fuchs, Vorsitzende des Gastgebervereins, unterstrich die Bedeutung Rosenheims als Wiege der Trachtenbewegung.
Besonders beliebt bei Kindern ist das Brauchtumsrad, ein Quiz rund um Bräuche und Tracht. Der Gauverband bietet Malbücher und ein Konzept für Grundschulbesuche an, um Kinder für bayerische Kultur zu begeistern. Der Brauchtumsweg, ein Quiz in Papierform, führt durch das Jahr und befragt zu Trachten, Bräuchen und Jahreszeiten.
Für Theaterspieler findet am kommenden Wochenende ein Kurs zu Bärten, Haarteilen und Perücken statt. Anmeldungen unter Telefon 08685/1328. Weitere Seminare, zum Beispiel Brauchtumsbäckerei und Theaterspiel, werden vom Bayerischen Trachtenverband angeboten. Aufgrund hoher Nachfrage findet dieses Jahr ein Rhetorikkurs statt.
Heidenthaler berichtet von einer Unterschriftenaktion des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte mit 3200 Unterschriften. Ziel ist die Aufnahme der bayerischen Sprache in die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen. Zum Erhalt von Bräuchen und Traditionen wird ein digitales Nachschlagewerk vom Bayerischen Trachtenverband erstellt. Heidenthaler rief zur Mitarbeit auf und bat um Zusendung von Unterlagen.