Baustellenkunst in Kolbermoor – Brückenbau am Spinnerei-Gelände

von Redaktion

Schweres Gerät, kräftige Bauarbeiter, 32 Tonnen Stahl und jede Menge Fingerspitzengefühl am Mangfallkanal im Einsatz

Kolbermoor – Es hat durchaus etwas von einem choreografierten Konzert, wenn der monströse Kran die tonnenschweren Bauteile über die Dächer des Spinnerei-Geländes hievt und die Bauarbeiter auf der Baustelle in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Garnmagazin mit ihren Händen dirigieren, um die Stahlträger an die richtigen Stellen zu lotsen. Die Arbeiten rund um den Brückenneubau über den Mangfallkanal am Gelände der Alten Spinnerei können ohne Zweifel als Kunst bezeichnet werden. Am gestrigen Dienstag wurden jetzt unter anderem die riesigen Stahlträger eingesetzt, die dem Brückenbauwerk letztlich als Skelett dienen soll.

Mit lediglich ein paar Minuten Verspätung traf noch vor Sonnenaufgang am Dienstagmorgen der mächtige Schwertransport mit den beiden Stahlträgern für das neue Brückenbauwerk über den Mangfallkanal ein. Nach kurzem Rangieren des Teleskopaufliegers mit einer Breite von rund vier und einer Länge von rund 25 Metern war die mehrere Tonnen schwere Stahlladung bereit zum Verbauen. Der riesige Kran, der die beiden wichtigen Bauteile letztlich an ihren Bestimmungsort hieven sollte, war bereits am Montagmorgen per Schwertransport an die Baustelle geliefert und einsatzbereit gemacht worden.

Dann ging es – trotz der beeindruckenden Größe und des massiven Gewichts der Bauteile – ruckzuck. Der Kran, nördlich des Mangfallkanals auf dem Spinnerei-Gelände positioniert, hievte die beiden Stahlträger – jeder wiegt rund acht Tonnen – einzeln über die dortigen Dächer, ehe die Stahlgebilde langsam auf die bereits im Vorfeld aufgebaute Holzkonstruktion herabgelassen wurden. Dort warteten bereits mehrere Mitarbeiter des ausführenden Unternehmens, um die sogenannten Fachwerkgerippe in Empfang zu nehmen, millimetergenau auszurichten und dann – passgenau ausgerichtet – an der Holzkonstruktion mit breiten Gurten festzuzurren.

Ein Schauspiel, das noch vor 9 Uhr beendet war und für das immer wieder Passanten an der Brücke an der Brückenstraße innehielten. „Ich finde so etwas immer faszinierend“, sagte beispielsweise ein Herr im Rentenalter, der sich bei einer Bäckerei in der Nähe gerade seine Frühstückssemmeln besorgt hatte und kurz mit seinem Fahrrad anhielt. „So ein Gerät wie diesen riesigen Kran zu bedienen, ist doch der Traum eines jeden Buben.“ Kein Wunder also, dass sich auch Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo ein Bild von den Arbeiten am Spinnerei-Gelände machte.

„Aufgrund der hervorragenden Vorbereitung ist es richtig gut gelaufen“, zeigte sich Moritz Glas, staatlich geprüfter Techniker und Projektleiter der MBM Brummer Stahl- & Metallbau mit Sitz in Tuntenhausen, mit dem Ablauf der Arbeiten zufrieden. Auch das Einsetzen der Querträger im Anschluss an die den Mangfallkanal überspannenden Träger habe gut funktioniert. So nimmt das Stahlgerippe der neuen Brücke, welches am Ende rund 32 Tonnen wiegen wird, immer weiter Form an. Ein Entstehungsprozess, der selbst langjährige Experten der Baubranche immer wieder aufs Neue fasziniert. „Diese Arbeiten mit Stahl sind natürlich unsere Kernaufgabe und unsere Kernkompetenz“, sagt Glas. Doch derartige Einsätze wie beim Brückenbau in Kolbermoor „kommen natürlich nicht wöchentlich vor“. Glas genießt solche Höhepunkte. „Ich finde das immer wieder beeindruckend, wie aus dem Material und dem Know-how der Mitarbeiter so etwas entsteht.“

In den kommenden Monaten können Passanten, die auf der Brückenstraße unterwegs sind, den Baufortschritt – weg vom Stahlgerippe, hin zur ausgebauten Fußgängerbrücke – hautnah mitverfolgen. Bereits Anfang 2026 soll die Brücke, deren maroder Vorgänger im Herbst 2023 abgetragen worden war, dann fertiggestellt sein. Ein Fünf-Millionen-Euro-Bauwerk, realisiert von Werndl & Partner in Kolbermoor, das gleich zwei Funktionen erfüllen soll: im oberen Bereich Begegnungsstätte für Fußgänger, im unteren Bereich gläserner Arbeitsbereich für rund 50 Menschen. Mathias Weinzierl

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