Altkleider-Chaos auch in Rosenheim?

von Redaktion

Neue EU-Richtlinie sorgt für Verwirrung – Welche Textilien noch im Restmüll entsorgt werden dürfen

Rosenheim – Textilien dürfen nicht mehr im Restmüll entsorgt werden. Das besagt eine neue EU-Richtlinie, die seit Anfang des Jahres in Kraft ist. Dadurch soll die Wiederverwertung von Textilien angekurbelt werden. Doch vielerorts herrscht jetzt Verwirrung. Müssen auch kaputte und verschmutzte Klamotten im Altkleidercontainer entsorgt werden, weil sie nicht mehr in den Restmüll dürfen? Die Sorge ist unbegründet. Der Grund: Deutschland ist von der Richtlinie gar nicht betroffen.

Was ändert sich also? „Nichts“, sagt das Bayerische Rote Kreuz Rosenheim, denn es gehe darum, Textilien und Schuhe getrennt vom Restmüll zu sammeln. „In Deutschland ist diese Pflicht längst erfüllt“, betont Pressesprecher Matthias Baumann-von Kramer. Gut erhaltene Kleidung und Schuhe sollten deshalb auch schon vor dem Inkrafttreten der neuen Richtlinie nicht im Restmüll landen. „Nun ist es ‚offiziell‘ untersagt“, so der Pressesprecher.

Das BRK betreibt in Stadt und Landkreis Rosenheim etwa 235 Sammelcontainer, wie der Pressesprecher mitteilte. Altkleider können ihm zufolge außerdem auch in einem der sechs Kleiderläden abgegeben werden. Rund 1100 Tonnen werden so jedes Jahr gesammelt. Doch nicht immer funktioniert das reibungslos.

„Leider passiert es sehr regelmäßig, dass Textilien in den Containern entsorgt werden, die eigentlich nicht dafür gedacht sind“, sagt Baumann-von Kramer. In den vergangenen Jahren habe man einen „Müllanteil“ von etwa vier bis fünf Prozent festgestellt. „Auf die Tonne gerechnet sind das 50 Kilogramm Müll“, betont der Pressesprecher. Dadurch werde auch die gute Ware kontaminiert und müsse somit entsorgt werden.

Gut erhaltene, tragbare Kleidung, Schuhe und Textilien, die weiterverwendet werden können, kann und sollte in den Altkleidercontainer. Landen jedoch stark verschmutzte oder defekte Textilien darin, werden Umwelt und Ressourcen stark belastet. Diese müssen teuer sortiert und letztlich verbrannt werden. Sollte in Zukunft noch mehr Müll in den Containern landen, verschlechtert sich laut BRK die Sammelware enorm. „Eine kostendeckende Sammlung ist dann kaum mehr möglich“, betont Baumann-von Kramer.

Dabei ist die Sammlung von Altkleidern für das BRK Rosenheim essenziell. „Die Container werden von unserem Entsorgungspartner entleert, sortiert und weiter- vermarktet“, erklärt der Pressesprecher. Im Katastrophenfall habe man außerdem Zugriff auf die Ware, wodurch Betroffene versorgt werden können. In den Kleiderläden abgegebene Ware wird sortiert und in den Second-Hand-Läden des BRK verkauft. Diese Erlöse kommen dann sozialen Projekten des Kreisverbandes Rosenheim zugute. Die Rosenheimer Malteser sind mit 16 Containern ebenfalls im Stadtgebiet vertreten. Auch sie verkaufen die gesammelten Textilien weiter, wie Pressesprecherin Margit Schmitz auf OVB-Anfrage mitteilt. „Die Erlöse aus den Altkleidersammlungen sind eine wichtige Säule der Finanzierung“, sagt sie.

„In Sortierbetrieben wird der Inhalt der Container aufwendig per Hand nach ihrer Qualität sortiert“, erklärt Schmitz. Gut erhaltene Kleidung wird verkauft, verschlissene Textilien werden von Herstellern von Putzlappen oder als Recyclingmaterial weiterverwertet. „Die Kosten für das Sortieren dieser minderwertigen Textilien sind oft höher als die Erlöse aus dem Weiterverkauf“, schildert Schmitz die ohnehin schon schwierige Situation. Sie befürchtet, dass mit der neuen Richtlinie noch mehr unbrauchbare Kleidung in den Containern landet. Auch hier gilt: Gut erhaltene Kleidung darf auf jeden Fall in den Container. Wichtig ist auch, dass sie sauber und gut verpackt ist. Stark beschädigte, verschmutzte oder nasse Textilien gehören nicht zu den Altkleidern. „Es ist ökologischer und ökonomischer, solche Dinge direkt in den Hausmüll oder in die Wertstoffsammlung zu geben“, erklärt Schmitz. Landen sie im Container, verursachen sie „unnötige Kosten für Sammler und Sortierer.“

Auch Christian Baab, Pressesprecher der Stadt, verweist darauf, dass verschmutzte oder kontaminierte Textilien über die Restmülltonne entsorgt werden sollten. „Sie können keiner Wiederverwendung zugeführt werden“, sagt Baab. Stattdessen werden sie dann im Müllheizkraftwerk energetisch verwertet. Im Stadtgebiet übernehmen ihm zufolge ausschließlich soziale Organisationen die Sammlung von Alttextilien. Den Aufbau einer eigenen Infrastruktur habe die Stadt nicht vorgesehen. „Wir möchten nicht in Konkurrenz zu den sozialen Organisationen treten“, erklärt Baab. Gut erhaltene Kleidung könne man außerdem auch an Kleiderbörsen oder karitative Einrichtungen weitergeben.Magdalena Abele

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