Ausfälle und Verspätungen im ÖPNV

von Redaktion

Die Meldungen über Ausfälle und Verspätungen im Rosenheimer ÖPNV reißen nicht ab. Zwischenzeitlich war sogar von 30 bis 60 fehlenden Verbindungen pro Tag die Rede. Dementsprechend groß ist die Kritik aus allen Richtungen. Wie es dazu kommen konnte und wie es in den nächsten Wochen weitergehen soll.

Rosenheim – So ganz wollte Andreas März die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. „Der ÖPNV in Rosenheim kollabiert nicht“, sagte der Oberbürgermeister. Dennoch – auch das betonte er im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss – lief im Stadtverkehr in den vergangenen Wochen einiges schief. „Die Situation seit Weihnachten ist ärgerlich“, betonte März. Seitdem kommt es immer wieder zu Ausfällen – teilweise fuhren am Tag zwischen 30 und 60 Busse nicht. Für den Oberbürgermeister Grund genug, ausführlich über die Hintergründe aufzuklären.

Teilweise 50 Ausfälle
am Tag im Busverkehr

Bei den ausgefallenen Verbindungen wolle März „nichts schönreden“. Dennoch wies er darauf hin, dass in der Stadt am Tag zwischen 350 und 380 Verbindungen gefahren werden. Das relativiere die Anzahl der Ausfälle ein wenig. „Außerdem hatten wir von Mai bis Dezember eine Ausfallquote von teilweise unter einem Prozent“, sagte der Oberbürgermeister.

Vom 1. bis zum 19. Dezember sei dann sogar gar kein Bus ausgefallen. Erst zwischen Weihnachten und Silvester sei die Ausfallquote drastisch gestiegen – in den zweistelligen Bereich.

Das sei zu „100 Prozent“ einer Krankheitswelle bei den Busfahrern geschuldet gewesen, erklärte März. Wenn zehn oder zwölf Fahrer im Krankenstand und dazu noch einige im Urlaub sind, werde es schwer, den Stadtverkehr stabil aufrechtzuerhalten. Obwohl sich die Lage wieder etwas entspannt habe, liegt die Ausfallquote März zufolge im Januar immer noch bei rund sieben Prozent. „Das kann so nicht bleiben“, gab auch März zu.

Entsprechend hat sich die Stadt einiges überlegt, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Die Ausfälle sollen mit einer Aufstockung des Fahrerpersonals besser werden. „Im Moment befinden sich vier neue Busfahrer in der Einarbeitung, drei weitere sind ab dem 1. Februar im Dienst“, berichtete März. Mit den zusätzlichen Fahrern könnte dann auch in Richtung Sommer ein „Fahrer-Pool“ entstehen, aus dem Springer bei kurzfristigen Ausfällen auf Abruf eingesetzt werden.

Besser werden muss März zufolge auch die Kommunikation rund um den ÖPNV. Trotzdem legte der Oberbürgermeister den Fahrgästen noch einmal die MVV-App ans Herz.

Dort könne man sich grundsätzlich einen guten Überblick über die Abfahrtszeiten verschaffen – sofern sie denn funktioniert. Aufgrund technischer Probleme habe auch das in den vergangenen Wochen nicht „ideal geklappt“. Inzwischen sollen die Auskünfte in der App wieder alle da sein.

Da der Oberbürgermeister überzeugt ist, dass der Weg zur Verbesserung „über die digitalen Werkzeuge führt“, will die Stadt in Zukunft das Angebot für Echtzeitinformationen ausweiten. Dabei gibt es den Plan, an den Bushaltestellen elektronische Anzeigen – wie eine Art E-Book-Reader – anzubringen. Da sei man dabei, sich Angebote einzuholen. Der Vorteil: Diese seien wesentlich kostengünstiger als größere digitale Anzeigetafeln, erklärte März.

Der Oberbürgermeister wies auch noch darauf hin, dass es seit einiger Zeit eine Telefonauskunft – 089/41424344 – gibt, über die nach dem aktuellen Stand der Busverbindung gefragt werden kann. Zudem setzt die Stadt in Zukunft auf QR-Codes an den Haltestellen, die nach dem Scannen mit dem Smartphone einen Überblick darüber geben, wann der nächste Bus kommt, ob dieser pünktlich fährt oder ausfällt.

Einigen Stadträten gingen die Verbesserungsansätze allerdings noch nicht weit genug. Auch wenn die Vorschläge in die richtige Richtung gingen. „Der Rosenheimer ÖPNV hat einen Riesen-Vertrauensverlust gegenüber der Bevölkerung“, sagte Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Sie erwarte jetzt, dass die Stadt eine „Qualitäts- und Charmeoffensive“ startet – am besten in Zusammenarbeit mit dem MVV. Der Oberbürgermeister solle auch selbst aktiv auf die Menschen zugehen, um das Vertrauen in den Busverkehr wieder zu stärken.

Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD, empfahl, dass „jetzt noch mal Geld in die Hand genommen wird“, um den ÖPNV zu stärken. „So bitter es ist“, sagte er.

Ansonsten seien die bisherigen Investitionen „nicht wirklich sinnvoll“ gewesen. Florian Ludwig, Stadtrat der CSU, merkte dabei an, dass eine Ausweitung aber nichts bringe, wenn es beim jetzigen System schon Schwierigkeiten gibt. Da sei es sinnvoller, sich auf ein „kleineres Angebot zu konzentrieren, das wir stemmen können“. Allen voran muss ihm zufolge die Schülerbeförderung reibungslos klappen.

Einige Stellschrauben
zur schnellen Lösung

Sein Fraktionskollege Herbert Borrmann wies genauso wie Freie Wähler/UP-Chef Robert Multrus darauf hin, dass beim Stadtverkehr nicht alles so schlecht ist, wie es manchmal dargestellt wird. „Dennoch gibt es viele Stellschrauben, an denen wir drehen können“, sagte der CSU-Fraktionsvorsitzende.

Er regte an, darüber nachzudenken, in Notfällen Taxis einzusetzen, falls wieder viele Busse ausfallen. Das koste zwar Geld, könne aber helfen, auch kurzfristige Ausfälle, wie rund um Weihnachten, schnell aufzufangen.

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