Notfallplan für den Wassernotstand

von Redaktion

Was ist, wenn es kein sauberes Wasser mehr gibt? Vor diesem Problem stand man kürzlich im Chiemgau. Wie bereitet man sich im Romed-Klinikum, wo man besonders auf hygienisches Wasser angewiesen ist, auf den schlimmsten Fall vor? Zwei Experten geben Einblicke.

Rosenheim – Ende November befand sich der Chiemgau im Ausnahmezustand. Für zahlreiche Gemeinden wurde eine Abkochverfügung erlassen. Schuld war ein Fäkalkeim, der das Trinkwasser verunreinigte. Während einzelne Haushalte mit gekauftem Wasser aus dem Supermarkt auf eine solche Situation reagieren können, gestaltet es sich für andere Institutionen schon schwieriger. Besonders Kliniken sind auf sauberes Wasser angewiesen.

Vom Stromausfall
bis zur Sabotage

„Wasser ist essenziell für die Lebenserhaltung der Patienten und die Versorgung der Mitarbeiter“, erklärt August Schechner, Technischer Leiter des Romed-Klinikums Rosenheim. Sauberes Wasser sei nicht nur für die Pflege der Patienten wichtig, sondern auch für die Durchführung medizinischer Verfahren und die Sauberkeit in der Klinik. Daher sei der zuverlässige Zugang zu hygienisch einwandfreiem Wasser unerlässlich.

Neben der Kontaminierung der Wasserquelle gibt es allerdings noch mehr Szenarien, die zu einem Ausfall der Wasserversorgung führen können. Auch ein flächendeckender Stromausfall oder gar eine Sabotage oder Manipulation von außen könnten Auswirkungen auf die Wasserversorgung in Kliniken haben, wie Markus Taubenberger vom Rosenheimer Ingenieurbüro Duschl im Gespräch mit dem OVB erklärt.

Um sich bestmöglich auf einen solchen Notfall vorbereiten zu können, wurde von der Universität der Bundeswehr München das Projekt „Nowater“ ins Leben gerufen.

Szenarien nicht
unrealistisch

Im Rahmen dessen wurden technische und organisatorische Lösungen erarbeitet, wie man das Risiko für einen Ausfall der Wasserversorgung reduzieren kann. Aber auch, wie man sich auf Notfälle vorbereiten und diese im schlimmsten Fall bewältigen kann. Das Ingenieurbüro Duschl hat hier die Untersuchung zur Anfälligkeit der Stromversorgung beigesteuert. Doch wie gut ist man in Rosenheim nun auf die Katastrophe vorbereitet? Wie der Fäkalwasser-Fall im Chiemgau gezeigt hat, sind solche Szenarien nicht unrealistisch. „Grundsätzlich steht der Krankenhaus-Alarm- und Einsatzplan (KAEP) für alle erdenklichen Notszenarien eines Klinikums zur Verfügung. So besteht auch immer der direkte Kontakt zu unserem Versorger, den Stadtwerken Rosenheim“, erklärt August Schechner. Und auch schon vor Projektbeginn wurden im Rosenheimer Klinikum elementare Aspekte einer Notfall-Wasserversorgung berücksichtigt.

„Technisch redundante Systeme sowie eine gesicherte Notstromversorgung – sowohl im Klinikum als auch bei unseren Lieferanten und Entsorgern – wurden geprüft“, erklärt Schechner zum Projekt. „Zudem wurde ein neuer Kaltwasserverteiler mit Optionen zur chemischen Desinfektion einzelner Gebäudebereiche installiert.“

Messsysteme
und Analysen

Hinzu kommen außerdem Messsysteme, die den Wasserverbrauch einzelner Bereiche erfassen. So können – ähnlich wie bei der Strommessung – präzise Analysen durchgeführt werden. All das hilft Schechner zufolge dabei, eine Notversorgung künftig gezielter und bedarfsgerechter steuern zu können.

Aus dem „Nowater“-Projekt wurde dazu ein Leitfaden für die Praxis erarbeitet. Für das Romed-Klinikum gibt es zudem ein „Ausfallkonzept für Trinkwasser“. Demnach steht ein externer Getränkelieferant kurzfristig zur Verfügung, macht August Schechner deutlich. Zudem wurde im Rahmen des Projekts ein mobiler Anhänger getestet, der Flusswasser technisch aufbereiten kann.

Vortrag

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