Rosenheim – Die Suche nach einem Parkplatz bereitet Stephanie Ruprecht und ihrer Kollegin Sabrina Fischer fast täglich Kopfzerbrechen. Die beiden leiten das Haus für Kinder in der Frühlingstraße. „Seit der Bewirtschaftung der Loretowiese stehen wir vor einer großen Herausforderung“, sagt Ruprecht.
Vier Stellplätze
für 16 Mitarbeiter
Sie erinnert daran, dass es sich beim Haus der Kinder um eine viergruppige Kindertagesstätte handelt. Für die 16 Mitarbeiter gibt es jedoch gerade einmal vier Stellplätze. „In den vergangenen Jahren sind wir bei Parkplatzengpässen auf die Loretowiese ausgewichen. Doch die ist jetzt kostenpflichtig“, sagt Sabrina Fischer.
Zwar würden einige Kollegen mit dem Bus, dem Rad oder dem Zug zur Arbeit kommen, andere seien aber auf das Auto angewiesen. Denn im Haus für Kinder arbeiten pädagogische Mitarbeiter aus Prien, Wasserburg und Ramerberg. „Ohne sie hätten wir die vierte Gruppe nicht eröffnen können“, sagt Stephanie Ruprecht.
Die Leiterin der Einrichtung ist froh über ihre Kollegen, macht aber auch kein Geheimnis daraus, dass auch ihre Kindertageseinrichtung vom Fachkräftemangel betroffen ist. „Wenn sie jetzt schon die lange Fahrzeit auf sich nehmen, kann ich nicht von ihnen erwarten, dass sie im Monat auch noch 100 Euro Parkgebühren zahlen“, sagt Ruprecht. Diese Tatsache würde in ihren Augen dazu führen, dass sich viele Bewerberinnen für eine andere Stelle entscheiden.
Hinzu kommt, dass Parkplätze abseits der Loretowiese zu finden, schier unmöglich ist. „Wir müssen um 7 Uhr im Kindergarten sein, um die Betreuung zu gewährleisten. Wir haben keine Zeit, eine halbe Stunde nach einem Parkplatz zu suchen“, sagt Sabrina Fischer. Zumal sich in der Nähe des Kinderhauses ihr zufolge ausschließlich Anwohnerparkplätze befinden.
Bereits vor einigen Monaten hat sie sich an die Stadt gewandt und angefragt, ob es nicht möglich wäre, Mitarbeitern der Kindertagesstätte kostenlose Parkplätze auf der Loretowiese anzubieten. „Wir würden diese auch nur während der Arbeitszeit nutzen“, sagt sie. Von der Verwaltung habe sie damals eine Absage erhalten, jetzt gibt es einen neuen Vorstoß vonseiten der CSU.
In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) fordert die CSU die Verwaltung auf, vergünstigte Parkmöglichkeiten für Beschäftigte im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge zu schaffen. Die Rede ist von Kita-Mitarbeitern und denjenigen, die im Gesundheits- und Pflegebereich tätig sind.
„Die Einführung von Parkgebühren auf der Loretowiese stellt für viele Beschäftigte, insbesondere in sozialen und pflegerischen Berufen, eine zusätzliche finanzielle Belastung dar“, sagt Stadtrat und Zweiter Bürgermeister Daniel Artmann (CSU). Aus diesem Grund seien vergünstigte Parkmöglichkeiten dringend erforderlich, um die Attraktivität dieser Berufe im Stadtgebiet nicht zu gefährden und die langfristige Sicherstellung der öffentlichen Daseinsvorsorge zu gewährleisten.
Zudem arbeiten Beschäftigte im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge der CSU zufolge häufig in Schichtbetrieben. „Trotz der erwarteten Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr durch den MVV-Beitritt von Stadt und Landkreis Rosenheim sind die Nutzungsmöglichkeiten des ÖPNV in Randzeiten oft begrenzt“, heißt es in dem Antrag.
Fehlendes Personal in der Kinderbetreuung verschärfe den Fachkräftemangel in anderen Berufen zusätzlich, da Einstellungen dringend benötigter Fachkräfte an der fehlenden Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen scheitern. „Betreuungsengpässe verhindern zudem, dass Mitarbeiter früher aus der Elternzeit zurückkehren oder ihre Arbeitszeit erhöhen“, unterstreicht Artmann. Aus diesem Grund plädiert er dafür, vergünstigte Parkmöglichkeiten einzuführen. Nur so könne es gelingen, die aktuelle Situation nicht weiter zu verschärfen. Wie wichtig das ist, weiß auch Karsten Hoeft. Er leitet den Pflegedienst „Die mobile Krankenpflege“ mit Sitz in Rosenheim. „Die Parksituation für unsere Mitarbeiter ist mittlerweile ein riesiges Problem“, sagt er auf OVB-Anfrage. Seit der Bewirtschaftung der Loretowiese habe sich die Situation noch einmal verschärft.
„Eine Vergünstigung oder Privilegierung für Pflegekräfte würde ich sehr begrüßen und wäre sicherlich ein großer Zuwachs an Attraktivität“, unterstreicht Hoeft. Während die CSU also für vergünstigte Parkmöglichkeiten kämpft, verfolgen Freie Wähler/UP, Grüne, ÖDP und FDP ein anderes Ziel. Sie wollen die Gebühren erhöhen.
Geplant ist, dass die Gebühren für das Parken am Straßenrand in der Zone 1 auf 1,30 Euro pro angefangene halbe Stunde erhöht werden. In den städtischen Parkhäusern sollen die Gebühren auf 1,20 Euro pro angefangene halbe Stunde erhöht werden. So heißt es in einem Antrag an Oberbürgermeister März.
Die zusätzlichen Einnahmen sollen vor allem in den ÖPNV fließen. „Dadurch sollen bessere Angebote für Pendler und die Erreichbarkeit der Innenstadt aus den einzelnen Stadtteilen finanziert werden“, heißt es in dem Antrag.
Eine bessere Taktung und besondere Aktionen wie beispielsweise der Promille-Express oder ein Ein-Euro-Ticket würden die Attraktivität des Busverkehrs erhöhen.
„Sie tragen auch zur Belebung der Innenstadt und damit auch des Einzelhandels bei“, zeigen sich die Politiker überzeugt. Doch nicht nur der ÖPNV könnte von den Mehreinnahmen profitieren. In den Parkhäusern soll – so der Plan der Antragsteller – die Ausstattung für eine elektronische Abrechnung der Gebühren über eine App oder bargeldlose Bezahlung finanziert werden. „Dies ist ein zusätzlicher Anreiz für die Nutzung der Parkhäuser. Die Nutzung der Parkhäuser reduziert den Parksuchverkehr in der Innenstadt“, heißt es in dem Antrag.
CSU lehnt
Vorschlag ab
Die CSU jedenfalls lehnt den Vorschlag, die Parkgebühren zu erhöhen, entschieden ab. Zwar setzen sich auch die Christsozialen dafür ein, die Attraktivität der Innenstadt zu sichern, gleichzeitig sei es ihnen jedoch ein Anliegen, die soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten und die öffentliche Daseinsvorsorge zu stärken. Für welchen Vorschlag sich die Stadträte letztendlich entscheiden, wird sich in einer der kommenden Sitzungen herauskristallisieren.