Bange Blicke auf die Faschingsumzüge

von Redaktion

Nach den Anschlägen: Keine Absagen in der Region – Sicherheitskonzepte angepasst

Rosenheim – Wenn sich in zwei Wochen wieder viele Orte in der Region in bunte Festmeilen mit verkleideten Narren und Umzugswagen verwandeln, wird bei dem ein oder anderen wohl auch ein Funken Angst dabei sein. Kurz vor Beginn des Höhepunkts der Faschingssaison wird die Vorfreude von schrecklichen Gewalttaten überschattet – nicht zuletzt in München, Aschaffenburg, Magdeburg und Villach in Österreich. So wird zunehmend die Frage laut, wie es um die Sicherheit der Faschingszüge und -partys steht, die sich manchmal über mehrere Kilometer ziehen und voller Menschen sind.

Keine konkrete
Gefährdungslage

Dem Polizeipräsidium Oberbayern Süd liegen keine Hinweise auf eine konkrete Anschlagsgefahr für die Faschingszeit in der Region vor, sagt Pressesprecher Stefan Sonntag auf OVB-Anfrage. „Gleichwohl besteht seit mehreren Jahren eine abstrakte Gefahr“, bestätigt er. Deswegen habe sich die Polizei seit Längerem auf die Faschingszeit vorbereitet – „um für eine möglichst hohe Sicherheit für die Menschen in der Region rund um die entsprechenden Veranstaltungen zu sorgen“.

Rosenheim ändert
einige Details

Dafür werde immer gemeinsam mit den Veranstaltern, kommunalen Sicherheitsbehörden und der örtlich zuständigen Polizei ein Sicherheitskonzept erstellt – das der aktuellen Lage auch immer angepasst werden kann. „Wir tun unser Möglichstes“, sagt Sonntag. Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nie. Daher wolle er an die Veranstalter appellieren, im Zweifel das Sicherheitskonzept noch mal zu überdenken oder anzupassen.

Für das Faschingstreiben am Rosenheimer Max-Josefs-Platz am Faschingsdienstag, 4. März, ist das bereits passiert. „Es gibt Änderungen am Sicherheitskonzept im Hinblick auf den Schutz vor Terroranschlägen“, sagt Kathrin Schrubar, Geschäftsführerin des Veranstalters City-Management Rosenheim. Vor allem im Hinblick auf die Zufahrtssperren werde das Konzept aktuell zusammen mit der Polizei, Feuerwehr und dem Ordnungsamt überarbeitet.

Man habe sich darüber bereits vor den Ereignissen in München viele Gedanken gemacht, sagt Schrubar. „Wir möchten größtmögliche Sicherheit gewährleisten“, betont sie. Trotzdem müssten Einsatzkräfte die Möglichkeit haben, schnell auf den Platz zu kommen. Auch die Fluchtwege müssen freibleiben. „Deshalb wird auch die Möglichkeit geprüft, mobile Barrieren einzusetzen“, sagt Schrubar.

Zudem wird die Rosenheimer Polizei während des Faschingstreibens für Sicherheit sorgen. „Wir sind – so wie bereits all die Jahre zuvor – vor Ort im Einsatz und gewährleisten ein hohes Sicherheitsniveau“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer. Dabei erinnert er daran, dass bei öffentlichen Veranstaltungen ein Waffenverbot gilt – insbesondere für Messer. In Sachen Kontrollen ergänzt er: „Die Polizei wird beim Faschingstreiben Maßnahmen präventiver Natur und mit erhöhter Wachsamkeit vollziehen.“ So ist, anders als etwa in Aschaffenburg und Kempten, eine Absage der Faschingsveranstaltung vom Tisch. „Aktuell gibt es keine Veranlassung, das Faschingstreiben in Rosenheim abzusagen“, bestätigt Schrubar. Sollte sich an der Sicherheitslage aber etwas ändern, „werden wir natürlich unverzüglich reagieren“.

Enger Austausch
mit den Veranstaltern

Auch der Faschingsumzug in Bad Endorf soll wie geplant stattfinden. Genauso sind die Faschingszüge im Inntal gesichert, sagt Karin Walter, Leiterin der Polizeiinspektion Brannenburg, auf OVB-Anfrage. „Wir sind im engen Austausch mit den Veranstaltern und haben ein passendes Konzept ausgearbeitet“, sagt sie. Dementsprechend werden sowohl der abendliche Faschingszug in Oberaudorf am 1. März, als auch der große Zug in Flintsbach am 2. März, stattfinden können. „Dabei werden wir wachsam sein und speziell ein Auge auf alle möglichen Zufahrtsstraßen haben“, versichert die Polizeihauptkommissarin.

Anzahl der Polizisten
im Einsatz nachjustiert

Nach dem Vorfall in Magdeburg sei jeder sensibilisiert und auch die Anzahl der Polizisten wird Walter zufolge entsprechend „der Lage angepasst“ sein. Der Anschlag in München am vergangenen Donnerstag ändere vorerst nichts, sagt Walter. „Das ist eine ähnliche Situation, auf die wir uns mit unseren Planungen bereits vorbereitet haben“, bestätigt die Polizeichefin.

Ähnlich ist die Lage in Vagen, wo am 2. März der Faschingszug stattfindet. „Angesichts des Vorfalls in München möchten wir betonen, dass unser Sicherheitskonzept schon länger auch Maßnahmen zur Prävention solcher Angriffe umfasst“, sagt Bürgermeister Johannes Zistl. Als Ordnungsbehörde sei die Gemeinde für die Genehmigung der Veranstaltung hauptverantwortlich. „Mit allem, was dazugehört“, sagt Karolin Lohwasser, Sprecherin der Gemeinde. 

Deshalb hätten mehrere Abstimmungsgespräche mit allen Beteiligten zur Klärung der jeweiligen Anforderungen an die Sicherheit der Großveranstaltung stattgefunden. Diese sind auf 22 Seiten von der Faschingsgilde Vagen festgehalten.

Vagen hat sich
akribisch vorbereitet

„Die Sicherheit unserer Besucher hat für uns oberste Priorität“, sagt deren Vizepräsident Stefan Riederer. Erst im Januar sei das Konzept überprüft und angepasst worden. Eine Absage stand daher sowohl für die Faschingsgilde als auch für die Verwaltung nie zur Debatte. Denn mit ihrem „bewährten Sicherheitskonzept“ seien sie gut auf die kommende Veranstaltung im März vorbereitet. „Das Sicherheitskonzept beinhaltet umfassende Maßnahmen zur Gefahrenprävention“, erklärt Riederer. So gebe es zum Beispiel eine Einlasskontrolle, eine klare Besucherlenkung und eine große Präsenz an Sicherheitsleuten. Dennoch appelliert Johannes Zistl gleichzeitig an die Teilnehmer, jederzeit wachsam zu sein.

Fassungslosigkeit
in Wasserburg

Dass es überhaupt notwendig ist, feiernde Menschenmassen in der Region vor Anschlägen schützen zu müssen, macht auch Claudia Einberger, Ordnungsamtsleiterin in Wasserburg, fassungslos. Dort findet am Faschingssonntag, 2. März, der große Umzug statt. Ein Gaudiwurm, der sich nach der Aufstellung durch die Altstadtgassen ziehen wird. Zentraler Festplatz ist am Gries, ebenfalls ein Ort, in den ohne Schutzvorkehrungen Autos hineinrasen könnten. „Wir werden definitiv nachjustieren“, erklärt Einberger. Leider müsse man auf die Entwicklungen reagieren. Welche Maßnahmen ergriffen werden, stehe aber noch nicht fest. 

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