Demonstranten stemmen sich gegen Gerüchte

von Redaktion

In Rosenheim sind am Donnerstag, 13. Februar, über 400 Menschen auf die Straße gegangen, um ein Zeichen „gegen rechts“ zu setzen. Auch in anderen Städten in der Region gibt es immer wieder Kundgebungen. Jetzt werden Gerüchte laut, dass ein Teil der Demonstranten bezahlt worden sein soll.

Rosenheim – Claudia Lübbert versteht die Welt nicht mehr. Seit Jahren nimmt sie an Demonstrationen und Kundgebungen teil. Anfang 2024 gründete sie zudem, gemeinsam mit einigen Mitstreitern, die Gruppe „Omas gegen Rechts“. Ihr Ziel: Gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen und die Demokratie schützen. Sie organisieren Infostände, veranstalten Kundgebungen und Mahnwachen. Laut Gerüchten, die in den sozialen Medien kursieren, bekommt sie dafür ein Taschengeld. Mal ist die Rede von 260 Euro für die Teilnahme an einer Demo „gegen rechts“, mal heißt es, dass es einen Stundenlohn von 25 Euro plus diverse Zuschläge gibt.

Freiwillige
Teilnahme

„Ich bin in meinem Leben noch nie für die Teilnahme an einer Demonstration bezahlt worden“, sagt Claudia Lübbert. Alle Aktionen in Rosenheim würden auf freiwilliger Teilnahme beruhen. „Niemals habe ich Kenntnis dazu erhalten, dass jemand Geld für die Teilnahme erhalten haben soll“, fährt sie fort. Die Gerüchte und Anschuldigungen sorgen bei der Sprecherin der Initiative „Omas gegen Rechts“ vor allem für eines: Unmut. „Ich finde es erschreckend und bedrückend, dass das zivilgesellschaftliche Engagement, das gerade jetzt so viele Menschen zeigen, indem sie auf die Straße gehen, so diskreditiert wird“, sagt sie.

Viele würden einen Großteil ihrer Freizeit darauf verwenden, Demos und Veranstaltungen vorzubereiten, sie anzumelden und ein Programm zusammenzustellen. „Das ist ein wichtiges Zeichen gerade für eine lebendige demokratische Zivilgesellschaft“, sagt Lübbert.

Sie vermutet, dass hinter den Anschuldigungen Menschen stecken, die sich daran stören, dass Tausende auf die Straße gehen, um beispielsweise gegen Wahlprogramme zu demonstrieren. „Das darf meines Erachtens jedoch kein Anlass sein, diese Aktivitäten durch Falschaussagen zu diskreditieren und sie madig machen zu wollen“, sagt die Sprecherin.

Ähnlich äußert sich Carlotta Wittenberg, die die Kundgebung am Donnerstagabend (13. Februar) in Rosenheim organisiert hat. Noch gut erinnert sie sich an den satirischen Artikel, der 2015 in der Taz veröffentlicht wurde und behauptete, es gebe ein sogenanntes Demogeld. „Ein AfD-Politiker nahm diesen Beitrag offenbar wörtlich – was den Nährboden für die heutige Verschwörungstheorie bildete, die immer wieder durch satirische Beiträge von Aktivistinnen und Bürgerinnen aufgegriffen wird“, erklärt sie.

Seither komme es immer wieder vor, dass sie von Bekannten gefragt wird, wie viel sie durch die Organisation von Demonstrationen verdiene und wie viel davon sie an das Finanzamt abgeben müsse. „Tatsächlich ist es genau andersherum: Wenn ich Flyer oder Plakate drucke, dann zahle ich das aus eigener Tasche“, erklärt Wittenberg. Natürlich gebe es ihr zufolge auch Parteien und Organisationen, die finanzielle Mittel zur Verfügung haben – beispielsweise dann, wenn sie gemeinnützig anerkannt sind oder Fraktionsgelder erhalten. „Aber das bedeutet nicht, dass sie Demonstranten und Demonstrantinnen bezahlen könnten oder würden. Diese Vorstellung entbehrt jeder Grundlage“, sagt sie.

Demonstrieren kostet ihr zufolge vor allem eines: Zeit und Nerven. „Geld oder Anerkennung gibt es dafür nicht, eher im Gegenteil: Gerade in der aktuellen politischen Lage macht man sich oft angreifbar“, sagt Wittenberg.

Steffi König, eine der beiden Sprecher des Bündnisses „Wasserburg.bunt“, unterstreicht diese Aussagen. „Die Menschen kommen ausschließlich aus eigenem Interesse und weil sie unsere Botschaft unterstützen wollen. Niemand geht auf Demos, um dafür Geld zu bekommen“, sagt sie auf Anfrage. Das Bündnis, in Wasserburg Hauptveranstalter von Kundgebungen und Demonstrationen für die Demokratie, Vielfalt und gegen Rechtsruck, ist nach ihren Angaben kein Verein, sondern eine Initiative, kann also diesbezüglich auch nicht über Mitgliedsbeiträge verfügen.

Musikgruppen, die bei Veranstaltungen auftreten würden, täten dies ohne Zusicherung eines Honorars. Die Lautsprecheranlage bringe ein Mitglied stets selber von daheim mit und installiere sie auch kostenlos. König, die nach eigenen Angaben auf vielen Demonstrationen in Bayern unterwegs war und ist, spricht von einem ausschließlich ehrenamtlichen Engagement der Veranstalter. „Ich habe noch nie jemanden getroffen, der für seine Teilnahme Geld bekommen hat.“

Ein bisschen Wahrheit scheint an der Geschichte jedenfalls trotzdem dran zu sein. Das jedenfalls geht aus einem Bericht des Nordkuriers hervor. So sollen tatsächlich einmal Demonstranten bezahlt worden sein – 2018 von der AfD. Der AfD-Landesverband Rheinland-Pfalz soll – so heißt es in dem Artikel – den ersten 30 Demonstranten, die mit zur geplanten „Großdemo“ in Berlin fahren, 50 Euro angeboten haben.

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