Zerlöcherter Krankenwagen aus der Ukraine

von Redaktion

Heute vor drei Jahren schlugen in Mariupol, Charkiw und Kiew die ersten russischen Raketen ein

Rosenheim –  Mit Gesang und Reden wurde am Samstag in Rosenheim auf die Ukraine-Hilfe aufmerksam gemacht. Fröhliche ukrainische Volkslieder klangen über den Ludwigsplatz, als ein ukrainischer Chor in der bunten Tracht an die 200 interessierte Zuschauer anlockte. Im Gespräch mit dem OVB berichtete die 34-jährige Sonja (Name geändert), dass sie dem deutschen Staat und insbesondere ihren bayerischen Nachbarn von Herzen dankbar sei, die sie so freundlich aufgenommen haben. Sie wolle nach dem Krieg selbstverständlich wieder zurück nach Hause gehen.

Die 43-jährige Kateryna (Name geändert) erzählte, dass sie bereits seit über 20 Jahren in Rosenheim lebt und bis zum Ukraine-Krieg durchaus auch russische Bekannte, ja Freunde, hatte. Diese aber hätten sich ausnahmslos nun abgewendet, sogar feindlich gezeigt. Das würde sie von Herzen bedauern. Jedoch sei sie eben nicht in der Lage, das zu ändern.

Dr. Valentin Spernath, einer der Organisatoren der Veranstaltung, beschrieb eindringlich die prekäre Situation so vieler Ukrainer und rief zur Geschlossenheit der Europäer auf, die einzig in der Lage sei, einer unheiligen Allianz zwischen der neuen amerikanischen Administration und dem russischen Aggressor entgegenzuwirken. Er zitierte Stefan Zweig, der vor 83 Jahren Selbstmord beging, weil er an Europa verzweifelte. Nun stehe dieser Erdteil wieder an einem Wendepunkt.

Willen zum
Widerstand deutlich

Immer wieder klang ein trotzig-stolzes „Slava Ukraini“ über den Ludwigsplatz, mit dem die vielen anwesenden Ukrainer ihren Willen zum Widerstand erklingen ließen.

Die wahren Probleme in der Ukraine unterstrich ein Original-Krankenwagen. Zuletzt stand das Fahrzeug bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Nun diente er beim Gerinne in Rosenheim dazu, den Schrecken des Krieges zu verdeutlichen. Seine Geschichte: Am 12. März 2022 beschoss das russische Militär das Krankenhaus im Ort Derhatschi, nahe der Stadt Charkiw in der Ukraine. Das Krankenhaus wurde dabei zerstört. Auch der Krankenwagen wurde getroffen und der Fahrer, der gerade zu einer Evakuierungsfahrt aufbrechen wollte, schwer verletzt. Am ganzen Fahrzeug sind unzählige Einschläge der Bombensplitter zu erkennen.

Der Kurswechsel in den USA bereitet Sorge, berichtet Monika Hermann vom Verein „Pulse of Europa“, der die Kundgebung zusammen mit dem Ukraine-Chor organisiert hat. „Das Schicksal der Ukraine war von Anfang an mit dem Europas verknüpft“, steht für sie fest. Das Motto der Kundgebung auf dem Ludwigsplatz in Rosenheim lautete deshalb: „Hilfe für die Ukraine-Verteidigungsfähigkeit für Deutschland und Europa“.

Redner aus mehreren europäischen Ländern sprachen zuerst über die sicherheitspolitische Lage aus ihrer Sicht. Danach diskutierten vier Rosenheimer Bundestagskandidaten über ihre Version für Europas Verteidigungsfähigkeit.

Eine der Hauptrednerinnen, die Osteuropa-Historikerin Franziska Davies, musste ihren Auftritt krankheitsbedingt kurzfristig absagen. au/wu

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