Rosenheim – Vor Kurzem hat Max Breu, Sprecher der Bürgerinitiative „Lebenswerte Kastenau“, ein Schreiben aus seinem Briefkasten geholt, das ihn erst einmal stutzig machte. Nicht nur fehlte ein Absender, auch verwunderten ihn einige der getroffenen Aussagen. In dem Brief, der auch der Redaktion vorliegt, wurde massive Kritik an dem geplanten Wohnbauprojekt auf dem Areal des ehemaligen „Kastenauer Hofs“ geäußert.
101 Wohnungen auf
6400 Quadratmetern
Auf dem rund 6400 Quadratmeter großen Areal sollen vier Gebäude mit insgesamt 101 Wohnungen und einer fast 4000 Quadratmeter großen Tiefgarage entstehen. Zum Vergleich: Auf einer 8600 Quadratmeter großen Fläche der BayWa-Wiese hat die GRWS 105 Wohnungen gebaut. Entschieden ist in der Kastenau aber noch nichts. Bis jetzt gibt es lediglich einen Vorentwurf.
Stadtteil in Sorge
ums soziale Gefüge
Trotzdem ist die Sorge in der Kastenau groß. Einige bangen um das soziale Gefüge, andere um die Verkehrssituation oder die Massivität des Vorhabens. Bei einer Informationsveranstaltung, an der auch Oberbürgermeister Andreas März teilnahm, ging Projektentwickler Andreas Dayan auf die Sorgen der Bürger ein. Er beantworte Fragen, versuchte Unklarheiten aus dem Weg zu räumen.
„Zerstörung der
Lebensqualität“
Scheinbar nicht mit Erfolg. Zumindest, wenn es nach dem anonymen Schreiben geht. „Es wurde von Weiterentwicklung der Kastenau, der Unverkäuflichkeit von Doppelhaushälften und der notwendigen Nachverdichtung gesprochen. Die Realität aber sieht anders aus“, heißt es in dem Schreiben.
Dem anonymen Verfasser zufolge werden Ruhe, Lebensqualität sowie Erholungsmöglichkeiten zerstört. Er wirft den Politikern vor, „nicht für das Volk zu arbeiten, sondern nur für bestimmte Lobbyisten“.
Wer hinter dem Schreiben steckt, darüber kann nur spekuliert werden. Fest steht, dass Max Breu und die Mitglieder der Bürgerinitiative „Lebenswerte Kastenau“ nichts damit zu tun haben. „Wir distanzieren uns davon“, sagt Breu auf OVB-Anfrage.
Bauer weist
Vorwürfe zurück
In seinen Augen sei es feige, ein Schreiben ohne die Angabe einer Quelle zu verteilen. Er glaubt, dass es sich bei dem Urheber um ein Mitglied des Rosenheimer Stadtrats handeln könnte. Auch andere Stimmen vermuten, dass es sich bei dem Verfasser um Stefan Bauer handeln könnte. Der Politiker wurde erst vor einigen Wochen vereidigt und sitzt seitdem als Parteiloser im Stadtrat.
Der weist die Anschuldigungen jedoch vehement zurück. „Ich habe dieses Schreiben weder verfasst noch kenne ich den Verfasser“, sagt er. Es sei auch nicht sein Stil, Informationen mit eigener Meinung vermischt anonym unter die Leute zu bringen. „Ich bin immer mit meinem Namen zu meiner Meinung gestanden“, sagt er. Die Vermutungen entbehren ihm zufolge also jeder Grundlage.
Die Frage, wer hinter dem Schreiben steckt, bleibt also ungeklärt. Kritik gibt es trotzdem. Während sich Projektentwickler Andreas Dayan weder auf telefonische noch schriftliche Anfragen zu dem Thema äußert, hält Oberbürgermeister Andreas März mit seiner Meinung nicht hinterm Berg.
Aus der Luft geholte
Anschuldigungen?
„Das Schreiben strotzt vor kruden und völlig aus der Luft geholten Vorwürfen und verfolgt nur das Ziel, durch haltlose Hetze die Kastenauer zu verunsichern“, sagt er auf OVB-Anfrage. Dass der Verfasser anonym bleiben möchte, sei ihm zufolge feig und mache das Pamphlet noch unglaubwürdiger.
Abwägung bei Frage
der Verträglichkeit
„Fakt ist: Der Investor hat bislang eine Idee, die er den Kastenauern vorgestellt hat. Es steht ihm frei, seine Planungen nochmals zu ändern. Letztlich liegt es an ihm, einen Bauantrag zu stellen, über den die städtischen Gremien befinden werden. Und hier wird sehr wohl abgewogen, was für die Kastenau verträglich ist und was nicht“, sagt März.