Rosenheim – Konkret ist noch nichts. Das betonte Oberbürgermeister Andreas März mehrmals in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses. Abgestimmt werden sollte über einen Antrag auf Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für die Innsbrucker Straße 2 bis 6 – dort, wo die von Weitem sichtbaren Wohntürme direkt an der Mangfall stehen. „Erst einmal geht es mit diesem Schritt darum, überhaupt eine Entwicklung anzustoßen“, erklärte März dazu.
Sanierung ist schon
seit Jahren Thema
Altbürgermeisterin Gabriele Bauer bezeichnete die Wohntürme aus den 1970er- Jahren einst als „westdeutsche Variante des ostdeutschen Plattenbaus“. Deshalb begrüßte die Stadt im Jahr 2017 auch die geplante Modernisierung. Damals war geplant, dass ein Turm abgerissen wird und durch ein terrassenförmiges Gebäude ersetzt werden soll.
Die Zahl der Wohnungen hätte sich dadurch um 100 auf 260 erhöhen lassen. Zusätzlich sollten die beiden anderen Türme saniert und modernisiert werden. Doch daraus wurde nichts. Über das „Warum“ gab es Spekulationen. Fakt ist, dass das Areal samt Bebauung in den vergangenen Jahren mehrmals den Besitzer gewechselt hat.
Der jetzige Investor hat nun neue Pläne präsentiert: Neben einer Sanierung der bestehenden Türme strebt er eine Nachverdichtung des Areals an – mit vier neuen vier- bis siebengeschossigen Wohngebäuden mit einer gesamten Grundfläche von rund 1240 Quadratmetern und einer Bruttogeschossfläche von rund 6550 Quadratmetern mit insgesamt 63 neuen Wohneinheiten. In das Wohnangebot soll eine Großtagespflegeeinrichtung integriert werden – für zwei Tagespflegegruppen von bis zu zehn Plätzen. Die Autostellplätze würden nach jetziger Planung in eine Tiefgarage verlegt werden.
Die SPD-Stadtratsfraktion beschäftigt sich schon seit Langem intensiv mit der „Innsbrucker Siedlung“, wie dieses Wohngebiet umgangssprachlich bezeichnet wird. Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan begrüßte zwar ausdrücklich, dass sich „nun endlich wieder was tut“, äußerte aber auch Bedenken. Sorge bereitet ihm vor allem der Mieterschutz.
Mieter sollen
geschützt werden
Er befürchtet verbunden mit einer möglichen Sanierung der Wohntürme eine „Entmietungswelle“, Stichwort „Gentrifizierung“ – also die Umwandlung von günstigeren Mietobjekten in hochpreisige Luxuswohnungen. Es müsse sichergestellt werden, dass die jetzigen Mieter nach abgeschlossener Sanierung zu gleichen Mietkonditionen wie bisher dort leben könnten, meinte er. Bedenken äußerte Erdogan außerdem hinsichtlich der zusätzlichen vier Gebäude, die auf dem Areal entstehen sollen. „Auf diesem kleinen Raum sehe ich das kritisch“, sagte er. Schon jetzt platze die Innsbrucker Straße aus allen Nähten, was beispielsweise die Kinderbetreuung betreffe.
CSU-Fraktionsvorsitzender Herbert Borrmann schloss sich den Worten von Erdogan an. „Das muss man sich dann ganz genau anschauen“, meinte er. Schon jetzt sei die Innsbrucker Siedlung ein sozialer Brennpunkt. „Da muss man auch an die Folgekosten denken, die beispielsweise durch den Einsatz von Sozialpädagogen entstehen. Diese muss dann die Stadt tragen“.
Sorge vor „massiver
Verdichtung“
Und auch Franz Lukas von den Grünen sah die aktuellen Baupläne kritisch. „Das ist eine massive zusätzliche Verdichtung“, gab auch er zu bedenken. Er schlug vor, zu prüfen, ob nicht einer der geplanten neuen Baukörper sich als Kindertagesstätte nutzen ließe, immerhin schaffe man bei Zustimmung ein massives Baurecht für den Investor.
CSU-Stadtrat Josef Gasteiger wies dann auch noch auf das Thema „Lärmemission“ hin. Auch das müsste man im Hinblick auf die Nähe zum Rosenheimer Eisstadion im Blick behalten, um sich nicht im Nachhinein Probleme einzuhandeln. In dieser Hinsicht gab es aber vonseiten der Stadt Entwarnung, da die neuen Gebäude allesamt hinter der bestehenden Bebauung entstehen würden.
Rundum positiv betrachtete dagegen Dr. Beate Burkl von den Freien Wählern die neuen Planungen. „Ich finde, das ist geschickt gemacht und gelöst“, sagte sie. Ihrer Meinung nach könnte sich eine zusätzliche Bebauung auch positiv auf das soziale Gefüge in diesem Areal auswirken. „Ich könnte mir vorstellen, dass dadurch eine soziale Mischung entsteht.“
Grünes Licht für
weitere Schritte
Trotz einiger Vorbehalte signalisierten alle anwesenden Stadträte am Schluss der Diskussion grünes Licht für die weiteren Schritte. Und auch der Stadtrat schloss sich am vergangenen Mittwoch dem an.
Nach kurzer Diskussion, in der die Stadträte nochmals die „vielen offenen Fragezeichen“ und die Sorgen mit Blick auf die Planung ansprachen, stimmte das Gremium für den Beginn der Entwicklung an der Stelle.