Ein Rosenheimer auf Spurensuche

von Redaktion

Der Rosenheimer Dieter Vögele (84) ist seit Jahrzehnten Mitglied der Baugenossenschaft und des Deutschen Alpenvereins. Vor einigen Jahren beschloss er, einen Blick in die Vergangenheit der beiden Organisationen zu werfen. Warum das ohne die OVB-Heimatzeitungen nicht geklappt hätte.

Rosenheim – Dieter Vögele verbrachte Stunden damit, alte Zeitungsausgaben durchzublättern. Gemeinsam mit seiner Frau wühlte sich der 84-Jährige durch die archivierten Ausgaben des Oberbayerischen Volksblatts – anfangs noch Rosenheimer Anzeiger. „Das OVB ist für mich das Geschichtsbuch der Region“, sagt Vögele.

Etwa acht Jahre lang war er auf der Suche nach Artikeln über die Rosenheimer Baugenossenschaft und die ortsansässige Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV). „Im Archiv des OVB bin ich auf viele Informationen gestoßen, die eigentlich verloren gegangen wären“, betont Vögele. Er ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich in den beiden Organisationen tätig.

OVB hilft bei Reise
in Vergangenheit

„In dieser Zeit sind mir die Vereine ans Herz gewachsen“, sagt Vögele. Irgendwann habe er wissen wollen, „wie alles losgegangen ist.“ 2008 feierte die „Baugenossenschaft in Rosenheim und Umgebung“ 100-jähriges Bestehen. Das nahm er zum Anlass, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. „Ein eigenes Archiv hatte die Genossenschaft nicht“, erklärt Vögele. Deshalb suchte er in den alten OVB-Ausgaben nach Artikeln über den Verein.

Eine Studentin unterstützte ihn bei seiner Arbeit, indem sie jeden Text einscannte. Deshalb hat er jetzt alles digital. Der Ordner mit Artikeln über die Baugenossenschaft auf seiner Festplatte ist groß. Bis ins Gründungsjahr 1908 reichen sie zurück. Mit ihrer Hilfe dokumentierte Vögele die Geschichte der Baugenossenschaft. „Ich wollte etwas für die nächsten Generationen hinterlassen“, sagt er.

Vögele ist auch leidenschaftlicher Bergsteiger. 1957 trat er in die Rosenheimer Sektion des Deutschen Alpenvereins ein. Beruflich war er bei der Sparkasse Rosenheim tätig. Mit Geld kannte er sich also aus und wurde beim DAV mit den Finanzen betraut. „Ich war lange Schatzmeister des Vereins“, sagt Vögele.

Er beschloss, auch die Vergangenheit dieses Vereins zu dokumentieren. „Man soll die Leistung nicht vergessen, die die Menschen beim DAV erbracht haben“, betont Vögele. Dafür musste er noch weiter zurückblicken, als es bei der Baugenossenschaft der Fall war. Und zwar in das Jahr 1877. In diesem Jahr wurde die Sektion Rosenheim gegründet.

Im Gegensatz zur Baugenossenschaft hatte der DAV bereits ein kleines Archiv angelegt. Vögele fand Urkunden, Kaufverträge, darunter auch einige Fotos. Auch ein Telegramm des Prinzregenten Luitpold von Bayern tauchte auf. „So hat er uns zu einer Telefonanlage gratuliert“, erzählt der Hobbyhistoriker. Mit der Geschichte des DAV und dessen beiden Berghütten Hochrieshütte und Brünnsteinhaus füllte Vögele 16 Bücher. Die bewahrt er heute in einem abschließbaren Glasschrank auf. „Das ist mein Heiligtum“, sagt der Rosenheimer.

Unter den Dokumenten sind viele Zeitungsartikel. Auch die musste Vögele in mühevoller Kleinstarbeit aus den archivierten Ausgaben herausfiltern. „Hier war es aber ein bisschen leichter“, sagt er. Denn bei den meisten Ankündigungen wurde das Logo des DAV, die Blüte des Alpen-Edelweiß, abgedruckt.

Besonders wichtig war dem Rosenheimer die Geschichte und der Erhalt der Hochriesbahn. „Schon 1934 diskutierte man über eine Drahtseilbahn“, betont Vögele. Darüber berichtete auch der Rosenheimer Anzeiger (heute OVB). „Eine Drahtseil-Bahn auf die Hochries – Ein neues, für Rosenheim, den Chiemgau und den Samerberg hochwichtiges Projekt vor der Inangriffnahme“, hieß es zum Beispiel in einem Artikel aus dem Jahr 1934. Eröffnet wurde die Bahn erst 1973, knapp 40 Jahre später. Allerdings ging sie mehrmals pleite.

„Die alten Zeitungsausgaben sind eine wahre Fundgrube“, betont Vögele. Das OVB habe sehr intensiv recherchiert. „Klar, das war ja auch interessant. Bleibt die Bahn bestehen, oder nicht?“ Zu seiner Erleichterung überlebte sie. Mit der Gemeinde Samerberg konnte der DAV die Hochriesbahn erhalten und aus den roten Zahlen führen.

Das war Vögele besonders wichtig. „Ich bin ein Leben lang in die Berge gegangen. Aber jetzt bin ich in einem Alter, da hat man die Kondition nicht mehr. Man ist schwächer geworden“, sagt er. Deshalb sei er umso glücklicher, dass er mithilfe der Bahn immer noch auf den Berg kommt. „Oben setze ich mich auf eine Bank und lasse mir die Sonne auf die Nase scheinen. Das ist einfach wunderbar“, sagt Vögele und lacht.

An einer Wand der DAV-Geschäftsstelle in Rosenheim reihen sich einige Fotos aneinander. Sie zeigen alle Vorsitzenden der Sektion im Laufe der Jahre seit ihrer Entstehung. Vögele suchte sie mühevoll mit Unterstützung des Stadtarchivs zusammen.

Auf ein Porträt muss er aber noch verzichten. Das von Dr. Georg Schlemmer. „Er war Zweiter Vorsitzender und initiierte die Gründung der Rosenheimer Sektion“, erklärt Vögele. Er sei deshalb eine wichtige Persönlichkeit für die lokale Stelle des DAV gewesen. Das Stadtarchiv konnte bisher nicht helfen, auch seine eigene Suche blieb erfolglos. Dieses Foto noch zu bekommen, sei ihm ein großes Anliegen.

Schon 27 Bücher
zusammengestellt

27 Bücher hat er über die Jahre für den DAV zusammengestellt. Und auch jetzt lässt ihn die Geschichte nicht los. Vögele hat bereits ein neues Projekt im Kopf, das er dieses Jahr abschließen will. „Ich bin gerade dabei, eine Dokumentensammlung über Personen aus dem Rosenheimer DAV zu machen, die in ihrer Zeit Herausragendes geleistet haben“, erzählt der 84-Jährige. Etwa der Spitzenbergsteiger Jörg Lehne. „Oder Hans Lobenhoffer. Er war einer der Größten“, betont Vögele.

Vögele investierte viel Zeit in seine Dokumentationen. „In beiden Fällen handelt es sich um jüngere Geschichte“, erklärt der Hobbyhistoriker. Doch gerade diese sei durch die alten Ausgaben des OVB gut dokumentiert worden. „Ich habe viele Dinge gefunden. Die Artikel waren alle erhalten und haben auch zwei Weltkriege überlebt“, betont er. Ohne das Archiv der OVB-Heimatzeitungen gebe es seine Bücher wohl nicht.

Zwei Persönlichkeiten der Rosenheimer DAV-Sektion

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