Rosenheim – Kai Hunklinger liebt es, auf der Bühne zu stehen. Er ist Gründungsmitglied der Musikinitiative Rosenheim (MIR), spielt in zahlreichen Bands und reist für seine Konzerte durch ganz Deutschland. Wenn er keine Musik macht, arbeitet als er Schulleiter an der Grund- und Mittelschule Fürstätt. Jetzt feiert er sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Welche Träume er noch hat, verrät er im Gespräch mit dem OVB.
Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Durch meine Grundschullehrerin Frau Seidenschwand. Sie hat so toll gespielt, dass ich mit neun unbedingt eine Gitarre wollte und diese auch von meinen Eltern bekam. Frau Seidenschwand ist übrigens auch „daran schuld“, dass ich Lehrer geworden bin (lacht).
Und ein anderes Instrument kam über all die Jahre nie infrage?
Nein. Die Gitarre ist ein sehr vielfältiges Instrument, vor allem weil man dazu auch singen kann. Obendrein war ich von Anfang an Metal-Fan. Da brauchte ich einfach eine Gitarre. Wobei ich auch gestehen muss: In meinen zwei ersten Bands 1985 bis 1987 habe ich Bass gespielt, weil ich damals der schlechteste Gitarrist war.
Und wie ging es dann weiter?
Ab den späten 80er-Jahren war ich als bayerischer Liedermacher unterwegs, parallel dazu wurde ich Teil der Band „Lost Horizon“ – mein erster Auftritt als Gitarrist bei einer ernst zu nehmenden Metal-Band. Wir haben auch ein paar Konzerte rund um Rosenheim gegeben. Unserer Demo von 1993 höre ich mir immer noch an. Man kann schon heraushören, dass wir alle Iron-Maiden-Fans waren (lacht).
Wie viele Zuschauer waren bei den ersten Auftritten dabei?
Zwischen 40 und 150. Ich kann mich zum Beispiel noch gut an die Inntal-Rocknacht in Brannenburg erinnern, wo wir Headliner waren. Das war definitiv ein Erlebnis für „Lost Horizon“.
Trotzdem sind Sie aus der Band ausgestiegen.
Die Jungs wollten härter werden. Da bin ich irgendwann ausgestiegen. Ich habe als Liedermacher weitergemacht, bevor ich das Cover-Duo „Diam-amoi-Duo“ gegründet habe, das momentan allerdings ruht. Wir haben alles von Elvis über Bon Jovi bis hin zu Schlager gespielt. Wir sind in Kneipen aufgetreten, waren auf Hochzeiten und bei Benefizveranstaltungen.
Langweilig wird es bei Ihnen auf jeden Fall nicht.
Das stimmt. Zumal 2007 die Mittelalter-Band „Lumen“ dazugekommen ist. Wir treten beispielsweise auf Mittelaltermärkten oder bei diversen Festen auf. Die Band besteht außer mir aus Hackbrett, zwei Flöten, einer Harfe und einer Trommel. Und gesungen wird natürlich auch. Da unsere Musik eher ruhig ist, gestalten wir auch Gottesdienste, Hochzeiten oder auch mal Beisetzungen.
Wie läuft’s?
Dafür, dass wir im Hobbybereich tätig sind, absolut zufriedenstellend. 2024 kam dann obendrein noch die Band „Neumentroll“ hinzu. Wir haben zwei Dudelsäcke, Geige, Bass, E-Gitarre und Trommeln sowie Hackbrett. Es ist eher lautere Musik, welche für die große Bühne gedacht ist, um abends richtig Feuer unterm Dach zu machen. Von sechs Trollen sind übrigens außer mir noch zwei andere ebenfalls bei „Lumen“.
Hört sich nach sehr viel Zeit an, die Sie in die Musik investieren.
Es geht. Meine Frau ist am Ende des Tages die Leidtragende, weil mindestens einmal in der Woche geprobt wird und für die Mittelalterszene schon mal ganze Wochenenden draufgehen. Und es gibt ja auch noch das Cover-Trio „Joyride“, mit dem ich auch gut im Geschäft bin. Meiner Frau zuliebe versuche ich, pro Woche nur mit einer Band zu proben und sie versucht, ihren Schichtdienst nach den Mittelalter-Wochenenden zu planen. Das sorgt für Harmonie (lacht).
Wie haben Sie die Corona-Zeit musikalisch genutzt?
Während mit den Bands nichts mehr gehen durfte, habe ich mal wieder alleine ein paar Songs geschrieben und ein paar alte Lieder aufpoliert und diese im Homerecording aufgenommen, wobei zwei CDs entstanden. Ganz ohne Musik ging ja gar nicht (lacht)
Lässt sich Ihr Beruf als Schulleiter damit überhaupt vereinbaren?
Ja, auf jeden Fall. Weil alles rund um die Musik in meiner Freizeit stattfindet.
Ich dachte, Lehrer haben keine Freizeit.
Am Wochenende schon (lacht).
Hilft Ihnen die Musik in Ihrer Arbeit als Schulleiter?
Die Erfahrung als Musiker gepaart mit meiner Erfahrung aus dem Bereich der Jugendarbeit hat mir von Anfang an geholfen. Als Musiker braucht man eine gewisse Selbstsicherheit und ein Gespür für Leute. Das hat mir sicherlich auch in meinem Beruf geholfen, mit Kindern und Jugendlichen umzugehen.
Bei Ihrer Leidenschaft: Warum sind Sie eigentlich kein Musiklehrer geworden?
Das war tatsächlich nie eine Option. Ich war immer mehr an der Fächervielfalt des Mittelschullehrers interessiert. Außerdem kann es sehr frustrierend sein, wenn man etwas mit Leidenschaft macht und das dann nicht auf Gegenliebe stößt (lacht).
Sie nutzen Ihre Konzerte immer wieder, um Geld für den guten Zweck zu sammeln. Warum?
Benefizkonzerte sind die schönste Möglichkeit des Musikers, Gutes zu tun. In unserer musikalischen „Liga“ bleibt meist für den Einzelnen nicht so viel übrig. Die Gesamtsumme eines Benefizabends ist aber für gemeinnützige Vereine schon interessant. Und zum Glück ist keiner aus unserer Band auf das Geld wirklich angewiesen. Aber es gibt viele Menschen, die nicht in einer so glücklichen Situation sind.
Sie sind jetzt seit 40 Jahren Musiker. Ihr schönstes Erlebnis?
Bei einem Konzert waren mal drei Generationen vertreten. Damit spiele ich jetzt quasi in der gleichen Liga wie ‚Deep Purple‘ – da kommen auch drei Generationen zum Konzert (lacht).
Träumen Sie von dem ganz großen Auftritt?
Natürlich. Ich erlaube mir schon, davon zu träumen, mal auf einer ganz großen Bühne zu stehen und vor tausenden Leuten aufzutreten. Auf der anderen Seite: Ich spiele auch sehr gern vor 100 Leuten, die richtig Stimmung machen, beziehungsweise je nach Band – auch ruhig zuhören.
Würden Sie Ihre Arbeit als Schulleiter für eine Musikkarriere aufgeben?
Nein, auf keinen Fall. Beides ist meine Berufung, aber Schulleiter ist mein Beruf.
Also auch keine Deutschlandtour?
Wenn sie in den Sommerferien stattfindet, warum nicht. Aber in der Liga spielen wir nicht. Wir sind professionell orientierte Hobbymusiker. Ich bin froh, dass ich nicht von der Musik leben muss. Es ist ein Knochenjob. Interview: Anna Heise