Rosenheim – Es braucht mehr Aufenthalts- und Sportflächen in der Stadt. Davon ist Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD, überzeugt. Aus diesem Grund hat er, gemeinsam mit seiner Partei, einen Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) gestellt.
Der Auftrag: Die Verwaltung soll mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über einen Ankauf der Flächen des ehemaligen Übungsgeländes des Bundesgrenzschutzes (BGS) – heute Bundespolizei – westlich der Pürstlingstraße verhandeln.
Frischluft-Schneise
im Westen der Stadt
„Das Gelände liegt genau in der West-Frischluft-Schneise für die Stadt und wird von der Bundespolizei schon seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt“, sagte Erdogan während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Die einzig verbliebene Nutzung ist das Technische Museum BGS Rosenheim, welches Exponate des Bundesgrenzschutzes von 1951 bis 2005 zeigt. Die Tatsache, dass der Rest der Fläche nicht genutzt wird, ist Erdogan ein Dorn im Auge.
„Unser Ziel muss sein, dass die Stadt noch attraktiver wird“, sagte er. Er erinnerte an die Bemühungen, eine Surfwelle in der Nähe des Hammerbachs zu errichten. Zudem sollen – so wünschen es sich CSU und SPD – zwei weitere Beachvolleyballfelder in Rosenheim geschaffen werden.
„Während der Corona-Pandemie konnten wir mit Unterstützung der Flötzinger-Brauerei ein Beachvolleyballfeld auf der Loretowiese in kürzester Zeit aufbauen, die Resonanz war sehr gut“, erinnert sich Daniel Artmann (CSU), Zweiter Bürgermeister der Stadt Rosenheim. Weil das Angebot so gut angenommen wurde, habe man beschlossen, auch nach der Pandemie weitere Plätze zu schaffen. Passiert ist jedoch nichts – unter anderem deshalb, weil kein geeigneter Standort gefunden werden konnte. Jetzt wagen SPD und CSU einen neuen Vorstoß.
In ersten Gesprächen mit Oberbürgermeister März habe sich herauskristallisiert, dass am Happinger Ausee die Möglichkeit bestünde, zwei weitere Beachvolleyballfelder zu errichten. „Wir wollen in einer lebendigen Stadt mit vielen sportlichen Möglichkeiten leben. Dazu zählen auch die Beachvolleyballfelder. Eine Umsetzung vor dem Sommer 2025 ist Pflicht“, unterstrich CSU-Stadträtin Anita Heinlein die Forderung.
Für die Rosenheimer SPD ist das ein guter Anfang – der jedoch noch lange nicht ausreichend ist. „Der Keferwald wäre eine super Ergänzung zu den bereits bestehenden Plänen“, sagte Erdogan. Er plädierte dafür, das ehemalige BGS-Gelände für alle zugänglich zu machen – zum Spazierengehen, Joggen oder für andere Aktivitäten. Auch eine Reaktivierung des Ferdinand-Schlögl-Weges sei wünschenswert.
Doch ganz so einfach scheint das nicht zu sein. Zumindest laut der Verwaltung. Denn ein Teil der Flächen befindet sich im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die wiederum hat das Gelände an die Bundespolizei vermietet – für Übungszwecke. Sollte die Bundespolizei die Flächen – aus welchen Gründen auch immer – kündigen, müsste zuallererst geprüft werden, ob ein Bundesbedarf an den Flächen besteht. Erst dann würde sie der Kommune angeboten werden. „Ein Verkauf oder eine Öffnung des Geländes für die Öffentlichkeit wird seitens der BImA derzeit nicht gesehen“, heißt es aus dem Rathaus. Bei dem anderen Teil des Gebiets, den die SPD für die Öffentlichkeit zugänglich machen will, handelt es sich überwiegend um Waldflächen. Zudem soll ein Teil des Geländes als Ausgleichsfläche freigehalten werden – nämlich für die Zeit, wenn die A8 ausgebaut und der Brenner-Nordzulauf gebaut wird.
„Niemand weiß, wann es so weit sein wird“, kritisierte Erdogan und plädierte dafür, die Situation vor Ort noch einmal zu überdenken. Zumal es auch das erklärte Ziel seiner Fraktion sei, nicht in die Natur einzugreifen. Trotzdem spreche nichts dagegen, den Bereich für die Bevölkerung zugänglich zu machen.
Diesen Vorschlag unterstützt auch Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Er bat die Verwaltung darum, noch einmal mit den momentanen Vermietern zu verhandeln.
Grüne mit
Vorbehalten
Unverständnis äußerte Grünen-Stadtrat Franz Lukas. Er störte sich dabei vor allem daran, dass in dem SPD-Antrag der Begriff „grüne Lunge“ verwendet wurde, man in der Sitzung jedoch über Entwicklung von Freizeiteinrichtungen sprach. „Der Antrag ist überflüssig. Die SPD will eine grüne Lunge, die gibt es aber bereits“, sagte Lukas. Geht es nach ihm, sollte das ehemalige BGS-Gelände auch weiterhin unzugänglich bleiben.
„Der Keferwald ist die ‚grüne Lunge‘ der Stadt. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn Leute dort Sport treiben“, widersprach Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD. Seiner Meinung nach spreche nichts gegen den Vorschlag der SPD. Letztendlich sprachen sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses dafür aus, den Antrag noch einmal zurückzustellen. Die Verwaltung soll jetzt nochmals klären, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, das Gelände für die Rosenheimer zu öffnen.
Zeitnahe
Entscheidung?
„Ich glaube, wir müssen uns prinzipiell überlegen, was wir mit dem Keferwald machen wollen“, ergänzte Grünen-Stadtrat Peter Weigel. Zeitnah könnte sich also nicht nur diese Frage klären, sondern auch, ob Rosenheim zwei zusätzliche Beachvolleyballfelder bekommt.
Der gemeinsame Antrag von CSU und SPD soll in einem der kommenden Ausschüsse besprochen werden.