Rosenheim – Es gibt sie noch, die ungelösten Rätsel. Wofür dienten zum Beispiel die Erdställe, in Bayern auch „Schratzellöcher“ genannt? Keiner weiß es wirklich, bekannt ist nur, dass sie sich vor allem im südöstlichen Bayern, im angrenzenden Österreich und Tschechien befinden. Es gibt aber auch Fundstellen in Frankreich und Irland. Angelegt, auch das weiß man noch, wurden sie vor allem im Hochmittelalter, also zwischen dem zehnten und 13. Jahrhundert. Ob die meist engen Gänge, die man teilweise nur auf allen vieren durchkriechen kann, nun Rückzugsorte der ländlichen Bevölkerung waren oder sakrale Stätten, darüber lässt sich bis heute nur spekulieren. Nichts Genaues aber weiß man nicht, wie es so schön heißt, denn die Erdställe, die man bis jetzt aufgefunden hat, sind meist leer, sozusagen besenrein. Es gibt so gut wie nichts, was wirklich auf irgendeine Nutzung hinweisen könnte, keine Essens- oder Vorratreste, auch keine Anzeichen irgendeiner spirituellen Nutzung und schon gar keine schriftlichen Verweise auf Anlage, Sinn und Nutzen der Erdställe. Kein Wunder, dass die ersten Entdecker dieser Gänge annahmen, dass sie nur von Zwergen angelegt worden sein könnten, weshalb sie in Bayern ja auch „Schratzellöcher“ genannt werden.
Wer mehr über diese geheimnisvollen Bauten wissen will, kommt am heutigen Donnerstag um 19 Uhr in den Theatersaal des Künstlerhofs. Dort bietet der Historische Verein Rosenheim einen Vortrag von Dieter Ahlborn über die Erdställe an, der so viel Licht ins Dunkel bringt, wie nach heutigem Wissensstand möglich ist.
Der Eintritt beträgt für Nichtmitglieder fünf Euro.jt