Rosenheim – Der Aufschrei, als bekannt wurde, dass die Loretowiese bewirtschaftet werden soll, war laut. Seit Anfang April 2024 ist dort das Parken kostenpflichtig. Das hatte der Stadtrat im Juli 2023 nach langer Diskussion entschieden. Wer einen Stellplatz auf der Loretowiese nutzen will, muss fünf Euro für ein Tagesticket und 2,50 Euro für ein Halbtagesticket bezahlen. Die Gebühren fallen von Montag bis Samstag zwischen 8 und 18 Uhr an. Im Gegenzug ist die erste Stunde in den Parkhäusern kostenlos.
Gähnende Leere
an manchen Tagen
Doch so richtig zu funktionieren scheint die Bewirtschaftung nicht. So herrscht an manchen Tagen gähnende Leere auf der Loretowiese. Der Umstand ist auch den Stadträten der CSU und SPD aufgefallen. Sie vermuten, dass es mit den Preisen zusammenhängt. Aus diesem Grund haben sie sich in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) gewandt.
In diesem Antrag sprechen sie sich für eine Senkung der Parkgebühren aus. Geht es nach CSU und SPD, sollten in Zukunft nur noch drei Euro für ein Tagesticket und zwei Euro für ein Halbtagesticket anfallen. „Wir haben von vielen Betrieben aus dem Gesundheits- und Handelsbereich vernommen, dass die Attraktivität der Arbeitsplätze unmittelbar in Zusammenhang mit der Erreichbarkeit der Innenstadt steht“, sagt Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD.
Er erinnert zudem an den Fachkräftemangel, der auch an den Rosenheimer Betrieben nicht spurlos vorbeigegangen sei. „Der Mangel an Fachkräften führt dazu, dass Arbeitgeber Anreize schaffen müssen, wozu auch die kostengünstige Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes zählt“, ergänzt Erdogan. Derzeit zahle man bei 21 Arbeitstagen im Monat zu je fünf Euro auf der Loretowiese 105 Euro. Dieser Preis sei für viele Berufsgruppen zu hoch.
Kosten von mehr als
100 Euro im Monat
Dass es ohne Autos nicht geht, unterstreicht Daniel Artmann, Zweiter Bürgermeister der Stadt und CSU-Stadtrat. „Rosenheim als Handelsstadt lebt von einer guten Erreichbarkeit, auch mit dem Pkw. Wir müssen erkennen, dass Bus und Bahn nicht alle Menschen aus dem Rosenheimer Umland mit der Innenstadt verbinden“, sagt er. Rosenheim sei Artmann zufolge ein Oberzentrum für Handel und Dienstleistungen für über 300000 Menschen aus dem Umland. „Diese Rolle ist stark abhängig von der Anbindung und Erreichbarkeit.“
Das unterstreicht auch Maria Reiter, Rosenheims Ortsvorsitzende des Handelsverbands Bayern (HBE) und Inhaberin der Boutique Beo. „Wir als nicht ganz unerheblicher Arbeitgeber in der Innenstadt merken, dass das Arbeiten in der Stadt auch wegen der angespannten Parkplatzsituation nicht an Attraktivität gewinnt“, sagt sie auf OVB-Anfrage.
Sie begrüßt deshalb die Idee, dass es für Beschäftigte, die nachweislich in der Innenstadt Rosenheims arbeiten, ein spezielles Angebot gibt. Vorstellbar sei ihr zufolge eine Art Monats- oder Jahresparkausweis. „Das könnte für alle einen Mehrwert bringen“, sagt sie. Die Stadt habe dadurch auch weiterhin Einnahmen, die Arbeitgeber ein Angebot für die Fachkräfte und die Innenstadt würde von zusätzlichen Besuchern profitieren. Denn: Der Besuch in der Innenstadt soll laut Maria Reiter für autofahrende Kunden und Besucher attraktiv, unkompliziert und einladend sein. Aus diesem Grund regte sie an, nochmals über die Situation auf der Loretowiese nachzudenken. „Bei einer durchschnittlichen Auslastung zur Tagesmitte von maximal 50 Prozent würden wir gerne noch einmal über das Gesamtkonzept sprechen und die Situation für alle Beteiligten verbessern“, fügt sie hinzu.
Gewerbeverband will
deutliche Korrektur
Dafür plädiert auch Ralf Konopka, Vorsitzender des Gewerbeverbands. Er befürwortet eine Senkung der Parkplatzgebühren für diejenigen, die regelmäßig einen Parkplatz benötigen, um nahe an ihrem Arbeitsplatz in der Innenstadt zu sein.
„Wenn der Lohn unmittelbar durch Kosten im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz geschmälert wird, werden Alternativen gesucht“, unterstreicht Konopka. Es ist deshalb in seinen Augen nicht verwunderlich, dass sich Arbeitskräfte nach Ausweichparkplätzen umschauen. „Das ist nicht nur zeitraubend und nervig, sondern führt in vielen Fällen zu neuen Parkplatzproblemen und belastet wiederum Anlieger, die auf ihre Parkzonen angewiesen sind“, sagt Konopka.
Niedrigere Preise für Dauerparker auf der Loretowiese seien ein wichtiges Instrument für die Gewinnung neuer Fachkräfte und die Erhaltung von Arbeitsplätzen. „Es ist Zeit zu erkennen, welche Probleme in der ‚Projektphase‘ der Bewirtschaftung der Loretowiese entstanden sind und wo jetzt eine deutliche Korrektur nötig ist“, so Konopka.
Lob für den Antrag von SPD und CSU gibt es auch von Kathrin Schrubar, Geschäftsführerin des City-Managements. „Wir halten die Bewirtschaftung der Parkflächen für absolut richtig, sehen aber auch den Bedarf für Arbeitnehmer, kostengünstig in der Innenstadt parken zu können“, sagt sie auf OVB-Anfrage.
Es sei die Realität, dass gerade Menschen aus dem Umland, die in Rosenheim arbeiten, auf das Auto angewiesen sind. „Hier sollte die Stadt unterstützen“, sagt sie. Gleichzeitig muss ihr zufolge auch weiter am ÖPNV gearbeitet werden, damit möglichst mehr Menschen das Auto stehen lassen und zum Beispiel mit dem Bus zur Arbeit fahren.
Sondertarif für
urban Beschäftigte
Alles in allem ist sich Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, deshalb sicher: „Die Senkung der Tarife wird sich neutral auf die Einnahmensituation auswirken, da von einer höheren Auslastung auszugehen ist, sobald wir die Gebühren senken.“ Er erinnert auch daran, dass man sich bei der Einführung der Gebühren fraktionsübergreifend einig war, dass es Sondertarife für Beschäftigte im Bereich der Innenstadt geben muss. „Da wir keine Ungleichbehandlung wollten und eine einfach umzusetzende Regelung befürworten, haben wir uns für eine Senkung der Gebühren insgesamt entschieden“, heißt es im gemeinsamen Antrag von CSU und SPD.
Ob es dazu kommen wird, wird sich in einem der kommenden Ausschüsse zeigen. Dann soll der Antrag besprochen werden.