Wie Leo im Tierheim das Vorlesen lernt

von Redaktion

Kinder mit der Hilfe von Katzen beim Lesenlernen unterstützen: Das ist das Ziel eines Projekts am Rosenheimer Tierheim. Mit Erfolg, wie man bereits erkennen kann. Wie das Projekt zustande kam, und welche Vorteile es den Katzen bringt.

Rosenheim – Der achtjährige Leo sitzt im Schneidersitz auf dem Boden des Zimmers mit angeschlossenem Außengehege. Um ihn herum liegen Kissen, Decken und Spielzeuge. Immer wieder streunt eine der drei Katzen, die dort in diesem Raum des Rosenheimer Tierheims leben, an ihm vorbei, holt sich eine Streicheleinheit ab, oder klettert sogar auf Leos Schoß. Das ist nicht selbstverständlich.

Kater lässt sich streicheln: „Hätte er früher nie gemacht“

Eigentlich sind die flauschigen Vierbeiner eher zurückhaltend. Besonders der dreijährige Kater Chicco hatte sich kurz nach seinem Einzug im Tierheim so gut wie gar nicht anfassen lassen. „Das ist wirklich der Wahnsinn“, sagt Anna-Mae Braschoß, als Chicco auf Leos Beine klettert. „Das hätte er früher nie gemacht.“ Leo freut sich über die Zeit mit den Katzen. Denn sie bringt auch ihn weiter – und zwar in der Schule. Einmal pro Woche kommt er im Rahmen des Projekts „Lesen üben und Katzen helfen“ ins Tierheim und liest den Vierbeinern aus seinen Lieblingsbüchern vor. „Das Projekt gibt es schon in einigen anderen Tierheimen, und ich finde die Idee super“, sagt Projektleiterin Braschoß. „Es tut sowohl den Kindern als auch den Katzen gut.“ Also ein Win-Win-Projekt für Kinder und Katzen. „Leo mag Tiere total gerne“, erzählt seine Mutter. „Und er wollte nicht unbedingt zu Hause lesen. Da dachte ich mir, probieren wir das einfach mal.“ Mit Erfolg! „Jetzt kann ich sehr gut lesen“, berichtet der Zweitklässler voller Stolz.

Auch bei den Katzen gibt es Erfolge zu verzeichnen. „Wir hatten eine Katze, die Sunny, die mittlerweile adoptiert wurde. Sie war extrem schüchtern und hat immer gefaucht“, erzählt Braschoß. Gegen Ende ihrer Zeit im Tierheim und nach ein paar Vorlese-Tagen sei sie freundlicher geworden – und habe sich sogar anfassen lassen. „Das war ein immenser Fortschritt.“

Zu Beginn sei es noch etwas „komisch“ gewesen, aber mittlerweile hat er sich gut mit den Katzen angefreundet. Das kann man auch beobachten, wenn er aus seinem Buch vorliest und die Katzen aufmerksam vor ihm sitzen. In der Schule habe sich die Vorlese-Übung bereits bemerkbar gemacht. „Beim Geschichtenschreiben bin ich auch besonders gut“, berichtet der Schüler.

Die Kinder werden meist dort eingeteilt, wo besonders schüchterne Katzen sind, erklärt Braschoß. Bevor es allerdings in die Katzenzimmer geht, gibt es für die Kinder ein paar Verhaltensregeln. So wird sichergestellt, dass sich auch alle beim Vorlesen wohlfühlen – Mensch und Tier. Von dem Projekt sind nicht nur die Kinder und Katzen begeistert.

Auch Andrea Thomas, Vorsitzende des Tierschutzvereins Rosenheim, ist überzeugt: „Das ist eines der Projekte, die zeigen, dass wir die Menschen mit den Tieren verbinden“, sagt Thomas.

So können Eltern ihre Kinder anmelden

Artikel 2 von 11