Wasserburg/Haag – Das Wetter wird endlich wieder wärmer und der Sommer steht in den Startlöchern. Viele freuen sich auf die erste Kugel Eis des Jahres, doch der Blick auf die Preistafel sorgt bei so manchen für Kopfschütteln. Die Eisdielen im Wasserburger Altlandkreis kämpfen mit den steigenden Rohstoffpreisen.
Zehn Cent teurer als vergangenes Jahr ist das Eis im „Eiscafé Venezia“ in Wasserburg. Die Stammkunden zeigen sich gegenüber der Preiserhöhung verständnisvoll, erklärt Inhaber Mimmo Fezzigna (51). Jeder wisse von der Inflation und sei auf höhere Kosten vorbereitet gewesen. Seit 1963 gibt es den Familienbetrieb unter den Arkaden in der Wasserburger Altstadt.
Rohstoffpreise
sind gestiegen
Der Inhaber hat das Eislokal vor vier Jahren übernommen und legt, wie schon seine Eltern zuvor, großen Wert auf unverarbeitete Zutaten, wie er berichtet. Der verwendete Joghurt sei dabei zu 100 Prozent aus Griechenland, für sein Vanille-Eis benutze er sogenannte Madagaskar-Vanille.
Die Preise für diese Rohstoffe haben in den vergangenen Jahren aber stark zugenommen, vor allem klagt Fezzigna hierbei über die steigenden Kosten von Nüssen, hauptsächlich Pistazien, von Kakao und Kaffee. Deshalb aber auf hochwertige Zutaten zu verzichten, komme für ihn nicht infrage. Laut seinen Angaben „merken die Kunden die billige Alternative“, wenn aber „die Qualität stimmt, dann läuft das Geschäft.“
Auch auf Regionalität legt der Inhaber Wert. So kaufe er Eier bei einem nahegelegenen Bauern, auch bei der Milch greife er zu einem Angebot aus der Region. Aus diesen Gründen muss sich Fezzigna auch keine Gedanken über die Konkurrenz machen: Er kenne die Wasserburger und habe „die besten Stammkunden“, berichtet er.
Für diese, aber auch für neue Kunden, überlegt sich der Fachmann immer wieder innovative Eissorten. Bei Fezzigna und seiner Frau Armanda kommen nicht nur immer neue Ideen auf, sie setzen diese auch eigenhändig um.
Wegen hoher Nachfrage nach veganem Eis bietet das Eiscafé die Geschmackssorte dunkle Schokolade auch ohne Milch an. Etwas ausgefallener und frisch im Sortiment der 19 verschiedenen Geschmacksrichtungen: Walnuss-Eis mit Feige. Die neuen Eissorten sind bei der Kundschaft des 51-Jährigen gerne gesehen und „gehen weg, wie warme Semmeln“, berichtet er.
1,80 Euro kostet die Kugel im „Eiscafé Venezia“ und liegt dabei noch unter der gefürchteten Zwei-Euro-Marke. Auch Fezzigna glaubt, dass die Leute bei einem Preis ab zwei Euro weniger tolerant reagieren als bisher.
Ebenfalls 1,80 Euro verlangen die Inhaber des „il Gelato“ in der Ledererzeile in der Wasserburger Altstadt für eine Kugel Eis und damit ebenfalls zehn Cent mehr als im vergangenen Jahr. Ganz im Trend ist das Familienunternehmen, geführt von Dennis Casagrande (29), mit seinem „Dubai-Schokoladen-Eis“.
Dieses bekommen die Kunden für den stolzen Preis von 2,50 Euro, denn die Zutaten hierfür sind teuer. „Die Sorte kommt aber besonders gut an, und die Kunden haben Verständnis für den etwas höheren Preis“, erklärt Conni Casagrande (60), Mutter des Inhabers. Die Ideen für Trend-Sorten bekommt die Familie oft aus den Medien, wie dem Fernsehen, der Zeitung oder von Youtube, erklärt Casagrande, viele Einfälle kommen dabei von ihrem Sohn.
Auch über der Zwei-Euro-Marke: Pistazien-Eis. Dafür sei das Lokal aber bekannt und es sei nach wie vor „der Renner“, so Sergio Casagrande (68), Vater des 29-jährigen Inhabers. Den Klagen über immer teurer werdende Rohstoffe schließen sich die Fezzignas an. Kakao koste nahezu das Dreifache von dem, was noch vor einem Jahr zu zahlen gewesen sei.
Trotzdem, betont der 68-Jährige, ist es wichtig, immer neue Sorten anzubieten, „sonst wird es langweilig.“ Auch das „il Gelato“ bietet eine vielfältige Auswahl für vegane Kunden an, denn neben Frucht-Eis gibt es auch hier das Zartbitterschokoladen-Eis ohne Milch. Weiteres Highlight: Zuckerstreusel-waffeln – Die Kinder, so Casagrande, sind ganz scharf drauf.
Momentan ein noch abgespecktes Sortiment hat die Eisdiele „Tiziano“ in der Salzsenderstraße in Wasserburg. „Wenn die Sonne herauskommt, wird die Theke komplett aufgefüllt“, erklärt Manager Anderson DeMedeirus. Das Café biete im Sommer alle Sorten an, die das Eisliebhaberherz begehre. Von Snickers über Brownie hin zu Cookies, Raffaello und After Eight.
Zehn Cent teurer als vergangenes Jahr, und damit abermals zehn Cent teurer als die Konkurrenz in Wasserburg, liegt der Preis für eine Kugel hier bei 1,90 Euro. Auch hier müssen die steigenden Rohstoff- und Stromkosten, vor allem aber auch die teurer werdende Miete kompensiert werden, so DeMedeirus. Wer das Eis gerne vor Ort genießen möchte, zahle inklusiv höherer Steuern und Servicegebühr zwei Euro pro Kugel. Sorgen um die Konkurrenz mache sich der Manager des Eislokals im Herzen der Altstadt nicht, „die Besitzer des „il Gelato“ kommen gerne auf einen Kaffee vorbei, oder wir gehen zu ihnen zum Eis essen“, beschreibt er die freundschaftliche Beziehung.
Das Haager Eiscafé „Smeralda“ hingegen hat keine direkte Konkurrenz im Ort und lockt mit der guten Lage in der Wasserburger Straße viele vorbeifahrende Kunden an. Auch an ihnen ist der „Dubai-Schokoladen- Trend“ nicht vorbeigegangen, berichtet der Inhaber Christian Campo (46). Er verlangt für die besondere Sorte einen Aufpreis von 20 Cent zuzüglich des normalen Preises von 1,90 Euro.
Sommer in Haag, Winter in Cortina
Der Besitzer, welcher das angebotene Eis selbst zubereite, macht die gleiche Erfahrung wie Fezzigna: Für gutes Eis mit guter Qualität zahlen die Kunden mehr. Denn auch im Haager Eiscafé ist der Eis-Preis seit dem vergangenen Jahr um 10 Cent gestiegen.
Auch ganz neu im Sortiment: Cherry Mania. Campo erzählt, dass er selbst immer mit den Ideen für neue Sorten aufkommt und die Variation bei den Gästen gut ankomme.
Der Italiener führt sein Eis-Lokal mittlerweile seit 20 Jahren und verbringt die Sommermonate jedes Jahr in Haag. Im Winter, wenn die Eisdiele geschlossen ist, besucht Campo über vier Monate seine Familie in seinem Heimatort Cortina d‘Ampezzo.
Laura Otter