Rosenheim – Auch Wochen danach sorgt der Unfall an der Äußeren Münchener Straße für Gesprächsstoff. Mitte März war eine junge Mutter am Vormittag auf dem Weg von Kolbermoor nach Rosenheim. Sie war mit ihren beiden Kindern unterwegs, die im Anhänger ihres Lastenfahrrads saßen. Als sie in der Äußeren Münchener Straße, auf Höhe der Straße Am Gries, über die grüne Ampel fuhr, wurde ihr Fahrrad von einem Lkw erfasst.
Lastenfahrrad
kippte auf Seite
Es kam zum Zusammenstoß, das fast 100 Kilogramm schwere Lastenfahrrad kippte auf die Seite. Nur der Regenschutz verhinderte, dass die beiden Kinder nicht auf die Straße fielen. Der Lkw-Fahrer wird später erklären, dass er abgelenkt gewesen sei. So habe sich nur wenige Minuten an derselben Stelle ein anderer Unfall ereignet.
Ein Radfahrer sei gestürzt, der Lkw-Fahrer wollte ihm zu Hilfe eilen. Er habe nur Augen für den Verletzten gehabt, nicht auf den Verkehr geachtet. So sei es zum Zusammenstoß gekommen.
Doch es nicht der erste Unfall dieser Art. „Bei der Stelle handelt es sich um einen Unfallschwerpunkt“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer. Heißt: Innerhalb eines Jahres ist es zu mindestens drei Unfällen mit Verletzten gekommen. Vor allem beim Abbiegen kommt es Maurer zufolge immer wieder zu gefährlichen Situationen.
Geht es nach den Rosenheimer Grünen, muss deshalb dringend etwas passieren. In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) äußern sie den Wunsch, eine genaue Übersicht zu erhalten, wo es in der Stadt Unfallgefahrenpunkte für Fußgänger und Radfahrer gibt. Vorzugsweise vorgestellt von der Polizeiinspektion Rosenheim. Zudem sollen Lösungen ausgearbeitet werden, wie die jeweiligen Gefahrenpunkte entschärft werden könnten.
In ihrem Antrag erinnern sie an die neue Straßenverkehrsordnung (StVO) aus dem Jahr 2024. „Sie bietet Kommunen mehr Spielraum bei der Gestaltung des Straßenverkehrs“, heißt es in dem Antrag.
So werde neben der Anordnung von Tempo-30-Zonen auch die Errichtung von Radfahrerstreifen erleichtert. „Die Sicherheit hat nach der neuen StVO nun Vorrang vor der Leichtigkeit des Verkehrs“, sagt Peter Rutz, Fraktionsvorsitzender der Grünen. Dass es an der Äußeren Münchener Straße durchaus Verbesserungspotenzial gibt, weiß auch Olaf Fröhlich, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Rosenheim. „Ich habe viele Ideen, aber die Frage ist, wie realistisch umsetzbar die dann sind“, sagt er auf OVB-Anfrage. Was ihm zufolge helfen würde, sei eine veränderte Ampelschaltung. Heißt: Anders, als es im Moment der Fall ist, würden Rechtsabbieger dann Rot haben, wenn Radfahrer bei Grün über die Kreuzung fahren.
Ähnlich wie es seit einigen Jahren an der sogenannten TÜV-Kreuzung in Rosenheim der Fall ist. Dort kam es im November 2022 zu einem tragischen Unfall. Ein damals zehnjähriges Mädchen wurde von einem abbiegenden Lkw an der Kreuzung Innsbrucker-/Chiemseestraße schwer verletzt. Daraufhin hatte die Stadt Rosenheim gemeinsam mit einem Ingenieurbüro geprüft, ob Fußgänger und Autofahrer unterschiedliche Grünphasen haben können.
Nachdem die Mitglieder des Verkehrsausschusses darüber diskutiert hatten, sprach man sich für den Vorschlag aus. Die Ampelanlage wurde umgebaut, die Verkabelung erweitert und das Steuergerät aufgerüstet. Kosten: rund 150000 Euro. Nachdem sich Autofahrer und Anwohner kurze Zeit nach der Umstellung über die langen Staus beschwert haben, scheint sich die Situation mittlerweile eingespielt zu haben.
Für Olaf Fröhlich ein Beweis dafür, dass die Maßnahme durchaus funktionieren kann – und auch die Situation an der Äußeren Münchener Straße verbessern könnte. „Wir sollten keine Zeit verlieren“, sagt er. Generell würde er sich – ähnlich wie die Grünen wünschen –, dass alle Kreuzungen und Knotenpunkte überprüft werden. „Wenn die novellierte Straßenordnung der Stadt mehr Möglichkeiten gibt, dann sollten wir diese unbedingt nutzen“, sagt er.
Mit Vorsicht an
großen Autos vorbei
Bis dahin bleiben die Gefahren. „Ich kann Radlern und Fußgängern nur raten, sich mit viel Vorsicht an großen Autos rechts vorbeizubewegen“, sagt Olaf Fröhlich. Um gefährlichen Situationen aus dem Weg zu gehen, sei es in einigen Fällen auch ratsam, hinter Lkw, Bussen oder Wohnmobilen zu warten – besonders dann, wenn sie rechts blinken. „Das kostet zwar Zeit, ist aber sicher“, sagt der Radverkehrsbeauftragte.