Rosenheim – Fasching, Theater, Berge: Franz Knarr hatte schon immer viele Leidenschaften. Der Rosenheimer feiert heute seinen 80. Geburtstag. Er ist „eine Institution in Rosenheim“, wie er selbst sagt, und ein „echter Rosenheimer“.
Knarr kam kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Rosenheim zur Welt. „Leider als Halbwaise“, erzählt er. Sein Vater sei zwei Monate vor seiner Geburt verstorben und so wuchs er zusammen mit seinen beiden älteren Geschwistern bei der Mutter auf. „Es war dennoch eine herrliche, unbeschwerte Kindheit“, erinnert sich Knarr.
Viele Jahre sehr
aktiv beim DAV
Als er 20 war, verlor er allerdings auch seine Mutter. „Das hat mich natürlich sehr beschäftigt“, sagt Knarr. Dennoch habe er nach vorn geblickt. In dieser Zeit sei er dem Deutschen Alpenverein (DAV) in Rosenheim beigetreten. „Das war immer wie eine kleine Heimat für mich“, betont Knarr.
Mehr als 33 Jahre stand der gebürtige Rosenheimer als Teil des Vorstands an der Spitze der Sektion, fast 40 Jahre gehörte er dem Verein insgesamt an. „Das war der Liebe zu meiner Heimat geschuldet“, sagt Knarr heute. Zusammen mit dem DAV in Rosenheim machte er bereits in jungen Jahren seine ersten größeren Bergtouren. Auch mit dem Stadtjugendring sei Knarr in den 60er- Jahren unterwegs gewesen. „Wir waren in der Türkei, in Spanien und in Griechenland“, erzählt er. Das Reisen ist immer noch eine große Leidenschaft. „Ein Ort, den ich unglaublich genossen habe, war Myanmar“, betont der Rosenheimer. Aber auch an Ski- und Bergtouren in den USA, Kanada und Chile erinnert er sich noch gut. „Das waren die sportlichen Höhepunkte.“
Seine „heimliche Abenteuerliebe“ sei aber Afrika. „Ich war mehrere Male mit dem Jeep dort unterwegs, in den ödesten Gegenden“, sagt Knarr. Oft sei wochenlang keine Zivilisation in Sicht gewesen. „Wir waren Selbstversorger, mitten unter wilden Tieren.“ Immer mit dabei: Seine Frau Elisabeth. Die beiden sind seit mittlerweile 52 Jahren verheiratet. Trotz seiner vielen Reisen europa- und weltweit sei Knarr immer ein „echter Rosenheimer“ gewesen. „Ich bin schließlich in Rosenheim geboren“, betont er.
Knarrs Herz schlägt auch für den Radsport. „Ich bin tausend Kilometer mit dem Rennrad durch Thailand und durch Kuba gefahren.“ Erst vor zwei Jahren habe er die Strecke von Granada (Spanien) bis nach Lissabon (Portugal) mit dem Rennrad bewältigt. „Vor einem Jahr habe ich mir dann endlich ein E-Bike gekauft“, sagt Knarr und lacht.
Persönlichkeit im
Rosenheimer Fasching
Bekannt ist der Rosenheimer für sein langjähriges Engagement bei der Faschingsgilde. Dabei hatte er eigentlich nie vor, dort mitzuwirken, wie er selbst sagt. „Ich wollte nur vorübergehend für einen Hofmarschall einspringen“, erinnert er sich. Schließlich habe man ihn aber überzeugen können. Zehn Jahre lang hatte er danach die Position als Hofmarschall inne, präsentierte Prinzenpaar und Garde bei über 60 Faschingsauftritten. „Ich habe dafür hunderte von Gedichten geschrieben und vorgetragen“, sagt Knarr.
Auf der Bühne stand der Rosenheimer gerne, auch beim örtlichen Theater. „Da bin ich einfach hineingewachsen“, sagt Knarr. Angefangen habe er hinter den Kulissen als Requisiteur. Doch nach einiger Zeit stieg er richtig in das Theaterspielen ein: ob als Frosch beim „Froschkönig“, der Rabe Abraxas aus „Die kleine Hexe“ oder ein Metzgermeister. „Es waren sicher an die 40, 50 Rollen, die ich gespielt habe“, betont er.
Kultfigur beim
Starkbieranstich
Franz Knarr ist wandelbar. Und deshalb trat er zudem beim Starkbieranstich als Rathausputzfrau auf. „Die Figur habe ich bis heute beim ‚Aschermittwochs-Derblecken‘ der Rosenheimer CSU inne“, erklärt der 80-Jährige. Dennoch sei er kein provokativer Mensch. „Ich versuche, die Menschen schon in bestimmten Bereichen anzusprechen, aber immer auf die Gürtellinie zu achten“, betont er.
Seine Ausbildung hat der Rosenheimer beim Landratsamt gemacht. Einen Großteil seines Berufslebens verbrachte er allerdings als Werbekaufmann beim OVB. „Fast 32 Jahre war ich im Anzeigenverkauf und übernahm dessen Leitung“, erzählt Knarr.
Als Hans Dampf in allen Gassen will er sich nicht bezeichnen. „Aber es ist nicht weit weg davon. Ich bin ein bisschen ein Paradiesvogel“, sagt Knarr mit einem Lächeln. Und ein ganz solider Mensch, der es immer allen recht machen wolle. „Ich bin über die Jahre fast wie eine Institution in Rosenheim geworden.“
Möglich habe das eine stabile Familie gemacht. „Meine zwei Söhne, zwei Schwiegertöchter und vier Enkelkinder sorgen für bunte Lebensfreude“, betont Knarr. Mit denen will er am 28. April auch seinen 80. Geburtstag feiern. Zusammen mit engen Freunden – und vielen Fotos aus seinem bewegten Leben.