„Alter Wirt“ in Aising wird abgerissen

von Redaktion

Jetzt ist eine Rettung ausgeschlossen: Seit Dienstag ist klar, dass der „Alte Wirt“ in Aising abgerissen wird. Das gab die Brauerei Auerbräu bekannt. Wie die Bauarbeiten ablaufen werden und wie das neue Gebäude aussehen soll.

Rosenheim – Die Entscheidung ist gefallen. Für den „Alten Wirt“ in Aising gibt es keine Rettung mehr, das leer stehende Gasthaus am Kreisel zwischen Pang und Aising wird abgerissen.

Nachdem schon seit Wochen darüber spekuliert wurde – auch weil seit einiger Zeit die ersten Arbeiten am Gebäude zu erkennen sind – herrscht jetzt endgültig Klarheit: Der „Alte Wirt“ muss einem neuen „Dorfzentrum“ weichen. Das gab die Brauerei Auerbräu, Eigentümerin des Wirtshauses, am gestrigen Dienstag bekannt.

Für viele gehört Gebäude zum Ortsbild

Bereits gestern haben die Bauarbeiten auf dem Gelände begonnen, teilt Auerbräu-Pressesprecher Michael Hinterseer mit. Im ersten Schritt wird das Gebäude mit Bauzäunen abgesichert. Sobald das passiert ist, geht es zunächst mit dem Rückbau des ehemaligen Schützenheims auf der Rückseite des alten Wirtshauses los, sagt Hinterseer. Wenn das Nebengebäude entfernt wurde, soll „zeitnah“ auch der „Alte Wirt“ selbst abgerissen werden.

Über diesen Schritt wird schon seit Jahren diskutiert, da das Gebäude über zehn Jahre lang ungenutzt leer stand. Im vergangenen Jahr wurden dann die Pläne der Brauerei und der „Meine Volksbank Raiffeisenbank“ – Eigentümerin des Nachbargrundstücks – bekannt, dass an der Stelle etwas Neues entstehen soll. Weil das alte Gebäude aber für viele Menschen zum Ortsbild dazugehört, regte sich Widerstand gegen die Pläne.

Unter anderem reichte die Interessengemeinschaft (IG) Rosenheim Süd zusammen mit der Rosenheimerin Claudia Schütz eine Petition beim Bayerischen Landtag ein – um sich für den Erhalt des „Alten Wirt“ einzusetzen. Eines ihrer Hauptanliegen: Entgegen der Auffassung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sollte das Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Jedenfalls sei es besser, das alte Gasthaus zu sanieren und nicht abzureißen. Ob das möglich ist, darüber habe sich auch die Brauerei Gedanken gemacht. „Selbstverständlich wurde auch eine Sanierung des Bestandsgebäudes im Verlauf der Planungen betrachtet“, betont Dirk Steinebach, Geschäftsführer von Auerbräu. Der „Alte Wirt“ sei allerdings „äußerst baufällig und entspricht nicht den modernen Anforderungen an Sicherheit und Nutzbarkeit.“ So sei eine Sanierung aus statischen und funktionalen Gründen nicht realistisch, so Steinebach weiter.

Modernes Zentrum mit neuem Wirt

Daran ändere auch nichts, dass der „Alte Wirt“ in wenigen Monaten doch noch unter den Denkmalschutz fallen könnte. Noch in diesem Jahr könnten Gebäude geschützt werden, die eine „ortsbildprägende Bedeutung“ haben und dessen Entfernung deshalb als „Lücke und nachhaltiger Verlust für das Ortsbild“ empfunden wird. Das verriet der Landtagsabgeordnete Professor Dr. Michael Piazolo (Freie Wähler) vor wenigen Tagen im OVB-Interview.

Da die Gesetzesänderung zum „jetzigen Zeitpunkt“ aber noch nicht fix ist, werde der Abriss nicht länger verzögert. Auch, weil bereits darauf gewartet wurde, welche Ergebnisse die Behandlung der Petition im Ausschuss für „Wissenschaft und Kunst“ bringt. Die Vorschläge des Ausschusses seien „sehr ernst genommen“ und mit allen Parteien diskutiert worden. „Wir haben die fortgeschrittenen Planungen dafür nochmals unterbrochen und sind mit den Interessensvertretungen, der Politik, dem Denkmalschutz, Vertretern des Landtages, der Stadt und der Verwaltung in Austausch getreten“, sagt Michael Hinterseer. Dabei sei man zu dem Entschluss gekommen, beim Neubau auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Gesamtareal von Bank und Brauerei die Bäume zu erhalten und einige „antike Stücke“ an den Heimatverein zu übergeben. Wem das ganze Gelände in Zukunft gehört, wollte Michael Hinterseer allerdings nicht verraten. Klar ist hingegen, dass mit dem Neubau ein „ansprechendes und funktionales Zentrum“ entstehen soll, das Aising bereichere und die Ortsmitte belebe.

„Die Neuentwicklung ist die Chance, ein attraktives Dorfzentrum zu schaffen, das alle erforderlichen Auflagen erfüllt, sich nahtlos in das Ortsbild einfügt, den Bedürfnissen in der Gemeinde gerecht wird und dadurch zu einer hohen Lebensqualität beiträgt“, betont Auerbräu-Chef Steinebach.

Auch Bank und ein Nahversorger geplant

So solle auch der „Alte Wirt“ ein „neues Zuhause“ bekommen. „Mit der Wirtschaft im neuen Gebäudekomplex beleben wir die Gastronomie vor Ort und schaffen mit Biergarten und Veranstaltungssaal zusätzliche Treffpunkte“, sagt Steinebach. Daneben entstehen ein Nahversorger mit Vollsortiment, eine Bankfiliale sowie 15 Wohnungen.

Bei Auerbräu und der „Meine Volksbank Raiffeisenbank“ ist man der Überzeugung, dass sich diese Lösung „harmonisch in das Dorfbild fügt.“ Und den Menschen mehr Nutzen bringt, „als ein baufälliges, nicht nutzbares Gebäude.“

Neubau soll in zwei Jahren fertig sein

„Die Neugestaltung schafft Wohnraum und Arbeitsplätze, verbessert die Versorgung mit alltäglichen Gütern und ermöglicht einen neuen Ort des Zusammenkommens für die Bürger – mit ausreichend Raum für Vereine und Veranstaltungen vor Ort“, sagt Roland Seidl, Vorstandsmitglied der „Meine Volksbank Raiffeisenbank“. Der Bau der neuen „Ortsmitte für Aising“ soll in zwei Jahren abgeschlossen sein.

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