Westtangente:Gefahrenpunkt entschärft

von Redaktion

Gefahrenzone für Radfahrer: Immer wieder ist es an der Auffahrt zur Westtangente zwischen Großkarolinenfeld und Westerndorf St. Peter zu brenzligen Situationen gekommen. Einer dieser Fälle endete mit schweren Verletzungen. Nun wurde an der Stelle etwas verändert. Welche Regeln dort jetzt gelten.

Rosenheim – Es sind Situationen, die auch ganz anders hätten enden können. Das macht der Mann aus Großkarolinenfeld, der lieber anonym bleiben möchte, am Telefon deutlich. Mehrmals habe er richtig Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist, sagt er. Sein täglicher Weg mit dem Fahrrad ins Büro führt über den Radweg entlang der Kreisstraße RO 19 zwischen Großkarolinenfeld und Westerndorf St. Peter. An einer Stelle kreuzt die Strecke die Auffahrt der Westtangente. Und genau dort ist es immer wieder zu gefährlichen Situationen gekommen.

Fahrradfahrer
mehrfach gestürzt

Allein dreimal sei der Großkarolinenfelder an der Kreuzung von seinem Fahrrad geholt worden. Weil ihn Autofahrer beim Abbiegen auf die Westtangente übersehen haben. „Verletzt habe ich mich nicht, auf der Straße bin ich nach den scharfen Bremsmanövern trotzdem gelegen“, sagt der Mann. Das Problem: Bislang – seit der Eröffnung des neuen Teilstückes der Rosenheimer Umfahrung im Herbst 2023 – hatten an der Stelle die Fahrradfahrer Vorfahrt. Die Autofahrer, die aus beiden Richtungen von der RO 19 auf die Westtangente abbiegen wollten, mussten warten. „In rund 90 Prozent der Fälle hat das auch funktioniert, einige Autofahrer haben die Vorfahrt aber komplett missachtet und sind dann einfach weitergefahren“, sagt der Mann.

Besonders gefährlich sei es gewesen, wenn man als Radfahrer von Rosenheim aus kommend nach Großkarolinenfeld gefahren ist und die Autofahrer in dieselbe Richtung unterwegs waren, um dann nach links auf die Westtangente abzubiegen. „In entgegengesetzter Richtung ist nie was gewesen“, betont der Großkarolinenfelder. Dennoch sei er immer bremsbereit an die Stelle gefahren. Gebracht habe es – trotz einer gelben Warnjacke – nicht immer was.

Neubewertung durch
Staatliches Bauamt

Dass es an der Stelle für Radfahrer zu brenzligen Situationen gekommen ist, weiß man auch beim Staatlichen Bauamt Rosenheim, welches für den Streckenabschnitt zuständig ist. Pressesprecherin Ursula Lampe will die Kreuzung aber nicht als „unfallauffällig“ bezeichnen. „Jedoch gab es dort einen Unfall, bei dem ein Radfahrer verletzt wurde, da ein Autofahrer ihm die Vorfahrt genommen hatte“, sagt sie auf OVB-Anfrage. Der Polizei Bad Aibling zufolge passierte dieser am 16. Mai 2024, der Radfahrer wurde schwer verletzt. Weitere Unfälle mit verletzten Radlern habe es nicht gegeben.

Da es neben dem Unfall aber auch zahlreiche Beschwerden von Fahrradfahrern gab, entschied sich das Staatliche Bauamt zusammen mit der Polizei und der Unteren Verkehrsbehörde beim Landratsamt, die Stelle nochmal genauer anzuschauen. Das Ergebnis: Die ursprüngliche Lösung hat sich nicht bewährt. „Es wurde festgestellt, dass Radfahrer aus Richtung Rosenheim oft mit höherer Geschwindigkeit auf den Einmündungsbereich zufahren, begünstigt dadurch, dass es hier leicht bergab geht“, sagt Ursula Lampe. Das berge die Gefahr, dass sie von abbiegenden Autos und Lkw schneller übersehen werden.

Ab sofort haben
Autofahrer Vorfahrt

Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung gefallen, die Vorfahrtsregelung zu ändern – um die Sicherheit für Radfahrer zu erhöhen. Seit einigen Wochen gilt dort: „Der Radverkehr ist nun wartepflichtig und der Autoverkehr hat Vorfahrt“, betont Lampe. Durch die Änderungen sollen die Radfahrer mit geringerer Geschwindigkeit an die Kreuzung kommen und so besser wahrgenommen werden. „Zudem prüfen sie selbst in alle Richtungen, ob die Kreuzung tatsächlich frei ist“, sagt die Bauamts-Pressesprecherin.

Und scheinbar zeigt die Änderung Wirkung. „Seit der Änderung wurde kein Unfall an der Stelle mehr bekannt“, sagt ein Sprecher der Aiblinger Polizei auf OVB-Anfrage. Entsprechend soll die neue Verkehrsführung auch dauerhaft bleiben. „Sobald es das Wetter zulässt, soll auch die Markierung auf dem Radweg noch verbessert werden“, sagt Ursula Lampe. Die jetzigen Schilder „Vorfahrt geändert“ sollen die Radfahrer auf die Änderung hinweisen und nach rund sechs Monaten wieder verschwinden. Genauso wie die Radfahrerfurt, die Markierung des Fahrradüberwegs auf der Fahrbahn.

Radler mit
gemischten Gefühlen

Der Mann aus Großkarolinenfeld hat die Änderung mit gemischten Gefühlen verfolgt. Zum einen sei es gut, dass es jetzt sicherer ist. Allerdings sei es auch schade, dass die Straßenverkehrsordnung „ein wenig ausgehebelt wurde“. Schließlich sei es legitim, dass der schwächere Verkehrsteilnehmer Vorrang hat. „Aber irgendwie war es klar, dass es über kurz oder lang geändert wird“, sagt er.

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