Rosenheim – Um kurz nach 11 Uhr fällt die Anspannung von Andreas Henken ab. Der Polier des Unternehmens „Grossmann Bau“ ist an diesem Morgen der Mann, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. „Es ist richtig gut gelaufen“, sagt er. Er scherzt mit seinen Kollegen, schüttelt Hände und atmet ein paarmal tief durch. „Natürlich waren wir aufgeregt. Das gehört dazu“, sagt er. Umso zufriedener ist er mit dem Ergebnis.
Stadtrat stimmt
einstimmig zu
Auch, weil die Vorbereitungen dafür schon seit Monaten laufen. Bereits im November 2023 einigten sich die Stadträte einstimmig darauf, die Mangfallkanalbrücke abzureißen und neu bauen zu lassen.
Vierspurig soll der Abschnitt werden, mit einem beidseitig getrennten Geh- und Radweg von je 4,80 Meter Breite und einer barrierefreien Unterführung auf der Nordseite, die es Fußgängern und Radfahrern ermöglicht, die Äußere Münchener Straße sicher zu unterqueren. Auf der Südseite wird der Geh- und Radweg mittels barrierefreier Rampe an die Äußere Münchener Straße angeschlossen.
Den Bau der beiden Behelfsbrücken – eine für Autofahrer, die andere für Radfahrer und Fußgänger – lehnten die Politiker angesichts der angespannten Haushaltslage damals aus Kostengründen jedoch ab. Weil eine Vollsperrung der Strecke jedoch – so befürchteten es viele Stadträte – zu einem Verkehrschaos führen könnte, wog man das Für und Wider nochmals ab und entschied sich letztendlich doch dafür, die Behelfsbrücken zu bauen. Diese werden jetzt in drei Teilen eingehoben. Aus diesem Grund wurde am Donnerstagvormittag zum Pressetermin eingeladen.
Zwischen Aicherpark und Krones sollte ab 10 Uhr die 41 Meter lange und 35 Tonnen schwere Behelfsbrücke für Fahrradfahrer und Fußgänger eingesetzt werden. Kurz davor werden letzte Informationen ausgetauscht, dann gibt Andreas Henken einem der beiden Kranfahrer ein Zeichen.
Zuvor hatten seine Kollegen das Brückenteil bereits mit orangefarbenen Traggurten an dem Kran befestigt. Während Absperrungen entfernt und Holzbretter abgetrennt werden, hebt der Kran die Brücke langsam vom Boden an.
Nur wenige Minuten später hängt die Behelfsbrücke in der Luft und wird von dem Kran langsam über den Mangfallkanal bewegt. Als sich das Brückenteil etwa in der Mitte befindet, wird es vorsichtig nach unten gelassen. Henken und seine Kollegen klettern auf die Brücke, passen die Tragegurte an und befestigen sie an dem zweiten Kran. Dann wird das Modul wieder in die Höhe gehoben.
Millimeterarbeit
über der Mangfall
„Es ist wichtig, dass synchron gearbeitet wird“, erklärt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim. Während er Fragen beantwortet, laufen die Arbeiten im Hintergrund weiter auf Hochtouren. Um kurz nach 11 Uhr steht die Behelfsbrücke an ihrem Platz – und Andreas Henken wagt den ersten Probegang.
In den kommenden Tagen soll dann auch das dritte – und letzte – Modul eingehoben werden. Christian Baab rechnet damit, dass Ende Mai die ersten Autos über die Behelfsbrücke fahren können. Allerdings vorerst nur diejenigen, die stadtauswärts unterwegs sind. Diejenigen, die in die Stadt fahren, nutzen weiterhin die Mangfallkanalbrücke. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle ausstehenden Arbeiten erledigt sind. So müssen unter anderem die Anschlussstellen asphaltiert werden. Zudem muss die Behelfsbrücke an die Höhe der Fahrbahn angepasst werden. „Im Moment liegt ein Teil der Straße niedriger als die Behelfsbrücke“, erklärt Baab. Sobald alles erledigt ist, soll die Mangfallkanalbrücke komplett gesperrt und der Verkehr über die Behelfsbrücke umgeleitet werden. Anschließend wird mit den Abrissarbeiten begonnen.
Die Kosten für die gesamte Maßnahme belaufen sich auf rund 13,8 Millionen Euro. Knapp sechs Millionen Euro übernimmt der Freistaat. Das gab Daniel Artmann, Landtagsabgeordneter der CSU und Zweiter Bürgermeister der Stadt Rosenheim, kurz vor dem Jahreswechsel bekannt.