Rosenheim – „Leise in der Erinnerung, anrührend in den Musikstücken und mit spürbar großem Engagement vieler junger Menschen.“ Mit diesen Worten von Oberbürgermeister Andreas März lässt sich das große Gedenkkonzert zum Kriegsende trefflich zusammenfassen, das am Donnerstagabend stattfand. Offensichtlich waren all die Besucher in Christkönig einer Meinung mit ihm, denn sie füllten das große Kirchenschiff bis auf den letzten Platz. Am Ende bedankten sich die Gäste bei den drei Rosenheimer Chören und der Rosenheimer Stadtkapelle mit minutenlangem, stehendem Applaus.
Gemischte
Gefühle
Der 8. Mai, so führte der Oberbürgermeister aus, sei durchaus ein Tag der gemischten Gefühle, Verzweiflung und Aufbruchsgeist seien oft nah beieinander gewesen: Verzweiflung bei denen, die um Angehörige trauerten oder in eine ihnen fremde Umgebung vertrieben worden waren, unendliche Erleichterung bei anderen, dass ab sofort eine Zukunft ohne Nationalsozialismus möglich war.
Dennoch, so Andreas März, gelte am Ende das Wort des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am achten Mai vor 40 Jahren nicht von einem Tag der Niederlage, sondern von einem Tag der Befreiung sprach. Denn, und das sei besonders hervorzuheben, die Bürger Deutschlands seien eben nicht wie nach dem Ersten Weltkrieg in „Revisionismus, Larmoyanz und Opferkult“ versunken. Sie hätten vielmehr in den folgenden Jahren und Jahrzehnten eine Demokratie aufgebaut, die in der Würde des Menschen, seinen unveräußerlichen Rechten und auch der Verwurzelung in Europa ihre Verankerung gefunden habe.
Allerdings sei diese Verankerung kein unverrückbares Fundament, politische Kräfte, so der Oberbürgermeister, seien wieder dabei, Grundentscheidungen unserer Rechtsordnung zu relativieren. „Hier heißt es wachsam zu sein und die Auseinandersetzung auf dem Boden unserer Werte und Grundüberzeugungen nicht zu scheuen.“
Plastisch wurde diese Einschätzung auch an dem Beitrag des Schauspielers Günther-Maria Halmer, der 1943 in Rosenheim geboren wurde und als Zeitzeuge vor allem von den ersten Jahren nach dem Krieg berichten konnte. Er machte klar, dass die Befreiung durch die Amerikaner diesen Namen wirklich verdient habe: Es sei für viele das Tor zu einer neuen Welt aufgestoßen worden, die das Zeug dazu gehabt habe, zu einer besseren zu werden. Und alles in allem sei es in den folgenden Jahrzehnten doch in der Tat stetig bergauf gegangen, sodass er jetzt auf 80 in Frieden verlebte Jahre zurückblicken könne. Dass diese Friedenszeit sowie all die demokratischen Errungenschaften, die mit ihr einhergingen, jetzt wieder dabei seien, in Gefahr zu geraten, mache ihn fassungslos.
Die große Idee hinter dem Gedenkabend war es aber, vor allem die Musik sprechen zu lassen, weil sie unmittelbarer als Worte ans Herz rühren könne.
Erinnern mit der
Mass for Peace
Und dies gelang beeindruckend. Etwa mit dem Kyrie, Sanctus und Benedictus aus der „A Mass for Peace“ von Karl Jenkins: Die aufgeführten Teile ließen zu ihrem Beginn an die Bedrohung des damals aufziehenden Krieges denken, dann an den Versuch darin zu überleben, um schließlich im Benedictus die grenzenlose Erleichterung nach dem Kriegsende aufzunehmen. Gerade dieser Teil, so sagten mehrere Besucher nach dem Konzert, sei geradezu überirdisch schön gewesen.
Karl-Heinz Brauner, der Vorsitzende des Historischen Vereins, wie auch Peter Weber und Andreas Penninger, die musikalischen Leiter, konnten den begeisterten Reaktionen des Publikums jedenfalls glücklich und dankbar entnehmen, dass ihre gemeinsame Idee eines Gedenkkonzertes sowie dessen Gestaltung einen Nerv bei den Rosenheimern getroffen hatten.