Rosenheim – Abstauben, Fenster putzen, Kaugummi abkratzen: Wenn es um das Thema Reinigung geht, gibt es am Rosenheimer Bahnhof allerhand zu tun. Schließlich bleiben die rund 16000 Quadratmeter Fläche bei etwa 14700 Fahrgästen pro Tag nicht sauber. Daher hat die Deutsche Bahn nun zur großen Putzaktion gerufen. Oder vielleicht doch nur eine Promo-Masche?
„Ein bisschen Promo ist es schon“, gibt Esther Heckmann, Leiterin der Personenbahnhöfe im Regionalbereich Süd, zu. Aber: „Uns ist auch wichtig, dass die Kunden sehen, dass wir das Thema Sauberkeit anpacken.“ Kurzerhand darf sie dann auch mithilfe eines Hebers hoch hinaus zur großen Bahnhofsuhr. Heckmann staubt mit dem Lappen Uhr und Ziffern ab – und posiert für Fotos. „Ist schon staubig hier oben“, sagt sie, während sie den Lappen schwingt. „Eigentlich ist das mein Job“, kommentiert eine Reinigungskraft von unten. „Sie dürfen jetzt erst mal einen Kaffee trinken gehen“, entgegnet Heckmann lachend.
Mitarbeiter aus der
Verwaltung putzen
In den Kundenumfragen ist die Sauberkeit der Bahnhöfe immer wieder Thema, betont Heckmann – zurück auf dem Boden der Tatsachen. Daher gibt es neben der täglichen und wöchentlichen Reinigung nun also auch das große „Ramadama“ zum Frühjahr. Eine separate Reinigungsfirma wurde dafür in Rosenheim nicht bestellt. Stattdessen durften die Kollegen aus der Verwaltung ihre Schreibtische räumen und einmal Putzlappen und Eimer in die Hand nehmen.
„Wir mussten die Mitarbeiter gar nicht fragen, die haben sich sofort begeistert bei uns gemeldet, als sie von der Aktion erfahren haben“, sagt Heckmann. „Sogar die Betriebsräte haben gesagt, sie wollen nächstes Jahr dabei sein“, ergänzt sie und lacht. Also ging es ab nach Rosenheim. Und beim Betreten des Bahnhofs fällt auf, dass heute ein besonderer Tag ist. Etliche Mitarbeiter in blauen Westen schwingen Staubwedel und reinigen Bänke und Scheiben. Draußen an den Bahnsteigen wird Unkraut entfernt und Rinnen werden vom Streukies befreit. Am Bahnhofsvorplatz sorgen derweil Mitarbeiter der Stadt für Ordnung und Sauberkeit.
130 Bahnhöfe in Bayern werden im Rahmen der Frühjahrsputzaktion gereinigt. Dafür nimmt die Bahn noch einmal sechs Millionen Euro zusätzlich in die Hand. Und das neben den 100 Millionen Euro, die in diesem Jahr noch einmal extra in Sauberkeit investiert werden. „Und das ist gut angelegtes Geld. Denn unsere Umfragen zeigen: Wo es sauber und gepflegt ist, steigen unsere Fahrgäste gerne in den Zug“, sagt Ralf Thieme, Vorstand Personenbahnhöfe bei DB InfraGo.
All der Wichtigkeit von Sauberkeit zum Trotz: Die Menschen steigen wohl am liebsten dort in den Zug, wo ebendieser pünktlich ist. An den Fahrgästen scheint die Reinigungsaktion größtenteils vorbeizugehen – oder sie wird für das normale Tagesgeschäft gehalten. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was hier los ist“, sagt eine Passantin. Auch ihr wurde, wie vielen anderen, ein kleines Pflänzchen mit Hinweis auf die Aktion in die Hand gedrückt. „Ich hab das einfach mitgenommen, ohne nachzufragen“, gibt sie zu. Andere beobachten während des Wartens die Putzarbeiten. Wiederum andere eilen nur geschäftig zum Zug, ohne wirklich Kenntnis von den putzenden Bahn-Mitarbeitern zu nehmen.
Während die Fahrgäste sich eher unbeeindruckt zeigen, sieht das bei den Mietern im Rosenheimer Bahnhof – die sich ebenfalls am Frühjahrsputz beteiligen – anders aus. „Die Aktion freut uns sehr“, sagt Tamara Eberl, Tochter von Yorma‘s Unternehmensgründer Yorma Eberl. Kein Wunder: „Wenn die Bahnhöfe sauber sind, fühlen die Fahrgäste sich wohl und kaufen bei uns ein.“
Klar ist: Sauberkeit ist wichtig, und jeder wünscht sich einen ordentlichen Bahnhof. Ob nun wegen einer Promo-Aktion oder der turnusmäßigen Reinigung: Nun erstrahlt der Rosenheimer Bahnhof wieder in neuem Glanz – zumindest für kurze Zeit.