Rohrdorf – Gleich mehrmals hat es in den vergangenen Wochen auf der A8 in der Region gekracht. Ursache war meist der durch die Baustelle an der Prientalbrücke verursachte Stau. Die Unfälle endeten teils dramatisch – mit Schwerverletzten oder sogar tödlich. Umso wichtiger ist es, dass im Notfall die Rettungsdienste zur Unfallstelle durchkommen. Und dafür gibt es die Rettungsgasse – deren Bedeutung inzwischen bis zu jedem Autofahrer durchgedrungen sein sollte.
Bei einem Drittel
der Autofahrer ist die
Reaktion eher „zäh“
Doch ganz so einwandfrei läuft es trotzdem nicht, wie Polizeihauptkommissar Babl von der Autobahnpolizei Holzkirchen erklärt. Vorbildlich würden sich die Leute nicht verhalten, sagt er. „Bei zwei Dritteln der Autofahrer funktioniert es, bei einem Drittel ist es zäh. Da muss schon das Martinshorn hörbar sein.“ Viele Menschen seien einfach zu neugierig und würden noch sehen wollen, was passiert ist, und sich deshalb nicht richtig einordnen. Doch das kann teuer werden. Wer keine Rettungsgasse bildet, muss mit einem Bußgeld ab 200 Euro rechnen. Hinzu kommen zwei Punkte in Flensburg und ein einmonatiges Fahrverbot.
Eselsbrücke für das
richtige Verhalten ist
immer „zur Hand“
„Im Regelfall ist aber eine deutliche Verbesserung zu spüren im Vergleich zur Einführung, wo noch sehr viel Unwissen vorhanden war“, sagt Babl. Probleme treten außerdem meist dann auf, wenn die Fahrbahn dreispurig ist, macht er deutlich. „Wenn man bloß zwei Spuren hat, ist klar, wo die Rettungsgasse gebildet werden muss“, sagt Babl. Doch sein Kollege, Polizeihauptmeister Hart, hat für diesen Fall eine Eselsbrücke parat: Hält man die rechte Hand mit dem Rücken zu sich vor sein Gesicht, zeigt nur der Daumen nach links. Alle anderen Finger gehen nach rechts. Und so gilt es auch auf der Autobahn: Nur die linke Spur macht nach links hin Platz. Alle anderen weichen nach rechts aus.
Um das Einordnen zu erleichtern, würden manche Verkehrsleitsysteme außerdem bereits anzeigen, welche Spur man wählen muss. Aber: „Dass man bei einer Einsatzfahrt vorbildlich einfach durchkommt, das wird nie der Fall sein“, sagt Babl.
„Je länger es steht,
desto ungeduldiger
werden die Leute“
„Und je länger es steht, umso ungeduldiger werden die Leute.“ Da könne es auch vorkommen, dass Einzelne plötzlich wieder rausziehen oder gar jemand eine Tür öffnet. „Damit muss man rechnen“, macht Hart deutlich. Daher bewegen sich auch die Rettungsdienste nur langsam durch die Gasse.
Auch die Auffahrunfälle auf die Stauenden wundern die beiden Polizisten nicht. „Das wird immer so sein“, sagt Hart. Dass es über die Jahre weniger werden, sei nur den vielen technischen Hilfsmitteln wie Abstandswarnern oder -assistenten zu verdanken. „Die Unaufmerksamkeit, die Ablenkung durch das Handy, sorgen für fatale Unfälle – besonders auf der Autobahn“, so Hart. Oftmals lasse man sich vom fließenden Verkehr einlullen und wenn dann jemand plötzlich bremse, gebe es eine Kettenreaktion, die unvermeidbar ist. Die Nachricht an die Autofahrer ist also deutlich: Aufmerksam sein, Rettungsgasse bilden und die eigene Neugier und Ungeduld zurückstecken. Denn: Rettungsgassen können Leben retten.