Rosenheim – Zwölf Leute reden wild im Gemeindezentrum an der Erlöserkirche in Rosenheim durcheinander. An einem langen Tisch sind die Vertreter der Chöre zusammengekommen, die am Samstag, 24. Mai bei „Rosenheim singt“ mitmachen. „Wie viele Programmhefte sollen wir mitnehmen?“, „Steht in der Kirche ein Klavier?“ Alles Fragen, die Michael Gartner beantworten kann und muss.
Der Leiter des Chorkreises St. Quirinus ist der „letzte Überlebende“ des ursprünglichen Veranstaltungskomitees. „Seit 2019 gibt es ‚Rosenheim singt‘ alle zwei Jahre. 2021 haben wir eine Pause wegen Corona eingelegt. Dieses Jahr findet es zum dritten Mal statt“, erzählt Gartner. Er und die anderen vier Mitglieder des künstlerischen Beirats kümmern sich um die Organisation des Abends.
Ein Wanderkonzert
in Rosenheim
„Rosenheim singt“ ist eine Veranstaltung, bei der Leute zusammenkommen und gemeinsam die Musik feiern. Dafür geben Chöre über die Altstadt verteilt kleine kostenlose Konzerte und das Publikum kann von Auftritt zu Auftritt wandern. Eröffnet und geschlossen wird das ganze aber gemeinsam, als ein großer Chor, wo alle zusammenkommen und als eine Einheit singen. Gartner fasst es passend zusammen: „Es ist ein Wanderkonzert mit vielen unterschiedlichen Chören, an vielen verschiedenen Orten.“
Im Gemeindezentrum der Erlöserkirche ist es leiser geworden und die Versammlung der Chor-Vertretungen beginnt mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Im Uhrzeigersinn erzählt jeder etwas von sich und seinem Chor. „Wir reden seit Februar über dieses Konzert und die Kinder freuen sich schon unglaublich auf den Auftritt“, merkt Anitta Schulz an, als sie an der Reihe ist.Anitta Schulz leitet gleich zwei Kinderchöre: die Bella Bimbas, für Kinder im Alter von vier Jahren bis zur zweiten Klasse, und die Bimba Cantabile, für Kinder ab der dritten Klasse. Die Musikpädagogin hat die Chöre für „Rosenheim singt“ bei drei Liedern zusammengelegt. „Wir bereiten uns schon lange auf den Auftritt vor“, erzählt Schulz. Sie und ihre Chöre eröffnen die Auftritte im Lokschuppen.
Die Orte für die Kurzkonzerte organisiert der künstlerische Beirat. Aber auch eine Erlaubnis fürs Musizieren im öffentlichen Raum oder die Organisation von Toiletten und Verpflegung stehen auf der Liste der Dinge, die erledigt werden müssen. Gartner und der künstlerische Beirat haben viel zu tun. Dafür braucht es auch eine gewisse Finanzierung. Hier können sie auf zwei große Unterstützer zählen. Die Stadt Rosenheim und die Sparkassenstiftung finanzieren das ganze Projekt. „Ohne so einen Background könnten wir solch eine Veranstaltung nicht machen“, betont Gartner.
Dass sich die Finanzierung lohnt, hat sich in den vergangenen Jahren gezeigt. Obwohl es 2019 beim ersten Mal geregnet hat, war die Stimmung extrem positiv und gut, erinnert sich Michael Gartner. Somit wurde das Projekt „Rosenheim singt“ fortgeführt. Dieses Jahr nehmen 20 Chöre teil. Gemeinsam eröffnen sie auf dem Max-Josefs-Platz die Veranstaltung und Oberbürgermeister Andreas März hält eine Rede. Danach verstreuen sich die Chöre zu ihren Standorten: Lokschuppen, Ballhaus, Erlöserkirche, St. Nikolaus Kirche oder Künstlerhof.
Den letzten Auftritt im Lokschuppen hat Leni Feichtner mit ihrem Mädelschor, welchen es schon länger gibt. „Wir sind vor 30 Jahren aus einem Kinderchor entstanden“, erzählt sie. Sie und ihre Mädels, die Infinitones, waren vor zwei Jahren bereits dabei. „Wir freuen uns schon darauf“, sagt sie. Ihr Chor kommt aus Pfaffenhofen und bei den Vorbereitungen für „Rosenheim singt“ bemühen sich alle nochmal mehr, merkt Feichtner an. Vor zwei Jahren fanden sie die Stimmung so toll, dass sie dieses Jahr wieder dabei sind. Die tolle Stimmung ist für Gartner auch das, was die Veranstaltung ausmacht. „Alle sind immer in Bewegung und es gibt viele lachende Gesichter“, erzählt er. Bei diesem Abend steht „die Freude an der Musik und am Singen im Vordergrund“, ergänzt Gartner. Gleichzeitig motiviert den Leiter des Chorkreises St. Quirinus „die Vielfalt und Gemeinschaft“, die bei der Veranstaltung durch die unterschiedlichen Chöre entsteht. Für ihn ist die gute Stimmung bei dem Event der Punkt, für den sich die ganze Organisation und alle Hürden lohnen.
Diese Vielfalt, die Gartner so motiviert, findet man bei den Chören unter anderem in den unterschiedlichen Genren, die sie bedienen. Von Kinderliedern, klassischem Pop bis hin zur Kirchenmusik: „Es ist für jeden etwas geboten“, betont Gartner.
Ähnlich sieht es auch Feichtner: „Ich finde es selber interessant, den anderen Chören mit ihren unterschiedlichen Programmen zuzuhören. Da ist für jeden was dabei.“ Wen vor allem populäre Gospelmusik gefällt oder interessiert, ist bei Roman Kowalski und den Gospelsingers Rosenheim richtig. Den Chor gibt es bereits seit 14 Jahren und sie waren auch beim ersten Mal vor sechs Jahren dabei. „Das war super, die Leute waren begeistert und wollten Zugaben“, erinnert sich Kowalski, welcher stellvertretend für die Chorleiterin Kaja Ritter beim Treffen war. Für ihn ist es eine sinngebende Aufgabe, in einem Chor mitzuwirken und er leistet so seinen Beitrag zur Gesellschaft.
Zwei soziale
Projekte
Auch mit der Veranstaltung möchten Gartner und Co. etwas zurückgeben, weshalb sie zwei soziale Projekte mit Spendengeldern finanzieren möchten. „Wir brauchen noch ein paar Freiwillige, die bei jeder Location die Spenden einsammeln“, ruft Gartner die Anwesenden auf. Einige melden sich freiwillig, die Spenden an ihrem Veranstaltungsort einzusammeln, andere wollen den Aufruf in ihre Gruppen weitergeben.
Damit sind alle Punkte auf der Liste von Michael Gartner abgehakt. Die Chor-Vertreter nehmen sich die bereitliegenden Programmhefte mit. Alle freuen sich auf unterschiedliche Punkte des Abends am 24. Mai. Gartner freut sich darauf, wenn alle am Ende am Salzstadel zusammenkommen und gemeinsam singen: Sänger, Chöre und Publikum. „Das ist dann der Chor der 1000 Stimmen. Ein bisschen wie im Fußballstadion, nur etwas schöner.“ Und auch die Kinder von Schulzs Chören freuen sich auf eine spezifische Sache: „Das Wichtigste ist für sie, dass Oberbürgermeister März da sein wird“, erzählt die Chorleiterin lachend.