In Rosenheim fehlen Kitaplätze

von Redaktion

Trotz zahlreicher Neubauten und Aufstockungen: 340 Kinder gehen bisher leer aus

Rosenheim – Bei Sabine Hilger laufen die Fäden zusammen. Die Leiterin des Amtes für frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung in der Stadt Rosenheim sorgt dafür, dass jedes Kind, das einen Kita-Platz braucht, auch einen bekommt. Auch wenn das nicht immer einfach ist. Denn in der Stadt fehlt es – wie bereits in den Vorjahren – an Plätzen.

Und das, obwohl in den vergangenen Jahren immer wieder eifrig nach Lösungen gesucht und Gebäude aufgestockt wurden. Gereicht hat es am Ende nicht. Auch wenn sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr verbessert hat. Während damals knapp 500 Kita-Plätze fehlten, sind es heuer – im Moment – um die 340.

Bedarf größer als das
bestehende Angebot

Insgesamt kann die Stadt Rosenheim derzeit 664 Krippen- und 2210 Kindergartenplätze anbieten. Der Bedarf ist jedoch deutlich größer. So sind bei der Verwaltung am Ende des Anmeldezeitraums am 14. März 1145 Anmeldungen für einen Platz in einem Kindergarten, einer Kinderkrippe oder in einer Kindertagespflege eingegangen.

Bedeutet im Umkehrschluss: Nicht für jedes Kind konnte bisher ein Platz gefunden werden. So stehen derzeit (Stand 9. Mai) 64 Kinder unter drei Jahren auf der Warteliste. Bei den Kindergartenkindern sind es mit 276 deutlich mehr. Ein kleiner Lichtblick: „In vier Kinderkrippen und in einigen Großtagespflegen gibt es noch einzelne freie Plätze“, erklärt Christian Baab, Pressesprecher der Stadt Rosenheim.

Einige Eltern werden dennoch mit Absagen rechnen müssen. „Am 31. März wurde damit begonnen, die Zusagen über das BayernPortal-Postfach zu verschicken“, erklärt Baab. Sollten die Eltern bei keiner ihrer Wunsch-Kitas eine Zusage erhalten, bleibt ihr Kind dennoch im Online-Anmeldeportal. „Jede der priorisierten Kitas kann jederzeit eine Platzzusage erteilen, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind“, fügt der Pressesprecher hinzu.

Hinzu kommt, dass in den kommenden Monaten auch weitere Plätze geschaffen werden sollen. So werden im Kinderhaus an der BayWa-Wiese 50 Kindergarten- und zwölf Krippenplätze geschaffen. Mit einer Fertigstellung wird spätestens im Juni gerechnet. Auf dem Campus an der Pürstlingstraße wird zudem gerade das Sportheim umgebaut. Ab September soll hier zusätzlicher Platz für 50 Kindergartenkinder geschaffen werden. Des Weiteren laufen die Planungen für eine Aufstockung des Kinderhauses in Pang und eine Erweiterung der Kinderkrippe an der Hailerstraße.

„Seit 2020 haben wir 292 Kindergartenplätze, 75 Hortplätze und rund 110 Tagespflegeplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen“, sagt Christian Baab auf OVB-Anfrage. Und doch bleibt die Frage, warum gefühlt immer erst kurz vor dem Start ins neue Kita-Jahr bekannt wird, dass nicht genügend Plätze zur Verfügung stehen. „Die Jugendhilfeplanung wird laufend aktualisiert und im Ausschuss für Kinder, Jugendliche und Familien bekanntgegeben“, sagt Baab. Das Problem sei mittlerweile in erster Linie tatsächlich der Fachkräftemangel.

So bringen zusätzliche Plätze nur dann etwas, wenn auch genügend Personal vorhanden ist. Und genau das ist in Rosenheim eben nicht der Fall. „Bedingt durch den Fachkräftemangel können ganze Gruppen nicht belegt werden“, erklärt der Pressesprecher. Auch komme es dadurch vor, dass nur weniger Kinder aufgenommen werden können. Heißt für den Start im September: Aufgrund des fehlenden Personals werden etwa 24 Plätze für Kinder unter drei Jahren und etwa 50 Plätze für die über Dreijährigen nicht belegt.

Um zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen, hat die Stadt gemeinsam mit den freien Trägern einen Imagefilm produziert. Auch wurde ein Programm verabschiedet, um Erziehern über die Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft (GRWS) einen leichteren Zugang zum Wohnungsmarkt zu verschaffen.

Zudem weist Christian Baab daraufhin, dass alle Kita-Träger eigene und unterschiedliche Benefits bieten – beispielsweise ein Jobticket, Urlaubstage außerhalb der Schließzeiten, ein Wellpass sowie einen Kita-Platz für Kinder des pädagogischen Personals. „Wir forcieren zudem die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, der Arbeitsagentur sowie der Fachakademie und der Kinderpflegeschule“, erklärt der Pressesprecher. Auch Quereinsteiger seien erwünscht und willkommen.

Rechtseinspruch kann
eingeklagt werden

Doch bis genügend Personal gefunden ist, wird es auch weiterhin Eltern geben, die vergeblich auf einen Kitaplatz warten. In diesem Fall haben Eltern die Möglichkeit, ihren Rechtsanspruch einzuklagen. Grundsätzlich gilt: Ein Betreuungsplatz muss nicht in der Nähe der Wohnung liegen. In Städten heißt das, dass Eltern ein Platz zugeteilt werden kann, der mit den öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb von 30 Minuten erreichbar ist. „Wird ein zumutbarer und geeigneter Kita-Platz im Stadtgebiet von Rosenheim abgelehnt, ist der Rechtsanspruch verwirkt“, ergänzt Baab. Eltern können den Rechtsanspruch unter der E-Mail-Adresse kinderbetreuung@rosenheim.de anzeigen. Im gleichen Atemzug weist der Pressesprecher aber auch daraufhin, dass alle Kitas auch unterjährig Zusagen erteilen können, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind.

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