„Sie geben dort Halt, wo oft keiner mehr ist“

von Redaktion

Anita Eggart und Waltraud Gelner für jahrzehntelanges Engagement mit dem Sozialpreis der Stadt Rosenheim ausgezeichnet

Rosenheim – Anita Eggart und Waltraud Gelner sind seit vielen Jahren ehrenamtlich für andere da. Ihr Wirken findet außerhalb der großen Öffentlichkeit statt. Nun standen sie aber selbst im Rampenlicht: Die beiden Frauen wurden mit dem Sozialpreis der Stadt Rosenheim ausgezeichnet.

Seit 1996 wird der Sozialpreis der Kultur- und Sozialstiftung Dr. Michael Stöcker in unregelmäßigen Abständen an Personen oder Organisationen vergeben, die sich besonders um das soziale Wohl der Menschen in der Stadt Rosenheim verdient gemacht haben. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Anita Eggart vom Bürgerhaus E-Werk in der Endorfer Au und Waltraud Gelner vom Bürgerhaus Miteinander in der Lessingstraße.

Wurzeln in
der Endorfer Au

Die Feierstunde fand im großen Rathaussaal statt. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Volksmusikgruppe „d‘ Innspiration“. Zu den Gästen zählten neben Familienangehörigen und langjährigen Weggefährten auch Vertreter aus Politik und Gesellschaft.

„Ihr Engagement, ihr Herzblut und ihre Ausdauer stehen sinnbildlich für das, was unsere Stadtgesellschaft ausmacht, für ein Miteinander, das nicht laut, aber tief wirkt“, meinte Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März zu dem langjährigen sozialen Schaffen, das sowohl Anita Eggart als auch Waltraud Gelner auszeichnet.

Die Wurzeln von Anita Eggart liegen in der Endorfer Au – einem Stadtteil, der über die Jahre viele Veränderungen durchlaufen hat. Ihr sichtbares Engagement begann vor über 25 Jahren bei der Rosenheimer Tafel. Ab 2005 engagierte sich Eggart im Bewohnerbeirat der Endorfer Au. „Mit Herz und Verstand brachte sie sich ein, um das Leben im Viertel Stück für Stück zu verbessern“, so Christian Salberg, Dezernent für Schule, Sport und Soziales, in seiner Laudatio. Anita Eggart sammelte Spenden für das erste Bürgerhaus der Endorfer Au, machte sich für eine Buslinie im Viertel stark und initiierte bei der GRWS Wohnungsbaugesellschaft eine große Sperrmüllaktion. Außerdem half sie mit Rat und Tat bei der Organisation von Festen in der Endorfer Au mit und setzte sich für eine bessere Beleuchtung des Werkskanals ein. Auch heute noch ist Anita Eggart zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wird, beispielsweise bei der wöchentlichen Tafel-Ausgabe, beim Seniorenkaffee und beim monatlichen Mittagstisch der Bürgerstiftung. „Ihr Einsatz hat über Jahre hinweg dazu beigetragen, dass die Endorfer Au nicht nur als Wohnort funktioniert, sondern als Lebensraum begriffen wird“, sagte Christian Salberg. Es sei alles andere als selbstverständlich, dass jemand über so viele Jahre hinweg verlässlich für andere da sei: „Sie haben das getan – mit Geduld, mit Ausdauer und mit dem festen Glauben daran, dass auch kleine Dinge zählen.“

Ein Leben
für andere

Ein Leben für andere zeichnet auch Waltraud Gelner aus. 1960 zog sie von Niedersachsen nach Bayern, zuerst nach Germering, später nach Rosenheim. „Als ausgebildete Kinderpflegerin hatte sie schon früh einen Blick für die Bedürfnisse anderer“, berichtete Christian Salberg.

Bereits mit 25 Jahren engagierte sich Waltraud Gelner in ihrer Pfarrgemeinde – und dieses Engagement hat sie bis heute nicht mehr aufgegeben. „Es ist nicht übertrieben zu sagen: Sie sind dem Ehrenamt treu geblieben wie andere einem Beruf“, so Salberg in der Laudatio.

Auch das Engagement von Waltraud Gelner ist breit gefächert. Bereits in den 1990er-Jahren brachte sie sich bei der Tafel des Diakonischen Werks ein. Sie verkaufte Rosen für die Diakonie, half beim Awo-Mittagstisch mit, unterstützte bei der Selbsthilfegruppe für Adipositas und wirkte bei vielen Festen und Veranstaltungen mit. Ab 2005 engagierte sie sich im „Miniladen“ in der Lessingstraße und wurde auch im „Bürgerhaus Miteinander“ aktiv.

Ihr Herzensprojekt ist nun bereits seit über 35 Jahren die Teestube, ein Treffpunkt für Menschen mit psychischen Belastungen, in dem sie bei Anträgen, Alltagsfragen und Behördengängen hilft und Ausflüge und gemeinsame Unternehmungen organisiert.

„Sie geben dort Halt, wo oft keiner mehr ist“, sagte Salberg und erinnerte an einen besonders bewegenden Moment in dem jahrzehntelangen Engagement von Waltraud Gelner: die Hochzeit eines Paares im Jahr 2016, das sich in der Teestube kennengelernt hatte: „Ein Beweis, dass aus Verlässlichkeit und Zuwendung echte Lebensfreude entstehen kann.“ Was Waltraud Gelner auszeichne, sei ihre Haltung: „Sie helfen, ohne zu urteilen, sie unterstützen, ohne zu drängen. Und sie bleiben bei den Menschen – auch dann, wenn es schwierig wird.“

Die Auszeichnung des mit jeweils 1000 Euro dotierten Sozialpreises übernahm Oberbürgermeister Andreas März gemeinsam mit dem ehemaligen Stadtdirektor Diethard Schinzel. Karin Wunsam

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