Rosenheim – Sie zerfleischen ihre Beute und fressen Tiere, die eigentlich unter Artenschutz stehen: Fischotter sorgen auch in der Region Rosenheim für Ärger. Seit 2023 leitet Axel Bartelt den Landesfischereiverband. Er kennt die Probleme, weiß, wo es Verbesserungen braucht. Am Wochenende ist er anlässlich des Landesfischereitags zu Besuch in Rosenheim – gemeinsam mit Staatsministerin Michaela Kaniber und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger. Bereits vorab gibt Bartelt einen Einblick, um welche Themen es gehen soll – und erklärt, wieso der Fischotter ein massives Problem ist.
Fischotter sind in der Region inzwischen zu einem großen Problem geworden.
Nicht nur in der Region Rosenheim. Wir haben in Bayern insgesamt rund 1500 Fischotter. Ein Lichtblick: Wir haben seit dem vergangenen Jahr eine gesetzliche Regelung gefunden, welche die Situation verbessern könnte. Die bayerischen Naturschutzverbände scheinen damit einverstanden zu sein, stattdessen gibt es jedoch Klagen aus Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Was haben die mit den bayerischen Fischottern zu tun?
Nichts. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gibt es so weit mir bekannt noch nicht einmal Fischotter. Aus diesem Grund haben wir die Forderung erhoben, dass Verbände außerhalb Bayerns nicht unsere Lösungen beklagen sollten. Denn das führt nur dazu, dass Teichwirte und Forellenzüchter, die in Bayern ohnehin am Rand ihres Existenz-Minimums stehen, weiterhin im Regen stehen gelassen werden. Aus diesem Grund sollte ein Verbandsklagerecht in meinen Augen nur von denjenigen ausgeübt werden, die tatsächlich unmittelbar betroffen sind.
Wie will man gegen den Fischotter vorgehen?
Es gibt seit dem 15. August 2024 eine artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung. Die sieht vor, dass Fischotter in Gebieten, in denen es Teichwirtschaften mit hohen Schäden gibt, in beschränktem Maße geschossen oder lebend entnommen werden dürfen.
Was heißt das konkret?
Soweit beantragt, können sogenannte Lebendfallen aufgestellt werden. Wenn ein Fischotter in die Falle geht, schauen wir, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt. Dies ist beim Fischotter optisch aber sehr schwer möglich. Sollten wir ein Weibchen gefangen haben, wird das Tier umgehend wieder freigelassen. Unter anderem deshalb, weil wir nicht wissen, ob das Weibchen Junge hat, die dann verhungern würden. Wenn eine Geschlechtsbestimmung nicht möglich ist, werden die Tiere in der Falle gewogen. Soweit sie unter 3,1 Kilogramm oder mehr als 8,5 Kilogramm haben, dürfen sie erlegt werden. Andernfalls müssen sie umgehend und unverletzt wieder freigelassen werden.
Grausam ist, dass die Tiere erlegt werden müssen.
Leider ja, aber wir müssen es schaffen, die Balance in der Natur wiederherzustellen. Denn was man nicht vergessen darf: Der Fischotter frisst auch andere geschützte Tierarten. Beispielsweise die ganzen Uferbrüter, Perlmuscheln und gefährdete Fischarten wie den Huchen – auch Donaulachs oder Rotfisch genannt. Dadurch entsteht wieder ein neuer Artenschutz-Konflikt.
Also sorgt der Fischotter für massive Probleme?
Ja, das geht auch immer wieder aus Gesprächen mit den Fischern hervor. Die sind zum Teil sehr verzweifelt. Bei der Veranstaltung in Rosenheim werde ich auch Bilder zeigen, die zum Teil grausam sind, aber das Leid der Fische gut veranschaulichen. Denn Fischotter fressen nicht den kompletten Fisch. Sie fressen zum Teil nur die Leber oder beißen den Fischen in den Kopf oder in die Schwanzflosse. Die Tiere sind dann zum Teil so massiv verletzt, dass sie daran sterben.
Furchtbar.
Ja, und da muss man sich schon die Frage stellen: Warum ist der Aufschrei so groß, wenn ein Lamm oder Schaf von einem Wolf gerissen wird? Was der Fischotter treibt, scheint keinen zu interessieren. Und natürlich kann ein Fisch nicht schreien. Aber der leidet mit Sicherheit genauso, wenn er zerfleischt wird.
Wie ist die generelle Lage in den Gewässern Bayerns?
Die Fischbestände stagnieren auf einem mittleren Niveau. Wir haben großteils sehr gute, saubere Gewässer in Bayern. Da wurde sehr viel getan. Probleme gibt es trotzdem, unter anderem, wenn wir auf den Huchen schauen. Dabei handelt es sich, neben Waller und Hecht, um den größten Raubfisch, den wir in Bayern haben. Leider ist der Bestand in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen – unter anderem aufgrund des Fischotters. Diesem Trend versuchen wir jetzt entgegenzuwirken, indem wir uns auf dem Landesfischereitag in Rosenheim speziell dem Huchen widmen.Interview: Anna Heise