„Wir spielen nicht nur mit den Kindern“

von Redaktion

Fachkräftemangel, schlechte Vergütung, Spannungen – Erzieher fordern Anerkennung

Rosenheim – Zu wenig Personal, überforderte Erzieher, fehlende Betreuungsplätze: In den Kitas kriselt es. In Rosenheim will man dem entgegenwirken. Deshalb fand jetzt der dritte pädagogische Fachkongress im Kuko statt. Doch wie ist die Stimmung unter denen, die in der Kinderbetreuung tätig sind?

Der Fachkräftemangel betrifft viele Kitas, auch in der Region, doch in Griesstätt können sie „wenig jammern“, sagt die Leiterin der Kinderkrippe, Lea Pecher.

Grundlegender
Wandel im Umgang
mit den Kindern

Die 25-Jährige ist auch beim Kongress in Rosenheim dabei und erzählt von einem grundlegenden Wandel, den sie aktuell als Problem bei Kitas identifiziert. „Aktuell passiert ein Wandel in der Pädagogik und der Erziehung zu Hause“, sagt die Leitung der Kinderkrippe. Dabei entsteht laut der Höslwangerin ein Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Ansätzen der Erziehung in den Kitas und denen der Eltern.

Hier muss man neu ansetzen und schauen, was brauchen die Kinder und die Familien, meint Pecher.  Für die Zukunft hat Pecher trotz der guten Situation in ihrer Kita Wünsche. Zum einen müsse die Vergütung für diesen doch wichtigen Beruf angepasst werden. „Das Gehalt muss dem Niveau, dem wir entsprechen, gerecht werden“, betont die 25-Jährige. Außerdem sieht sie ein Problem in den Änderungen der Ausbildung, denn es wurde ein Praxisjahr gestrichen. „Junge Erzieher brauchen Praxiserfahrung“, appelliert sie.

Doch nicht in allen Kitas gibt es genügend Fachkräfte. Ein Betroffener, der anonym bleiben möchte, erzählt von schwierigen Umständen. Dabei fehlt es nicht nur an Personal, sondern entsprechen auch die Gebäude nicht den Bedürfnissen. „Das sind alte Gebäude, es braucht eine Sanierung“, fordert er. Dabei lebt seine Einrichtung in einem ewigen Kampf mit der Gemeinde.  Er würde sich wünschen, von der Gemeinde ernster genommen zu werden. „Was wir machen, ist ein Dienst. Wir spielen nicht nur mit den Kindern“, prangert er an. Zudem ist auch ihm wichtig, dass seine Arbeit und die seiner Kollegen ernster genommen und anerkannt wird, wie wichtig sie ist. Denn in der heutigen Zeit arbeiten oft beide Elternteile, was ohne eine Kita nicht möglich wäre, sagt der Kita-Mitarbeiter.

Besser ist die Situation in Waldorfeinrichtungen, wie zwei Angestellte erzählen, die ebenfalls lieber anonym bleiben wollen. „Wir haben tatsächlich genug Personal, das auch gut ausgebildet ist“, erzählt eine von ihnen. Auch die Eltern würden viel mitarbeiten. Natürlich sei es auch mal stressig, doch es gebe keine personellen Engpässe.

„Wir sehen und hören aber die Kollegen und verstehen die Probleme“, betont sie. In anderen Kitas fehle es oft an Leuten – und auch an Qualität. „Erziehung müsste anders eingestuft werden. Man sagt immer, dass Kinder unsere Zukunft sind. Aber so wirklich in die Erziehung investieren will man nicht“, sagt eine der beiden Angestellten. Geld werde zwar oft für die Gebäude, aber nicht für das Personal ausgegeben.

Man braucht
sämtliche Kräfte –
gesund und positiv

Zudem müsse man als Erzieher gesund und positiv sein. „Wer als Wrack zur Arbeit geht, hat auch keine Nerven, die Kinder zu erziehen.“ Für 14 Kinder in einem Raum brauche man sämtliche Kräfte. „Dann ist der Beruf auch noch insgesamt schlecht bezahlt“, sagt die Pädagogin.

„Dabei sind diese Einrichtungen eigentlich so wichtig“, merkt ihre Kollegin an. „Die Kinder verbringen immer mehr Zeit dort.“ Die beiden Erzieherinnen wünschen sich mehr Anerkennung für den Beruf – vor allem für ihre Kollegen. „Wir als Waldorfeinrichtung sind eine Insel der Glückseligen“, betont eine. Das sei leider derzeit noch die Ausnahme.

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