„Jenseits von Gut und Böse“

von Redaktion

Kritik am Zustand der Klos an Rosenheimer Badeseen – Eine Gruppe im Verdacht

Rosenheim – Verunreinigung, Verstopfung und Vandalismus: Die Situation der öffentlichen Toiletten in Rosenheim sorgt immer wieder für Kritik. Auch an den Badeseen. Doch wie kann man die Situation verbessern? Und wer ist schuld an der Situation? Ein Pächter packt aus. Die Toilettensituation in Rosenheim ist ausbaufähig. Davon ist Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen überzeugt. „Insbesondere an den Badeseen lassen die hygienischen Zustände zu wünschen übrig“, sagte sie während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.

Übersicht über
Toiletten an Badeseen

Um einen Eindruck über die Gesamtsituation zu erhalten, hatte ihre Fraktion – gemeinsam mit ÖDP-Stadtrat Horst Halser – die Verwaltung gebeten, eine Übersicht über die Toiletten an den Badeseen zu erstellen. Beantwortet werden sollten unter anderem die Fragen, welche Anlagen vorhanden sind, wie es mit der Barrierefreiheit aussieht und wie es um die Hygiene bestellt ist.

Da am Floriansee keine Toilettenanlagen vorhanden sind, waren Mitarbeiter der Verwaltung lediglich am Happinger See und am Happingerausee vor Ort. Am Happingerausee befindet sich der Koko-Beach-Pavillion, den lange Zeit Claudia Kokoschka betrieben hat. Mittlerweile hat sie ihn jedoch unterverpachtet. Am Happinger See gibt es den Kiosk „Selt‘ am See“ von der Familie Kirner.

An beiden Standorten sind Toiletten vorhanden. Am Happingerausee gibt es laut Verwaltung fünf Toilettenkabinen für Damen, zwei Kabinen für Herren, vier Pissoirs für Herren und ein Behinderten-WC, das auch als Personal-WC verwendet wird. Den Schlüssel dafür gibt es am Kiosk. Am Happinger See gibt es drei Toilettenkabinen für Damen, zwei für Herren sowie vier Urinale. Barrierefreie Anlagen gibt es an keinem der beiden Standorte.

Kritik an fehlender
Barrierefreiheit

Kritik dafür gab es während der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. „Die Barrierefreiheit sollte bei allen Toiletten gewährleistet sein“, waren sich sowohl Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP als auch Stadträtin Ricarda Krüger (SPD) einig.

Nachvollziehen kann Sebastian Kirner, Betreiber des Kiosk „Selt‘ am See“, die Kritik. „Die Beschwerde ist berechtigt“, sagt er am Telefon. Doch barrierefreie Containeranlagen zu finden, sei mit hohen Kosten verbunden, ebenso die tägliche Reinigung und Pflege. „Wenn dann müssten wir darüber nachdenken, die Anlagen als Festbau zu konzipieren“, sagt er. Das lasse sich jedoch nicht von heute auf morgen umsetzen.

Im vergangenen Jahr habe sich Kirner dazu entschlossen, die Toiletten auf eigene Faust zu betreiben. Seitdem können Besucher die Anlagen von April bis September an Schönwettertagen, jeweils von 10 bis 22 Uhr nutzen. Einen Monat später werden auch die Toiletten am Happingerausee eröffnet. Bis September können die Anlagen hier tagsüber genutzt werden. In beiden Fällen kümmern sich die Pächter um die Reinigung.

Und die sorgte zumindest bei einigen Stadträten ebenfalls für Kritik. „Beim Happinger See geht man sehr ungern auf die Toilette. Wir würden uns wünschen, dass die Stadt mehr dahinter ist“, sagte Sonja Gintenreiter während der Sitzung. Robert Multrus pflichtete ihr bei und regte an, die Situation vor Ort regelmäßig zu überprüfen.

Statt die Schuld bei den Mietern und Pächter zu suchen, appellierte Stadtrat Herbert Borrmann (CSU) eher an die Nutzer. „Ein Großteil hinterlasst die Toiletten in einem Zustand jenseits von Gut und Böse“, sagte er. Hier müsste man sich ihm zufolge etwas einfallen lassen. „Eine Videoüberwachung kommt natürlich nicht infrage“, schob er hinterher.

Weg von kostenlosen
Angeboten?

Trotzdem sei möglicherweise der Zeitpunkt gekommen, sich von kostenlosen Angeboten zu verabschieden. „Dann hätten wir natürlich wieder das Problem mit den Wildbieslern“, gab Borrmann zu Bedenken. Alles in allem könnte man die Probleme jedoch nicht komplett auf den Pächtern abladen. Es ist eine Aussage, die Sebastian Kirner freuen dürfte.

Er selbst weiß um die Situation in und um seine Toiletten. „Täglich muss man sehr oft schauen, ob alles in Ordnung ist“, sagt er. Je wärmer das Wetter, umso aufwendiger seien die Reinigungsarbeiten. „An manchen Tagen ist es schon eine Herausforderung“, ergänzt er. Es seien vor allem die Camper, die für das Chaos auf seinen Toiletten verantwortlich wären – oft zu Lasten der normalen Badegäste.

Dennoch spricht er sich gegen eine Gebühr für die Nutzung der Toiletten aus. „Sobald wir Geld verlangen, erwarten die Gäste zu Recht, dass alles jederzeit in einwandfreiem Zustand ist. Doch gerade an stark frequentierten Tagen können wir diesen Anspruch wohl nicht immer erfüllen“, sagt er.

Appell, Situation
zu verbessern

Doch es sind nicht nur die Toiletten an den Badeseen, die für Unmut sorgen. Geht es nach Peter Rutz, Fraktionsvorsitzende der Grünen, müsse in der gesamten Stadt nachgebessert werden. „Wir müssen das auf die Reihe bekommen. Auch mit Blick auf den Tourismus. Es ist ein wichtiges Thema für das Prestige einer Stadt“, so Rutz weiter. Er plädierte deshalb dafür, die Situation zeitnah in den Griff zu bekommen. „Es sollte nicht nur bei einem Lippenbekenntnis bleiben. Wir müssen schnell handeln“, fügte er hinzu.

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