„Zeigen wir unser Leben“

von Redaktion

Christopher Street Day in Rosenheim war so bunt und vielfältig wie die Liebe

Rosenheim – „Wir sind wir – wir sind lesbisch, schwul, queer, anders – aber wir sind da!“ Dieses Motto prägte den Demonstrationszug und das bunte Rahmenprogramm am Christopher Street Day am Samstag in Rosenheim. „Seit drei Jahren als Verein LGBTQ+Rosenheim und als gemeinnützig anerkannt, sind wir stolz, diese Demo zu veranstalten“, so deren Sprecherin Anna Gmeiner.

Rund 500 Teilnehmer, wobei die jüngere Generation deutlich in der Überzahl war, zogen bei sommerlichen Temperaturen vom Mangfallpark in die Innenstadt, belebten Ludwigsplatz, Max-Josef-Platz, Riedergarten und Salinpark. Singend, tanzend, lachend, zufrieden, sich umarmend und küssend. Das Symbol des Regenbogens – als Fahne, Wimpel oder Aufkleber – war das bestimmende Erkennungszeichen. Manches Outfit war für Außenstehende sicher nicht ganz alltäglich. Und so gab es am Rande des Demonstrationszuges auch Kommentare wie „Warum so?“. Doch die wurden fröhlich kommentiert mit einem „Lass Sie, wenn Sie es wollen!“ Anna Gmeiner, Studentin der Soziologie und Pädagogin, ermunterte die Teilnehmer beim Zwischenstopp am Salinpark: „Zeigen wir unser Leben!“ Dieses beginne bereits im Elternhaus, sagte sie. Und, so ihr Wunsch: Um junge Menschen nicht unter Druck zu setzen, wenn sie sich über ihre Sexualität noch nicht im Klaren seien, sollte die erste Frage nicht auf „Freund“ oder „Freundin“ abzielen, sondern einfach und besser lauten: Hast Du einen Partner? Der bunte Demonstrationszug durch die Stadt stand unter dem Motto „Existenz ist Grund genug – zwischen Glitzer, Kampf und Hoffnung“. Deshalb betonte Gmeiner auch: „Wir sind wie alle anderen Mitbürger, eingebunden in das tägliche Leben der Gesellschaft, wir lieben nur anders. Und das sollte man uns zugestehen“, so ihre Forderung. Alex Saalfeld managte die Parade mit Mikro, Musik und aufmunternden Parolen. Doch bei allem öffentlichen „Glitzer“ wurde in persönlichen Gesprächen auch deutlich, welchen Problemen sie ausgesetzt sind, wenn sie sich zu erkennen geben. Malermeisterin und Kirchenmalerin Stefanie berichtete beispielsweise darüber, dass ihr bei Restaurierungen oft der unausgesprochene Zweifel begegne, ob die Heiligenfigur bei ihr wohl in den richtigen Händen sei. Sie engagiert sich im Verein Buntes Handwerk, einer bundesweit tätige Initiative, die ihr Geborgenheit gebe, wie sie sagt. Aber auch ein Trachtler, Mitglied bei den schwulen Plattlern, fühlt sich in der Öffentlichkeit oft nur auf seine Sexualität reduziert. Eins einte alle Teilnehmer: die Sorge um die politischen Veränderungen. An Ständen konnten sich die Besucher informieren und fanden Ansprechpartner für ihre Fragen. In Erinnerung an Menschen, die wegen ihres Seins starben, wurden Blumen niedergelegt. Schwitteck

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