Rosenheim – Für Saverio La Becca ist der größte Traum seines Lebens in Erfüllung gegangen. Auch wenn der Weg dorthin über 30 Jahre gedauert hat. Der 52-jährige Italiener sitzt mit seiner Frau Petra Holzmann und Tochter Natascha an einem Tisch mitten in seinem neuen Restaurant „La Piazzetta“ in der Traberhofstraße in Happing. Die Wände sind mit Spiegeln dekoriert, in einem Eck des Raums steht ein Pizzaofen und gegenüber der Eingangstür hat eine Bar ihren Platz gefunden. Während La Becca sich im Lokal umschaut, huscht immer wieder ein Lächeln über sein Gesicht. Zufrieden sei er, sagt er. Sowohl mit den ersten Wochen seit der Eröffnung im Mai als auch mit dem fertigen Restaurant.
Hektischer Abend
nach Neueröffnung
So ruhig wie an diesem Vormittag sei es aber sonst nicht. „Am ersten Tag sind wir ein bisschen überrannt worden“, sagt Petra Holzmann. Nur 15 Minuten nachdem sie zum ersten Mal aufgesperrt hatten, sei das Lokal komplett voll gewesen. Da sei der Familie erst mal ein Stein vom Herzen gefallen. Eine der größten Sorgen war, dass sie aufmachen und niemand kommt. Der erste Abend sei aber trotzdem „brutal gewesen“. Das Team mit Koch, Pizzabäcker und Service sei noch nicht eingespielt gewesen. Funktioniert habe aber – auch dank der verständnisvollen Gäste – am Ende alles. Er habe auch nichts anderes erwartet, sagt Saverio La Becca mit einem Lachen. Er sei schon so lange in der Gastronomie, dass er wisse, was auf einen zukommt. Der 52-Jährige kam vor über 30 Jahren nach Deutschland – der Liebe wegen. Obwohl er in der Heimat den Beruf des Landvermessers gelernt hatte, ging es direkt in die Gastro. „Allein schon wegen der Sprache“, sagt La Becca. Trotz fehlender Deutschkenntnisse habe er sofort Arbeit in einem italienischen Restaurant in Kolbermoor gefunden. „Dort findet man als Italiener am schnellsten einen Job“, sagt der 52-Jährige.
Die Leidenschaft für die italienische Küche brachte er von zu Hause mit. „Meine Mama hat sehr viel gekocht und selbst gemacht“, erzählt Saverio La Becca. Er stammt aus einem kleinen süditalienischen Dorf in den Bergen mit dem Namen Episcopia – zwischen den beiden Städten Matera und Potenza am unteren Ende des „Stiefels“. „Wir haben kaum Touristen und es gibt sehr viel Natur“, sagt der Italiener. Deshalb komme vor allem das auf den Teller, was die Natur gerade zu bieten hat. Das soll sich auch auf der Speisekarte in seinem Rosenheimer Restaurant widerspiegeln, sagt La Becca. Neben typischen italienischen Gerichten wird es auch wechselnde Speisen mit Produkten aus der Region geben. Sobald es kälter wird, steht dann auch die Bohnensuppe nach dem Rezept der Mama auf der Karte. „Das ist wie ein Eintopf und mein Lieblingsessen“, sagt der Italiener. Eine Besonderheit gibt es aber bereits jetzt schon in seinem Restaurant: „Das ist eine Lachs-Pizza in der Form eines Fisches.“
Obwohl er bei den ganzen kulinarischen Erinnerungen an die Heimat nicht nur einmal Heimweh hatte, hat sich Saverio La Becca irgendwann entschieden, in Deutschland zu bleiben – wieder wegen der Liebe. Während eines zweiten Jobs neben der Gastro habe er seine Frau kennengelernt. „Als ich sie gesehen habe, hat mich der Blitz getroffen, das war Liebe auf den ersten Blick“, sagt der 52-Jährige.
Da aber keiner von beiden die Sprache des anderen beherrschte, griffen sie in der Anfangszeit jedes Mal zum Wörterbuch. So hätten die ersten Dates auch gleich mal ein paar Stunden gedauert. Trotzdem oder auch genau deswegen hätten sie sich sofort ineinander verliebt. „Das ist die schönste Liebesgeschichte, die es gibt“, sagt Natascha Holzmann. Aufgrund der kleinen Familie zog sich Saverio La Becca dann auch aus der Gastronomie zurück, um mehr Zeit zu haben. „Der Wunsch, ein eigenes Restaurant zu führen, ist aber immer geblieben“, sagt er.
Bauchgefühl der Frau
gibt den Ausschlag
Ende Februar 2025 erfuhr er davon, dass das Restaurant in der Traberhofstraße zu haben ist. Relativ schnell fiel die Entscheidung, zuzugreifen. „Auch, weil das Bauchgefühl meiner Frau ‚Ja‘ gesagt hat“, sagt der Italiener. Danach sei es Schlag auf Schlag gegangen. „Es folgten viele schlaflose Nächte, da wir am 1. Mai eröffnen wollten und es viel zu erledigen gab“, erinnert sich Petra Holzmann.
Die Familie habe beim Umbau des Restaurants fast alles selbst gemacht. Um die ganzen Ideen umsetzen zu können. Der Boden musste verlegt, die Wände tapeziert und die Theke verschoben werden. Etwas mehr als eine Woche vor der geplanten Eröffnung seien sie fertig geworden. „Da wir noch ein bisschen Luft hatten, sind wir nach Italien gefahren und haben dort extra das Geschirr geholt“, sagt Petra Holzmann.
Sie und ihre Tochter helfen so oft es geht im Restaurant mit. Schließlich soll das Lokal ein Ort sein, an dem alle zusammenkommen. Daher sei auch die Wahl auf den Namen „La Piazzetta“ gefallen. „Das bedeutet ‚kleiner Platz‘“, erklärt Saverio La Becca. Auf diesen kleinen Dorfplätzen treffen sich in Italien alle Menschen von früh bis spät, um Kaffee zu trinken, Karten zu spielen, einen Aperitif zu trinken oder einfach nur Zeit miteinander zu verbringen. Und dieses italienische Lebensgefühl aus seinem Heimatdorf will La Becca nach Rosenheim bringen.